Das helle Gesicht
ehrlich, da war ich sofort in ihn verschossen. Er ritt den Rappen, sah wie ein Rancher aus. Prächtiger Bursche. Ich war versessen auf ihn. Da hatte er auch noch Mumm in den Knochen. Hätte er nicht das Steer-wrestling mitmachen können? Er hat es doch schon zweimal geschafft, einmal als Bester. Aber nein, er sitzt auf der Tribüne herum und träumt und knurrt. Natürlich um das Pferd. Für mich scheint er sich weniger zu interessieren.«
»Glaube ich nicht, Larissa.«
»Du solltest es ja wissen, bist eine Geheimnisfrau. Wie machst du das, den Mann zu bezaubern?« Larissa musterte Ite-ska-wih. Diese junge Frau, dachte sie, ist sehr scheu gegen Männer; eine Traditionalistin ist sie, trotzdem redet Percival von ihr, und Hanska hat sie geheiratet. Woran das liegt? Am Geheimnisvollen liegt es, natürlich am Geheimnisvollen, am grünen Schleier über ihren schwarzen Augen, an den schweigsamen Lippen, am runden Busen, an den schlanken Händen. Kann man das nachmachen? Ja? Nein? Oder konnte Ite-ska-wihs Partner nicht Larissas Partner sein?
»Oho, da kommt ja einer. Der schöne wilde Bursche! Zu wem der wohl strebt?« Larissa leistete sich nur einen einzigen lockenden Blick, dann wendete sie sich wieder ab und verbarg sich im Spiel mit den kleinsten der Kinder. Sie spielte mit sanfter Stimme. Er mußte sie hören. Er mußte hören, wie sie den Kindern von einem tollen jungen Burschen erzählte, der Bronc sattellos…
Da war er schon.
Er lachte sie freimütig an, beinahe frech.
»Nach dem Rodeo wird getanzt«, sagte er. »Kann ich dich dann haben?«
Er brauchte ja nicht zu wissen, daß sie auf der Tribüne als Mädchen des Percival gesessen hatte. Allerdings, daß sie eben dort saß, als er bei der Rodeoparade mit den andern zusammen zu Pferd vor der Tribüne hielt und sich dabei auch die Besucher anschaute, daß er mit ihr den ersten Blick gewechselt hatte, das war nicht zu leugnen. Bei der Familiengruppe hatte er sie wieder entdeckt, dieses anziehende Mädchen.
Sie sagte nicht gleich zu. Sie lachte verstohlen. Die ersten Fäden hatte sie schon um ihn geworfen.
Er war groß, kräftig, goldbraunlockig, sonnverbrannt. Seine Hände waren Pranken. Von dem gepackt werden… ihre Hautnerven vibrierten. Er mußte es spüren.
»Ich nehme mir nämlich den Rappen«, bemerkte er, scheinbar ohne Zusammenhang, aber dies gehörte durchaus in das beginnende gefährliche Spiel. »Was soll Joe mit dem Gaul? Er hat zwei erste Preise, der verdammte Mac Donald hat sie ihm gegeben. Wir wollten den beiden schon paar verpassen, ihm und dem Donald, damit die nicht noch vollends durchdrehen. Aber das später. Nach dem Rodeo. Jetzt geht es um Bronc mit Sattel. Ha! Das schwarze Pferd mach’ ich dem Percival zuschanden. Er kann auf der Tribüne sitzen und zuschauen. Dann hol’ ich dich, Larissa.«
Larissa fühlte einen Schauer durch ihren Körper laufen; Ite-ska-wih fühlte ihn schaudernd mit.
»Bis nachher!« verabschiedete sich der »junge tolle Kerl« von Larissa.
Ite-ska-wih war blaß geworden.
»Was mach’ ich jetzt«, murmelte Larissa vor sich hin. »Aber ganz einfach: Percival muß mit mir tanzen gehen und… wie heißt er, der andere? Das Programm, Mara. Doug erscheint dann – mögen die beiden die Sache unter sich ausmachen. Percival hat nur noch Paradeverband, keine Wunden mehr. Es steht gleich auf gleich, fair.«
Krause, den es interessierte, was Doug zu prahlen hatte, war wieder einmal herbeigekommen und hatte einiges mitgehört.
»Larissa«, sagte er jetzt, »du rossige Stute, heirate den Doug. Dann kriegst du jeweils die Prügel, die du brauchst, und das wird nicht wenig sein.«
Larissa hätte die Beleidigte spielen können, aber auf diesen Gedanken kam sie nicht. Sie hatte nur gehört »heirate den Doug«; somit war Bill Krause in ihren Augen ein sehr kluger, alter Mann.
Ite-ska-wih drückte die Hände aufs Herz; es schlug schnell. Krause wurde besorgt. »Mara, was jetzt kommt, taugt nicht für dich und dein Kind. Setz dich in den Wagen, wir fahren ein Stück zurück.«
»Ich bleibe, wo Hanska ist.«
»Hab’ ich schon gefürchtet. Ich werde Doc Eivie auf alle Fälle Bescheid sagen.«
»Das schwarze Pferd, Krause. Percival liebt es. Wieso kann Doug es sich einfach nehmen? Ist das auf einmal erlaubt? Die Pferde sollen zugeteilt werden.«
»Und die Weißen beruhigt und bevorzugt werden, nachdem Mac Donald junior sie verärgert hat. Percival ist ein Indianer. Schiebung, Mara. Aber der Rappe wird ja nicht
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