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Das helle Gesicht

Das helle Gesicht

Titel: Das helle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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verkrampft auf einem fröhlich trabenden Pferd hing, erkannte sie den kahlen Berg und die anderen Tiere.
    Sie ließ los und fiel ins Gras. Der Hengst tänzelte um sie herum, ohne sie mit seinen Hufen zu treten, und begrüßte die Stuten, nicht ohne dem Appalousa zu bedeuten, daß er sich nicht etwa wegen seines Anfangserfolges vermessen benehmen solle. Die Hunde umbellten den Schecken. Ite-ska-wih kam irgendwie auf die Füße und ließ sich von Ray in das Blockhaus führen. Hetkala wickelte sie in Decken und machte ihr Kaffee.
    Ite-ska-wih zitterte und röchelte. Aber nachmittags hatte sie sich so weit erholt, daß sie leise und langsam berichten konnte. Alle saßen um sie herum und lauschten.
    »Er ist zu der ehemaligen King-Ranch gelaufen und hat Inya-he-yukan gesucht«, erklärte Hetkala. »Er wird ihn nie mehr finden.«
    Der Frau kamen die Tränen.
    Aber sie überwand sich, wie auch Inya-he-yukan es erwartet hätte, sie lächelte, und endlich lachten alle gemeinsam herzlich, wenn sie daran dachten, wie Ite-ska-wih den Sergeant gescholten und mit dem tollsten Pferd im ganzen Stamm glücklich zurückgekommen war.
    Das Mädchen konnte jetzt ein paar Löffel essen. Dann sank sie in einen todesähnlichen Schlaf bis zum nächsten Morgen.
    An den folgenden Tagen ging jeder seiner Beschäftigung nach. Hetkala suchte die Kräuter, die als erste aus dem Boden sprossen. Ihre alte Freundin Dorothy kochte und nähte ein Geistertanzgewand; es war das zweite, ein erstes lag schon fertig da. Ite-ska-wih ahnte, daß die beiden Kultgewänder für Rote Krähe und Hanska bestimmt waren. Das Mädchen war noch immer erschöpft, obgleich sie es nicht zugeben wollte. Sie saß still auf der Bank und stickte mit Stachelschweinsborsten ein Stirnband; sie ging auch zu den Pferden, sprach mit ihnen und mit den wachsamen Hunden. Sogar der alte Biber kannte sie und schaute aus dem Bau, wenn sie am Bachufer stand und die kalte Aprilluft einsog.
    Ray schien überhaupt nicht mehr zu schlafen. Nachts hielt er Wache, das Sportgewehr griffbereit. Die Killer mordeten nachts; tagsüber wagten sie sich kaum hervor. Eine Ausnahme machten dabei die indianischen Polizisten in Uniform, die der Amtsgewalt des Killerchief unterstanden und bei den nächtlichen Mordzügen auf Befehl teilnahmen. Der eine davon, hieß es, wolle seit Queenies Tod nicht mehr gehorchen. Der Killerchief habe ihm drohen lassen, seinen Sohn zu töten, wenn er abspringe. Falls es ihm noch gelinge, werde er mit seinem Sohn die Reservation verlassen. Diese Nachricht hatte Ray mitgebracht. Keiner wußte, woher er sie hatte. Er schwieg darüber. Aber oft machte er tagsüber Streifzüge. Mit Pferden hatte er nichts im Sinn; er konnte auch keinen Wagen steuern. Doch er hatte sich sehr rasch daran gewöhnt, lange Strecken im leichten Dauerlauf zurückzulegen. In der großen Stadt war er von früh bis spät auf den Beinen gewesen, bei der Arbeit als Verlader und in seiner freien Zeit mit der Gang. Er hatte kräftige Muskeln, zudem tat der Wiesenboden seinen Füßen wohler als das Stadtpflaster.
    Einmal hatte er sich als Anhalter bis zu Krause gewagt und brachte von dort ein kleines japanisches Radio mit. Die Frauen lauschten. Hin und wieder wurde erwähnt, daß die Aufständischen noch immer nicht aufgegeben hätten. Ray hatte erfahren, daß Tatokala und Alice glücklich durch die Absperrung durchgekommen waren. In einer Woche sollte Ite-ska-wih sich wieder mit ihnen treffen. Ray brachte schon Vorräte mit, die seine Schwester den Belagerten bringen konnte.
    Oft schauten die Frauen fragend und bewundernd auf ihn, aber sie sprachen ihre Fragen nicht aus. Ray war vergnügt, rauchte eine Zigarette oder summte und pfiff vor sich hin. Er war auf seine Weise sehr erfolgreich, und vielleicht wußte er von größeren Plänen, ohne sie anzudeuten. Wie man organisierte, sich wehrte, beobachtete, erfuhr, was andere vorhatten, das alles hatte er in der Stadt gelernt. Im übrigen war Yvonne eine patente junge Frau.
    Ite-ska-wih war die einzige unter den Blockhausbewohnern, die zu den Belagerten schleichen durfte. Sie träumte von Hanska-Mahto und von dem Sieg des Indianers über die Ungerechtigkeit der Watschitschun.
     
    Endlich kam der Tag.
    Am Abend zuvor berieten die Frauen und Ray alle Einzelheiten. Es gab eine Schwierigkeit. Dorothy wollte durchaus, daß Hanska und Krähe die Geistertanzgewänder erhielten. »Sie haben darum gebeten«, sagte sie immer wieder.
    »Dann gehe ich mit«, entschied

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