Das helle Gesicht
seiner Pferde, Ite-ska-wih den guten alten Braunen.
Eines Tages ritt Hanska mit Ite-ska-wih nach New City, um sich bei den Rodeomanagern sehen zu lassen. Da er als vorzüglicher Reiter bekannt war, gab es für seine Voranmeldung keine Schwierigkeiten. Er zahlte die Teilnehmergebühr ein. Die Gelegenheit, in New City bei einem der Zentren der allgemeinen indianischen Widerstandsbewegung vorzusprechen, versäumte er nicht. Die Aussichten, mit den Verhandlungen über eine Wiederherstellung der alten Verträge zu einem guten Ende zu kommen, waren nur gering, so erfuhr er. Eiliger hatten es die Mächtigen der Watschitschun, Prozesse wegen Brandstiftung und Raub gegen Teilnehmer an dem Protest vorzubereiten.
Ite-ska-wih ging in das Indianermuseum zu Irene-Oiseda. Die Ausstellungsräume waren sehr beschränkt, da ein Hochwasser das Gebäude beschädigt hatte und die Reparaturarbeiten nicht voran kamen; in Washington machte man kein Geld dafür locker. Statt dessen wurden Pläne für einen Mammut-Neubau in Auftrag gegeben. Der Stamm sollte Gelegenheit erhalten, sich mit Tänzen und Handarbeiten zu präsentieren. Was für ein Geschwätz, dachte Ite-ska-wih, was für ein lügenhaftes Geschwätz, während die Killer bei uns unterwegs sind.
Oiseda, die früher eine Kunsthandwerksschule auf der Reservation geleitet hatte, war Witwe. Ihr Mann war nach seiner Dienstzeit als Ranger in Vietnam dem Wahnsinn verfallen und hatte sich durch Selbstmord davon erlöst. Sie zog ihr Kind nach indianischer Tradition auf und hielt im stillen die Verbindung zu ihren alten Freunden aufrecht. Queenie-Tashinas Tod hatte ihr mühsam gehaltenes Gleichgewicht mit einem rohen Schlag erschüttert; es war in Stücken, sie konnte es nicht kleben; ihre Gedanken wanderten immer wieder zu den verwaisten Kindern, denen sie in ihrer Stellung nicht helfen konnte.
Ite-ska-wih, von der sie gehört hatte, begrüßte sie herzlich. Die vorgelegte Arbeit betrachtete sie kritisch genau; ihre Miene wurde dabei heller und heller wie ein anbrechender Tag.
»Woher hast du das Muster?«
»Hanska hat es mir gezeichnet; er sagte, seine Wahlmutter habe es einmal entworfen. Es sei der siebenstufige Berg. Die Watschitschun sind auf dem Gipfel und müssen absteigen. Wir aber haben große Mühe, die erste Stufe wieder zu erklimmen.«
»Du weißt es, Ite-ska-wih! Sorgfältig hast du gearbeitet, mit geschickten Händen. Dieses Medaillon kaufe ich für mich selbst, zum Gedenken an Queenie-Tashina. Hättest du sie nur kennenlernen dürfen.«
Oiseda brach ab. Ihre Stimme baue bei den letzten Worten geklungen, als werde sie gepreßt und erstickt. Sie umarmte Ite-ska-wih. Die junge Frau schaute Oiseda mit ihren großen, traurig gewordenen Augen an.
»Wir haben so viel gehofft«, sagte sie. »Nun müssen wir viel tragen. Aber wir geben nicht auf. Vielleicht hilft uns jetzt Pedro weiter.«
»Ihr habt nichts vergeblich getan. Einen neuen Samen habt ihr in viele Menschen gelegt, auch in Pedro. Ich kenne ihn. Er hat sich nur sehr schwer entschlossen, eine solche Funktion zu übernehmen, aber nachdem er ja gesagt hat, wird er seine Schüchternheit ablegen und für Recht und Frieden auf unserer Reservation einstehen.«
Oiseda gab Ite-ska-wih einen Sack voll Lebensmittel mit. »Für euch und jeden, der es braucht.«
Sie versuchte noch, Ite-ska-wih zu einem zweiten Übernachten bei Margret in den Slums zu überreden, denn die Dunkelheit sei jetzt gefährlich wie ein böses Tier für alle, die im Ring gewesen seien. Aber Ite-ska-wih lächelte und vertraute auf Hanska.
Hanska und eine junge Frau ritten in Trab und Galopp die lange Strecke zurück. Hanska hatte seine Pistolen dabei. Er horchte und hielt Umschau während des Rittes; keinen Augenblick unterbrach er seine Aufmerksamkeit.
Bei einer auf halbem Wege von fast allen Passanten aufgesuchten Wirtschaft an einer Straßenkreuzung machte er mit Ite-ska-wih Halt und ging mit ihr hinein, scheinbar, um eine Flasche Cocacola mit ihr zusammen zu trinken; in Wahrheit, um etwaige Neuigkeiten zu erfahren. Es gab ein paar lange Tische und ein Stehbüfett zum Verzehr; Getränke, Hamburger und Hot Dogs. Hanska und Ite-ska-wih befanden sich nach ihrem Eintreten zu ihrer eigenen Überraschung sofort in einer Menge aufgeregter, diskutierender, schreiender Menschen. Hanska, der das Stimmengewirr leichter entflechten konnte, begriff, daß ein neuer Mord geschehen sein müßte. Pedro, der bescheidene junge Mann, der sich bereit erklärt hatte,
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