Das helle Gesicht
auf, sprengte rings durch die Siedlung und tauchte bei dem Haus Morning Star senior auf. Drei Pferde irrten schon ohne Geschirr auf der Straße umher. Als Hanska den Hengst steigen ließ und sein wildes Wiehern die Bewohner rings aufschreckte, fanden sich die Appalousastute und der Braune, sogar Hetkalas Fuchs sofort bei ihm ein. Wie in einem Stampedo brauste die kleine Herde unter der Führung Hanskas und seines Hengstes aus der Siedlung hinaus; es schien, als ob der Nebel einen Spuk in seine grauen Schleier verwickle und auflöse.
In den Räumen des Stammesrates waren die Beratenden bei dem Geräusch des Hufgetrampels aufgeschreckt. Das dicke Gesicht des Killer-President war blaß geworden.
»Ich will ein Präriehund sein, wenn das nicht Joe Stonehorn und die King-Pferde gewesen sind«, meinte Vater Morning Star, der ans Fenster getreten war. »Aber vielleicht sind es auch nur Gespenster.«
»Kriminelle Gespensterfamilie!« Der President war am Bersten, ein bis zum äußersten mit Zorn aufgefüllter Sack.
Die Beratenden schwiegen. Keiner hatte Lust, sich in einen neuen King-Skandal einzulassen, und wenn es auch nur mit Vermutungen war.
Hanska aber, der mit einem geliehenen Pferd ausgeritten war, kam mit vier Pferden zurück zu Ite-ska-wih, zu dem kahlen Berg, dem Bach, den Bibern, zu Hetkala und ihrer alten Freundin, zu Iliff, der tanzte und sprang vor Freude. »Unsere Pferde!« rief er. »Unsere! Die King-Pferde!«
Hanska hörte das gern.
Er war hungrig nach dem nächtlichen Ritt, aber er kümmerte sich zuerst um die nassen, verschwitzten, müden Tiere.
Ite-ska-wih kam zu ihm. Er beobachtete aufmerksam, wie sie sich verhielt. Sie fürchtete sich nicht vor den Pferden. Dem braven Braunen strich sie den Hals; er war erschöpft und zärtlich. Auf den Scheckhengst und die Appalousastute wartete sie. Die beiden kamen vorsichtig heran, die Stute schnaubte freundlich. Der Appalousahengst, der Platzhengst, schnaubte wütend und forderte den älteren Scheckhengst, den Neuankömmling, zum Kampf heraus. Die beiden stiegen und schlugen mit den Vorderhufen gegeneinander. Die Fuchsstute und die Appalousastute lauerten neugierig, wer Sieger sein werde. Aber keiner wurde über den anderen Herr.
Der Kampf, prächtig und gefährlich, währte lange.
Endlich ließen die Hengste voneinander ab. Mit schlagenden Flanken, mit großen dunklen Schweißflecken im Fell, standen sie da.
Von Zufall oder Absicht geleitet, stand die Appalousastute bei dem Appalousahengst, die Fuchsstute aber bei dem Schecken.
Die Pferdegemüter wurden ruhiger.
In der Sonne, die den Nebel vertrieb, begannen die Tiere allmählich zu weiden.
Hanska lachte Ite-ska-wih zu. Das Mädchen hatte wieder einmal eine Probe bestanden. Er konnte sie ohne Sorge auf die Pferdeweide gehen lassen, sie hatte einen Pferdezauber.
Am schweren Holztisch, bei Bohnen, Brot und Kaffee fanden sich alle zusammen. Hanska trug noch den Cowboyhut und Stonehorns Kleider. Alle waren glücklich, ihn wieder zu haben; alle freuten sich darauf, zu hören, was er erlebt und erfahren habe, aber keiner fragte. Sobald Hanska sprechen wollte, würde er es tun. Er wollte aber erst schlafen und warf sich stillschweigend auf die Wandbank. Die Kleider, die er trug, waren ja trocken.
Ite-ska-wih ging unterdessen noch einmal auf die Wiesen hinaus zu den Pferden. Die Tiere standen am Bachufer und soffen, sie hoben die triefenden Mäuler, spitzten die Ohren und schauten nach ihr. Sie begriff, daß der Scheckhengst nur darum nicht über den Jüngeren gesiegt hatte, weil er durch den vorangegangenen Gewaltritt ermüdet war. Sobald seine Kräfte sich erholten, würde er sich noch einmal mit ihm messen, und wahrscheinlich war er dann der stärkere, imstande, den Appalousa vom Platz zu vertreiben. Das aber durfte nicht geschehen.
Ite-ska-wih merkte, daß sie nicht mehr allein war. Rote Krähe und Ray hatten sich samt Iliff bei ihr eingefunden.
»Wenn die Stuten rossig werden, müssen wir aufpassen. Für drei Hengste haben wir nicht Stuten genug«, sagte Rote Krähe. »Jetzt betreiben die Hengste aber erst Kampfspiele. Macht euch noch keine Sorgen.«
Ite-ska-wih hatte aufmerksam zugehört. Immer, wenn sie Rote Krähes Stimme hörte, sog sie sie mit Bedacht ins Ohr ein und prüfte sie, ganz gleich, welche Worte er gerade sprach. Rote Krähe war anders als andere, dem alten Zaubermann der Siksikau ähnlich. Seine Augen waren von einem besonderen Glanz überzogen. Sie fürchtete sich vor ihm, so
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