Das helle Gesicht
aller Augen die anderen die Verbrecher geworden!«
Wie gut, dachte Ite-ska-wih, wie gut ist es. Sieger für das Recht zu sein. Sie freute sich von ganzem Herzen mit Hanska-Mahto zusammen. Der einzige, der mit verdüstertem Gesicht abseits stand, war Rote Krähe. Das Braun seiner Haut konnte an diesem Tage nicht dunkler sein als an anderen Tagen, und doch wirkte es finster.
Ite-ska-wih rang mit diesem Eindruck. Was mochte Rote Krähe denken? Was wußte er? Was fürchtete er? Er war ein Zaubermann.
Im Lager auf der Kuppe verbreitete sich die Nachricht, daß mit den großen Indianerführern schon verhandelt werde. Am kommenden Tag konnte bereits ein Abkommen unterzeichnet werden, hieß es.
»Laßt euch nicht übers Ohr hauen«, murmelte Krause.
Nahrungsmittel kamen noch am selben Tag reichlicher herein.
Der eine und der andere dachten bereits daran, wieder nach Hause zu wandern. Das große Ziel schien erreicht. Die Parole, daß man erst einmal die Agentursiedlung aufsuchen könne, zu Fuß oder als Mitfahrer in einem Wagen oder als zweiter auf einem Pferderücken, machte sich breit. Aber sowohl die Neugier, die großen Indianerführer und die Leute aus Washington zu sehen, als auch der Gedanke, während der Verhandlungen noch beisammen zu bleiben, hielt viele davon ab, das Lager auf der Kuppe bei dem Großen Grabe zu verlassen.
Wasescha war pausenlos unterwegs, um falsche Parolen abzuwehren. Nein, die Militärpolizei war noch nicht abgezogen; sie konnte jeden Augenblick wieder in Aktion treten und scharf schießen. Nein, die Vorbesprechungen zu den Verhandlungen hatten noch nicht zu irgendeinem Resultat geführt. Nein, es war nicht richtig, jetzt schon auseinanderzulaufen. Grundfalsch war es.
Hanska-Mahto, Percival, Bob, Robert unterstützten Wasescha nach Kräften. Sie trafen auf recht verschiedene Meinungen.
Rote Krähe ging einsam umher. Er sprach mit niemandem, aber unter halb gesenkten Lidern beobachtete er jedermann. Er wußte genau, wer an dem entscheidenden Tage des Geistertanzes auf der Kuppe am Großen Grabe gewesen war. Er wußte darum auch genau, wer jetzt hinzugekommen war. Diesen galt sein unmerklich lauernder Blick. Auf einige Meter Entfernung, selbst unbeobachtet, belauschte er Gespräche und fing Gesprächsfetzen auf.
Neben Ite-ska-wih war Hanska der einzige, dem das Verhalten von Rote Krähe auffiel. Er trennte sich darum von seinen alten Freunden, auch von Wasescha, und gab dem Siksikau die Gelegenheit, ihn unauffällig zu treffen und unbelauscht zu sprechen.
»Kennst du die Killer?« fragte Rote Krähe.
»Nicht alle. Zwei sind aber da, die ich kenne. Sie haben die Gelegenheit benutzt und sich eingeschlichen.«
»Du siehst, was sie tun.«
»Ja. Feststellen, wer aus unserem Stamm hier ist.«
»Wozu?«
»Um uns später des Nachts Fallen zu stellen. Aber das wird ihnen schwerfallen, denn wir haben Augen und Ohren, und der Killerchief wird abgesetzt; das ist eine unserer Hauptbedingungen. Sie bekommen keinen Mordlohn mehr.«
»Es scheint aber, daß sie damit noch rechnen. Welches sind die beiden Killer, die du erkannt hast?«
Hanska ging durch die Menge der Umstehenden und bezeichnete die beiden für Rote Krähe mit unauffälligen Handzeichen. Dann traf er sich wieder mit dem Siksikau, der sich in der Nähe aufgehalten hatte.
»Es sind aber mehr als diese zwei«, sagte Krähe. »Ich habe beobachtet, mit wem sie zusammenarbeiten. Folge mir. Ich werde sie dir zeigen.«
Hanska ließ Rote Krähe nicht aus den Augen, scherzte dabei mit Ite-ska-wih, die sich ihrer Aufgabe bewußt war und tapfer die Fröhliche spielte, während das Trauern vor den Männern, die vielleicht Queenie-Tashina ermordet hatten, wie eine Würgehand nach ihr greifen wollte.
Rote Krähe konnte auf dem Wege auf stumme Weise fünf Verdächtige bezeichnen, von denen drei dem Stamm angehörten.
»Es ist schlechtes Volk«, sagte Hanska, als er mit Ite-ska-wih zusammen Rote Krähe wieder sprechen konnte, ohne daß dies bemerkt wurde. »Sie nehmen Geld, weil sie saufen. Ihre Ranches bestehen nicht mehr. Der eine baut sich keine ordentliche Blockhütte und haust in Wellblech. Die beiden anderen haben Holzhäuser von der Verwaltung erhalten. Ja, es kann sein, daß sie beim Killerchief mitarbeiten. Die beiden Fremden habe ich bisher nicht auf unserer Reservation gesehen.«
»Bleibt wachsam, Mahto.«
»Ho-je! Du bist klüger als ich, Rote Krähe.«
»Nicht klüger, Mahto. Mißtrauischer, wie unser Geheimnismann mich das
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