Das helle Gesicht
Bescheid, daß er besagtes Fahrzeug aus Freundlichkeit aus der Prärie abgeschleppt habe. Entgelt verlange er nicht.
Einige grinsende Neugierige hatten sich schon eingefunden.
Die beiden geleerten Literflaschen lagen im Wagen neben den Besoffenen, die auch alle ihre Waffen bei sich hatten.
Hanska fuhr davon.
»Das war Stonehorn!« hörte er noch rufen.
In Hanska-Mahto sträubte sich alles dagegen, sogleich zum kahlen Berg zurückzukehren und dort Rote Krähe und Ite-ska-wih wiederzusehen. Er war wieder er selbst, aber mit diesen beiden war er noch nicht fertig. Er lenkte daher in eine andere Richtung. Die Straßen waren leer, ihm selbst war nach einer Geschwindigkeit in Art gestreckten Galopps zumute, so drehte er auf und fuhr 120 Meilen die Stunde. In diesem Tempo gelangte er aus der Reservation hinaus bis nach New City, in das er gemäßigter einfuhr. Ziel war die Hütte seiner Tante Margret, der Schwester seines Wahlvaters, bei der das jüngste Kind der Familie untergebracht war. Sie wohnte noch immer in der Bretterhütte ohne Wasserleitung auf dem kleinen Grundstück inmitten von anderen kleinen Grundstücken und Bretterbuden, die von einigen Indianerfamilien nicht verlassen wurden. Die Mehrzahl der hier ansässigen Indianer war in benachbarte für sie erbaute Miethäuser eingezogen und arbeitete in der Fabrik. Auch der neue Häuserblock bildete eine Art Ghetto, in dem sich kein Weißer niederließ, aber die möglichen Lebensgewohnheiten dort waren dem einstigen Blockhaus oder Zelt noch fremder als die Hütten.
Margret pflegte freundlich zu strahlen, wenn sie Verwandtenbesuch erhielt, und so war es auch jetzt, als Hanska bei ihr eintrat. Verwunderung, fast Schreck beim Anblick eines großen schlanken Mannes in schwarzer Kleidung, ihrem Bruder dadurch ähnlich, verflogen, sobald sie ihren Besucher erkannte. Die Kinder waren alle zutraulich; Hanska war ihnen kein Unbekannter. Er setzte sich auf die Bettkante und nahm seinen jüngsten Bruder auf die Knie.
»Neues?« fragte er Margret.
»Das gibt’s nicht für Indianer. Verfolgt, betrogen, betrogen, verfolgt. Aber die Kinder lernen in der Schule ganz gut. Nur nicht Geschichte, weil da alles erlogen wird.«
»Dein Mann?«
»Die Fabrik mag er nicht. Ist ja nicht besser als ein Gefängnis. Er geht wieder zum Holzfällen. Da sieht er wenigstens den Himmel, der für alle da ist. Wo hast denn du Inya-he-yukans Anzug her?«
»Hab’ ich mir aus unserem alten kleinen Blockhaus herausgeben lassen. Ich hab’ mir aber rasch ein Paar Jeans und das Hemd und die Jacke da gekauft, damit ich hier schon wechseln kann. Bei Russell natürlich gekauft, der schweigt.«
»Ach, du spielst Stonehorn, wenn’s dir gerade paßt? Gut.«
Margret lachte leise, mit Tränen in den Augen, als sie die Kleider ihres toten Bruders in die Hand nahm. Auf einmal vergrub sie ihr Gesicht in der Jacke und stöhnte laut. Die Geschwister hatten sich sehr geliebt und in einem schwierigen Leben immer zusammengehalten.
Margret nahm sich wieder zusammen. »Wo willst du jetzt hin, Hanska?«
»Rasch mal zu Krause.«
Hanska machte sich auf. Während er die Serpentinenstraße aufwärts durch den Busch fuhr, dachte er an seine Wahlmutter Queenie-Tashina. Er machte an der Stelle halt, wo sie ermordet worden war. Die Zwillinge hatten Krause die Örtlichkeit ziemlich genau beschrieben. Hanska fuhr den Wagen zur Seite, stieg aus und ging durch den Busch. Es war mühsam. Das Gesträuch war dicht und hart. Wenn die Ermordete hier irgendwo verscharrt worden war, so mußten sich noch Spuren finden. Aber vielleicht hatten die Mörder die Leiche in ihrem Wagen über eine weite Strecke verschleppt, und nur der Zufall konnte helfen, sie zu finden.
In Krauses Werkstatt saß Hanska auf dem Werkstattisch und ließ die Füße hängen. Der Bub saß neben ihm; er hatte sehr wohl die Pistolen unter der billigen, dünnen Jacke erkannt.
»Stonehorn hatte noch eine dritte im Kniehalfter«, sagte er. »Habt ihr die nicht mehr?«
»Nein, die nicht, aber die Halfter.«
Krause hantierte mit seinen Museumsstücken herum, wie er stets zu tun pflegte, wenn er verlegen war. »Ja. Na ja, Hanska. Und was nun?«
»Wir müssen dafür arbeiten, daß der Killerchief abgewählt wird.«
»Beim nächsten Wahltermin – übers Jahr. Das hättet ihr gleich haben können.«
»Übers Jahr. So ist’s. Bis dahin haben wir die Killer auf dem Hals und den heimlichen Bürgerkrieg.«
»Wo wohnt ihr denn?«
»Bei Dorothy.«
»Ihr
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