Das helle Gesicht
Enkel Arthur ist mal wieder auf dem Heimweg. Auf den ist kein Verlaß. Medizinmann und modischer Geck und Maler auch noch. Seltsame Figur. Wasescha will das Haus seiner Mutter Hetkala wieder aufbauen, er nimmt mich auf. Oder ich werde Cowboy bei einem Watschitschun und ziehe in unser altes, kleines schwarzes Blockhaus.«
»Ich nehme euch auch mal auf, wenn es sein muß. Untschida ist eine tüchtige Frau. Komm, wir gehen hinüber ins Haus und essen etwas.«
Hanska war das nicht lieb, aber er wollte nicht ablehnen. Als er Untschida begrüßte, zog wie in einem schnellen Traum alles wieder an ihm vorüber, was er mit ihr und Ite-ska-wih gemeinsam erlebt hatte.
Nun war es so gekommen, daß er seine Frau hergeben mußte.
Er aß den Teller Fleisch auf, ohne daß es ihm sonderlich schmeckte. Von den Zwillingen wußte Krause nichts Neues. Die Bemühungen von Lehrer Ball hatten noch keinen entscheidenden Erfolg gebracht.
Krause fragte aber: »Wie ist das, Hanska, du brauchst doch Geld. Willst du ein Pferd verkaufen?«
»Ich reiß’ mir nicht gern das Herz aus dem Leib.«
»Moment. Da hast du dreitausend. Wenn du verkaufen solltest, bin ich zuerst dran.«
»Auch beim Rückzahlen, Krause. Hau.«
Hanska-Mahto fuhr mit Spitzengeschwindigkeit zurück. Sein Wagen war nach den allgemeinen Vorstellungen des Landes, in dem er lebte, recht alt, aber er war gut gepflegt und gut gefahren und nahm es noch mit vielen anderen auf. Hanska wählte den Weg durch die Agentursiedlung, tankte dort voll und ließ auch seine Reservekanister füllen. Aus den Augenwinkeln musterte er das Killerauto, von dem die zerschnittenen Reifen abgezogen und noch nicht wieder ersetzt waren; es stand auf den Felgen. Der Tankwart kicherte, als er Hanskas Blickrichtung bemerkte.
»Die beiden liegen im Hospital«, sagte er. »Diesmal war’s doch zu viel. Stonehorn soll sie hergeschleppt haben. Er scheint ja wieder dazusein.« Der Tankwart schüttelte den Kopf, wahrscheinlich, weil er an die zerschnittenen Reifen und den Zustand des Killerwagens überhaupt dachte. Er hatte nicht nur eine Tankstelle, sondern auch eine Reparaturwerkstatt.
Hanska zahlte, grüßte und fuhr noch bei Morning Star junior vor. Die Stimmung war gedrückt.
»Wie geht es Percival?« erkundigte er sich.
»Du kannst ihn sehen«, sagte Yvonne. »Er liegt bei uns. Whirlwind, der große Rancher, will von einem Cowboy, der bei den Aufständischen war, nichts mehr wissen. Dem Hospital traut Percival nicht mehr. Es untersteht formal der Verwaltung, praktisch dem Killerchief. Du kannst Percival sehen, aber erschrick nicht.«
Hanska ging hinüber in den kleinen Raum, in dem Percival im Halbdunkel lag. Kopf und Arme waren über und über verbunden.
»Doc Eivie hilft noch, wo er kann«, erzählte Yvonne. »Sie wollen ihn aber nicht mehr auf der Reservation dulden.«
Percivals dunkle Augen schauten aus den weißen Verbänden heraus auf Hanska. Er konnte nur mit Mühe sprechen.
»Dank dir«, sagte er. »Der Säufer und der Kurze sind es gewesen. Wie du das wohl mit denen gemacht hast?«
»Erzähl’ ich, sobald du wieder auf bist, Percival.«
Hanska-Mahto startete. Er wollte Bob und Melitta besuchen, nach Wasescha und Tatokala fragen, wenn möglich Lehrer Ball noch einmal persönlich treffen. Dafür waren zwei Tage zu rechnen, denn sie alle wohnten nicht in der Agentursiedlung. Die Ranches lagen weit verstreut. Bei der Ansiedlung vor einem Jahrhundert hatten die Sieger die Indianer meist nicht in Gruppen, sondern in einzelnen Familien ansässig gemacht, so wie es ihre eigene Siedlungsweise in der Prärie gewesen war. Für das Zusammenleben und Zusammenhalten, das die Indianer seit alters gewohnt waren, erwies sich diese Siedlungsweise als recht hinderlich; sie besuchten einander, sooft sie konnten, die Weißen schalten sie dann Vagabunden.
Bei Bob und Melitta, die Hanska zuerst aufsuchte, traf er noch ein unzerstörtes Haus; die vier Pflegekinder waren alle da; vom Vieh war nichts abhanden gekommen. Erstaunlich schien das. Bob hatte sich vor Jahren geweigert, Soldat zu werden, und war dafür ins Gefängnis gegangen. Er hatte an dem Aufruhr teilgenommen. Trotzdem blieben er und seine Frau bis jetzt ungeschoren.
Hanska saß bei den beiden. Ihre Ranch lag derjenigen benachbart, in der er als Wahlsohn Inya-he-yukans und Tashinas aufgewachsen war.
»Du magst dich wohl wundern, daß sie uns in Ruhe lassen«, erklärte Bob. »Ich hab’ ein stilles Abkommen mit unserem weißen Nachbarn
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