Das helle Gesicht
Kniehalfter und vom Lasso, die an der Wand hingen. Inya-he-yukan war für ihn da, im Nebel sichtbar werdend und schwindend.
Hanska mußte weiter. Aber eines Tages wollte er hierher zurückkehren. Dann würde er den Seitenweg, den Stonehorn von der Straße zum Blockhaus hinauf schräg über den Hang angelegt hatte, hinaufreiten zum Haus.
Aus seinem Traum schreckte ihn ein Gedanke auf.
Er querte die Straße, ritt den Seitenweg hinauf bis zu einem hübschen roten Ranchhaus, einem jener komfortablen Holzhäuser, die man sich selbst aufstellen konnte, und meldete sich an der Tür. Es war alles sehr schnell gegangen. Die neuen Bewohner kamen nicht dazu, auf den Indianer, der ungebeten das Gelände betrat, zu schießen, wie das jetzt üblich geworden war.
Eine Frau öffnete sogar.
Hanska fragte sehr höflich, ob in dem alten Haus da droben nicht noch der schwarze Cowboyhut – gesticktes Band darum mit dem Donnervogelmotiv – hänge, dazu ein schwarzer Kordanzug, Kniehalfter und Lasso. Er solle die Sachen abholen.
Hanska machte offenbar einen guten Eindruck. Einen echten »Aufständischen« hatten die Hausbewohner wohl noch nicht zu Gesicht bekommen; sie stellten sich einen roten Feind blutrünstig und nicht gemessen höflich vor. Die Frau wandte sich um und fragte etwas in das Haus hinein. Ein Mann kam vor, musterte Hanska und den prächtigen, ohne Zweifel teuren Hengst, nickte überzeugt und ging mit dem Besucher zusammen hinauf.
Als er die schwere Tür aufmachte, sah Hanska, was er vermutet hatte. Die Blockhütte der Kings war ein Geräteschuppen geworden. Er trat ein, sah sich um und nahm sich, was seinem Wahlvater gehört und was jetzt offenbar ein Cowboy für sich reserviert hatte: den schwarzen Cowboyhut, den Kniehalfter, das Lasso, die Stiefel, auch Hemd, Kordhose und -jacke. Von den Kleidern der Mutter und der Kinder war nichts mehr da; sie hatten sich zuletzt in dem hellgelben Haus befunden, das abgetragen worden war. Der neue Eigentümer deutete mit einer Handbewegung an, daß Hanska das Gewünschte mitnehmen solle. Der Besucher entdeckte in diesem letzten Augenblick noch eine Puppe und hob sie auf. Es war Marys Spielzeug gewesen.
»Sie sind also zu der Stammes-Zivilpolizei gegangen?« fragte der neue Eigentümer, der die Pistolen unter der Jacke ahnen mochte. »Wenn Sie wollen, können Sie später mit Ihrem Pferd bei mir als Cowboy eintreten.«
»Mein Pferd ist wirklich nicht schlecht. Ihr Vieh auch nicht. Im Augenblick kann ich aber noch nicht kommen.«
»Verstehe. Wie heißen Sie?«
»Bighorn.« Das war nicht einmal gelogen; Bighorn war Hanskas Familienname; er war als Waisenkind Stonehorn nur in Pflege gegeben.
»Bighorn? Gute Familie. Ja, gehört zu den guten Familien. Arm, aber gut.«
Hanska wußte, was gemeint war.
Er konnte ungehindert weiterreiten, den Cowboyhut Stonehorns auf dem Kopf. Es war erstaunlich, welchen Respekt die Killerbande des Chief-President bei weißen Ranchern genoß, die sich von den Killern vor den Aufständischen beschützt fühlten. Unterwegs kleidete sich Hanska ganz um und rollte seine eigenen Sachen in die Decke ein. Im Widerstreit von angriffslustigem Vergnügen und schmerzvollem Gedenken malte er sich die Wirkung aus, die es haben konnte, wenn »Stonehorn« bei Morning Star vorritt. Der Wind konnte den Nebel noch immer nicht auflösen, die Schwaden zogen langsam dahin und nahmen die Sicht auf 20 Meter.
Morning Star senior war bestürzt, als »Stonehorn« bei ihm auftauchte. Aber als Hanska sein viel jüngeres Gesicht zeigte, wurde er ruhiger.
»Ich habe nichts gesehen. Yvonne, komm her, rede du mit ihm.«
Yvonne und Hanska lächelten verstohlen.
»Yvonne«, bat Hanska, »ich habe eine schwere Aufgabe für dich.
Du mußt mir die Appalousastute und den Braunen bei Vater Morning Star herauslassen. Weiter nichts. Ich hole sie mir dann mit dem Scheckhengst. Wenn sie den schnuppern und hören, laufen sie sofort hinterher, sie sind seine Herde. Hilfst du mir?«
»Ich helfe dir, Hanska. Vater geht zum Stammesrat. Die Sitzungen werden jetzt stundenweise bezahlt, deshalb dauern sie immer sehr lange. Ich gehe gleich und mache die Pferde los. Ach, Hanska, wie gern würde ich ganz bei euch sein!« Yvonne unterbrach sich. »Die zwei Pferde sind dann eben ausgebrochen«, fuhr sie fort. »Wer kann dafür? Übrigens wird bei den Killern Angst und Schrecken sein, wenn sie hören, Stonehorn sei wieder da.«
»Ich hoffe es, Yvonne.«
Hanska zog den Hut in die Stirn, sprang
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