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Das Herz der 6. Armee

Das Herz der 6. Armee

Titel: Das Herz der 6. Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und Kinder gefunden, die seit acht Tagen nichts anderes aßen als eine schleimig-leimige Suppe, die sie aus geraspelten Deckenbalken kochten. Kaljonin ließ ihnen seine Brotration dort und rannte zurück zur Wolga.
    Sie lebt, meine Veraschka, schrie es in ihm. Man hat ihr die schöne Stirn angekratzt, aber so ein Närbchen wird sie verzieren, nicht entstellen. Seht, wird man sagen, diese süße Narbe … im großen vaterländischen Krieg hat sie sie bekommen, mitten in Stalingrad! Und die Kinder werden davon erzählen und die Kindeskinder. Vera Kaljonina war ein tapferes, mutiges Mädchen.
    Am Steilufer der Wolga erfuhr Kaljonin von der Gefangennahme des ganzen Lazaretts, als man versucht hatte, den Helden der Nation, Oberst Sabotkin, zu bergen. So gehen sie dahin, dachte Kaljonin und empfand einen eisigen Panzer der Angst um sein Herz. Erst der Major Kubowski, dann Dr. Sukow und die Pannarewskaja. Wenn man bloß Veraschka findet … Iwan Iwanowitsch rannte weiter. Er fiel nicht auf in dem Gewühl der Truppen, die im Schutze des steilen Wolgaufers sich sammelten und bereitstanden für den Tag, an dem die deutsche 6. Armee in der roten Flut ertrinken sollte.
    Zwei Minuten nach 10 Uhr, am 10. Januar 1943, zwei Minuten nach Ablauf des Ultimatums Generalleutnant Rokossowskijs, öffneten sich die Schleusen der letzten Hölle.
    Fünftausend Geschütze aller Kaliber und Arten trommelten zwei Stunden lang auf die deutschen Stellungen. Auf eine Länge von achtzig Kilometern, auf einen riesigen Halbkreis krachte eine feurige Faust, hob sich die gefrorene Erde, schmolz der Schnee, wurde vereister Boden in der Glut der Detonationen zu Schlamm. Zwei Stunden lang hämmerten die sowjetischen Geschütze und Werfer, Mörser und Stalinorgeln auf das Land und pflügten es mehrmals um … zwölf armselige deutsche Divisionen lagen in diesem Feuerhagel, 540 zusammengeschrumpfte, hungernde, frierende, ausgemergelte, müde Kompanien wurden in den Boden gedrückt.
    Nach diesem Feuerschlag traten die weißgetünchten Panzermassen der Sowjets an allen Fronten zum Angriff an … ein Ring feuernder Rieseninsekten, die den Kessel von allen Seiten eindrückten. Hunderte, Tausende stählerner Ungetüme … die deutschen Regimenter standen ihnen fassungslos und wehrlos gegenüber.
    Im ganzen Kessel von Stalingrad befanden sich an diesem Tag noch vierzehn deutsche Panzer, die einsatzfähig waren! Sechzehn Panzer waren eingegraben worden, weil ihnen der Sprit fehlte. Sie bildeten kleine Forts, bis ihnen die Munition ausging.
    In Stalingrad-Stadt hörte und sah man diesen Beginn des Sterbens einer Armee. Man saß an den Funkgeräten und nahm die Meldungen der Divisionen und Regimenter auf, die in kürzester Zeit überrollt wurden oder fluchtartig zurückgehen mußten. Aus allen Meldungen war zu erkennen, daß der Hauptstoß der sowjetischen Panzer auf Karpowka und über Dimitrijewka hinaus auf Pitomnik zielte, auf den Flugplatz Pitomnik, die Lebensader der 6. Armee.
    »Mein Gott …«, sagte Dr. Portner am Abend des 10. Januar. Er saß mit Dr. Körner, Dr. Sukow und der Pannarewskaja am Funkgerät und sammelte die Sprüche der einzelnen Divisionen ein. »Das ist das Ende …«
    Dr. Sukow schwieg. Nur seine Augen leuchteten. Er hatte seit seiner Gefangennahme und dem kurzen Gespräch mit Dr. Portner vor der Operation an Oberst Sabotkin kein Wort mehr gesprochen. Es war, als könne er seine Verachtung für die Deutschen nicht besser ausdrücken als dadurch, daß er sie übersah und sie nicht für wert hielt, ein Wort aus dem Mund des Chefchirurgen Sukow zu hören. Dr. Körner und Olga Pannarewskaja saßen dicht nebeneinander. Als die Funksprüche den Zusammenbruch der äußeren Stellungen klar werden ließen, tastete sie nach seiner Hand und umfaßte sie.
    In der Stadt war es jetzt stiller als am Einschließungsring. Die sowjetischen Divisionen drückten die ausgebluteten deutschen Regimenter nach Osten … die ›Nase von Marinowka‹ wurde überrannt, Zybenko im Süden niedergewalzt … am Abend des 10. Januar 1943 meldete die 6. Armee an die deutsche Heeresgruppe ›Don‹:
    »Armee meldet schwere russische Durchbrüche, Norden, Westen, Süden, mit Zielrichtung Karpowka und Pitomnik. 44. und 76. Infanterie-Division schwer angeschlagen, 29. mot . nur mit Teilen einsatzfähig. Keine Aussicht, entstandene Durchbrüche zu schließen. Dimitrijewka, Zybenko und Rachotin aufgegeben …«
    Dr. Portner las die Armeemeldung langsam vor. Auf einer Karte

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