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Das helle Gesicht

Das helle Gesicht

Titel: Das helle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Reiter noch nicht abschütteln können. Von dem widerwärtigen Reiz des Lendenriemens zur Raserei getrieben, von den Schmerzen der Sporenrisse gestachelt, versuchte er in der vierten Sekunde ein Letztes: er ging mit allen vieren in die Luft, warf dabei mit katzbuckelndem Rücken den Reiter hoch, so daß dessen Füße nicht mehr in den Steigbügeln steckten, und warf sich dann, wie es den Beobachtern scheinen mußte, aus der Luft heraus zu Boden, auf den Rücken, wälzte sich mit kraftvoller selbstbefriedigender Wut, denn er spürte den gequetschten Reiter unter sich. Mit den Hufen schlug er in der Luft, »fischte er nach der Sonne«, wie es im Rodeojargon hieß, um seinen Bewegungen noch mehr Wucht zu geben.
    Der Hengst ließ nicht ab. Er sprang auf und trampelte auf den gestürzten Reiter, der nicht mehr aufkam, mit seinen Hufen. Ein gräßlicher Schrei des völlig hilflos gewordenen Doug schreckte die Helfer endlich auf. Sie taten nichts. Sie hätten den Hengst mit dem Lasso einfangen oder erschießen müssen, aber keine Waffe war zur Hand, und keine Reaktion war schnell genug.
    Entsetzen und Unruhe kam über die Zuschauermenge.
    Außerhalb der Arena wurde herumgeschrien. Der Krankenwagen mit Doc Eivie fuhr an den Eingang heran. Die beiden berittenen Helfer bemühten sich, das Pferd einzufangen und ihm den Lendenriemen zu lösen. Aber sie kamen an den Rappen, der weiter bockte, stieg, schlug und biß, nicht heran. Einer von ihnen war selbst schon verletzt, und ihre Pferde scheuten den wütenden Hengst und gehorchten diesem mehr als ihren Reitern; statt daß diese Helfer den Rappen fangen konnten, trieb dieser sie umher, stieg und zeigte sein gefährliches Gebiß. Er wollte kämpfen, aber die beiden Gäule standen ihm nicht. Rodeo-Mike, der jetzt auch herbeigekommen war, hatte dergleichen schon bei wilden Herden, auch noch auf freien Weiden erlebt, aber noch nie in einer Arena. Er war bestürzt und zugleich mit einer sonderbaren Freude über die Sensation erfüllt, die seine mißachteten Ratschläge rechtfertigten. Der schwarze Hengst bewies seine Herrschaft wie in alten Zeiten ein Leithengst.
    Das Wort vom Erschießen wurde laut. Einer der beiden Cowboys zog. Percival hatte sich die Scheinverbände abgerissen und wollte über den Zaun, als zwei Männer ihn von hinten packten, um ihn daran zu hindern. Es kam zu einem Handgemenge. Den Augenblick, in dem sich die allgemeine Aufmerksamkeit auf den wilden Rappen, auf die Helfer und ihre scheu herumgaloppierenden, vom Hengst gescheuchten Pferde, auch auf das Handgemenge mit Percival richtete, benutzte Hanska. Er schwang sich unbeachtet über den Zaun, von dem längst alle verschwunden waren. Mit wenigen großen Sätzen war er bei dem Hengst, sprang auf die Kruppe und löste den Lendenriemen mit einem Griff.
    Der Rappe hörte noch nicht auf zu bocken, doch ließen seine Bewegungen an Schnelligkeit und Erregung nach. Hanska blieb oben, ohne noch in die Steigbügel zu schlüpfen. Endlich konnte er auch das wagen. Der Rappe stand, naß von Schweiß, Schaum vor dem Maul, mit blutenden Sporenrissen. Hanska sah den Jungen, der ruhig herbeikam, den Hengst am Zügel nahm und mit ihm sprach. Das war Harry. Hanska durfte dem Tier den Hals streicheln und klopfen, er sagte ihm viele lobende Schmeichelworte in der Stammessprache. Der Hengst spitzte die Ohren; was da gesagt wurde, das hörte er gern. Ohne Schwierigkeiten ritt Hanska den Rappen aus der Arena hinaus. Unter den Besuchern herrschte Totenstille.
    Doc Eivie fuhr seinen Krankenwagen zu dem regungslos am Boden liegenden Doug, der zerquetscht und zertrampelt mit eingetretenem Schädel einen entsetzenerregenden Anblick bot.
    Eivie ließ ihn im Wagen bergen.
    Die Helfer hatten ihre Pferde beruhigen können und ritten schnell hinaus; sie fühlten sich beschämt.
    Das Handgemenge mit Percival war inzwischen weitergegangen, aber Krause, Rex und Rodeo-Mike gelang es jetzt, die drei auseinanderzubringen. Percival keuchte; die Verletzungen in seinem Gesicht behinderten auch seine Atemwege. Ein Polizist kam und führte ihn wegen ordnungswidrigen Verhaltens ab.
    Die Zuschauermenge kam noch nicht zur Ruhe. Ein Teil verließ den Rodeo, ein zweiter verlangte die Fortführung der Veranstaltungen, ein dritter regte sich lautstark über die Organisatoren auf, die ungeeignete Teufelspferde in die Arena schickten.
    Die Gruppe, die die Weiterführung der Wettkämpfe verlangte, setzte sich mit Hilfe der Manager schließlich durch.
    Hanska war zu

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