Das helle Gesicht
kommt. Sie sind damals dabeigewesen«, sagte Hanska den Kindern.
Es war Zeit, ins Quartier zu gehen. Wakiya übernahm die Führung der Wagen. Er steuerte nicht zu dem Büro der Rechtsanwälte, wo er nach einem schweren epileptischen Anfall entlassen worden war. Die Fahrt ging in die Fabrik- und Armenviertel. Er stoppte vor einem schmucklosen Haus und trat ohne Zögern mit Hanska zusammen ein. Rechter Hand führte vom Hausflur eine Tür in eine Wohnung von zwei Zimmern und Küche. Ein Eskimo mit Namen Martell Ingalls begrüßte die Eintretenden. Seine Frau stand am kleinen Elektroherd; fünf Kinder hängten sich an ihren Rock, als die Fremden hereinkamen.
»Kommt wieder einmal einer von euch«, empfing Martell. »Wie geht es Hugh Mahan?«
»Noch immer am Leben.«
»Das muß man wohl dazu sagen, so wie es bei euch rund geht.«
Martell wandte sich an seine Frau. »Sophia, sie essen alle Fische« – das war das billigste, was sich auftreiben ließ – »und Percival haben sie auch dabei.«
Martell arbeitete noch immer als Drucker bei der Volkszeitung, aber die Preise waren schneller gestiegen als die Löhne, und fünf Kinder aßen viel.
Ein Zimmer wurde den Gästen zur Verfügung gestellt; sie konnten sich darin niederlassen, in den Decken gut nebeneinander verpackt wie die Heringe. Müde waren sie alle. Draußen begannen bei Dunkelheit die Sirenen der Feuerwehr, der Polizei und der Sanitätswagen zu heulen. Ite-ska-wih kannte diesen Nachtgesang der Stadt. Die Kinder horchten auf; aber bald überwältigte sie der Schlaf ganz.
Hanska lag an der Tür. Er blieb länger wach und schlief endlich nur im Halbschlummer. Das Geräusch, das er gefürchtet hatte, ließ sich nach Mitternacht hören. Er erhob sich lautlos und schlich hinaus. Die beiden jugendlichen Diebe waren überrascht. Sie standen bei dem Ferrari, bemüht, ihn irgendwie zu öffnen.
Hanska machte kein Federlesen und keinen Lärm. Er riß seine beiden Pistolen heraus und legte an.
»Ab mit euch!«
Die beiden verschwanden in der Dunkelheit. Hanska bezog für die restlichen Nachtstunden sein Quartier im Wagen. Percival kam heraus und nahm den Jaguar für sich in Anspruch. Dieser Platz war bequemer als der im Zimmer.
Die Sommersonne weckte um 4 a.m. Martell kam um 6 Uhr von der Nachtschicht nach Hause. Man frühstückte Brot und Fische, trank dünnen Kaffee, tauschte Nachrichten und die weiteren persönlichen Pläne aus.
»Santa Barbara? Mit zwei Wagen?«
»Indianer verschwenden, das weißt du doch.«
»Ihr habt also Wichtiges vor. Wann fahrt ihr?«
»Ich gehe erst zu Rencho. Nicht zu ihm ins Büro, sondern in seine Wohnung. Er steht früh auf. Ich mache mich gleich auf den Weg. Kommst du mit, Ite-ska-wih?«
Sie nickte und machte sich bereit.
Rencho wohnte in einem der Villenviertel oberhalb der Bucht, inmitten von Blumengärten, in denen die Blüten sich jetzt unter der Morgensonne noch weiter öffneten. Die Eingangstür war einfach in der Form, kostbar im Holz. Wakiya klingelte. Ein Hund schlug an; seine Stimme ließ auf seine Größe schließen. Eine Frau kam, man hörte ihren Schritt, sie öffnete.
»Mister Byron Bighorn? Ja, Mister Rencho erwartete Sie schon gestern.«
Ite-ska-wih wurde mit eingelassen.
Das Zimmer, in dem die beiden warteten, schien ein Wohn- und Empfangszimmer zu sein. Rechtsanwalt Rencho erschien.
»Hallo, Byron! Gut, daß Sie noch kommen. Morgen reisen wir in die Ferien. Sie holen das Geld ab, wenn ich Ihren Brief recht verstanden habe? Fünftausend Dollar?«
»Ja.«
»Bitte.«
Rencho hatte die Summe schon bereit. »Okay?«
»Okay. Konnten Sie mit Doc Raymund sprechen?«
»Leider nicht. Leider. Er nahm mit seiner Familie den Sommeraufenthalt auf den Philippinen. Jetzt ist er zu einer Ärztetagung in New Orleans. Ein sehr stark in Anspruch genommener Mann. Aber dieser Tage kommt er wohl zurück. Das beste ist, Sie fahren einfach hin.«
»Das denken Sie?«
»Ja, ich halte dafür, daß dies das Beste ist. Raymund ist noch relativ jung für seinen großen Ruf. Er ist einem Gefühl, ich meine einem Mitgefühl noch nicht ganz unzugänglich. Sie haben Ihren Patienten dabei?«
»Ja.«
»Gut.«
Rencho setzte Gebäck und einen Cafe vor, der die französische Schreibweise verdiente; mit dem üblichen amerikanischen Kaffee konnte er nichts gemein haben. Wakiya und Ite-ska-wih fühlten ihr Herz belebt. Das tat ihnen wohl, aber was sie eben erfahren hatten, war erschreckend für sie.
»Was kann ich noch für Sie tun, Byron?
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