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Das Herz der 6. Armee

Das Herz der 6. Armee

Titel: Das Herz der 6. Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wartete, bis Dr. Körner gegangen war. Dann steckte er den fünften Zettel in die Manteltasche, band den Schal wieder um die Feldmütze und die Ohren, nickte dem wachhabenden Sani, der mißmutig am Ofen saß und hartes Brot knabberte, zu und lief durch den Schneesturm zurück zu seinem Zelt.
    Sigbart lag mit dem Kopf zur Zeltwand und begann leise zu wimmern, als er Schritte hörte. Feldwebel Wallritz riß den Schal vom Kopf und klopfte ihn aus.
    »Ich bin's«, sagte er.
    »Gott sei Dank.« Sigbart warf sich herum und setzte sich. »Ich hatte schon Angst, daß irgend etwas passiert sei. Wo warst du so lange?«
    »Ich mußte operieren helfen.«
    »Hast du den Zettel?«
    »Ja.«
    Es war, als ginge ein deutliches Aufatmen durch die fade Dunkelheit. Sigbart hielt ein neues Hindenburglicht an den fast abgebrannten Docht des brennenden und entzündete es. Die winzige Flamme geisterte über sein schmales, abgezehrtes Gesicht.
    »War es schwer?« fragte er nach einer Weile.
    »Nein. Ich habe statt vier Zettel eben fünf ausgestellt. Du hast eine Zertrümmerung des linken Oberarmes …«
    Sigbart Wallritz versuchte ein schwaches Lächeln. Dabei war es, als leuchte plötzlich sein Gesicht von innen heraus.
    »Mutter wird es dir danken«, sagte er leise.
    »Noch bist du nicht draußen.« Wallritz zog den Mantel aus und warf ein paar Holzscheite in den blubbernden Eisenofen. Es waren zerhackte Eisenbahnschwellen, die langsam und stinkend brannten, weil sie zum Schutz gegen die Fäulnis geteert waren. »Wenn du aus dem Kessel raus bist, beginnt die Schwierigkeit erst. Und dann kann ich dir nicht mehr helfen. Du mußt sofort versuchen, zu verschwinden … schon auf dem Landungsflugplatz … denn wenn man dich wegschafft und aus dem Verband wickelt, geht alles in die Luft … vor allem Dr. Portner, der den Schein unterschrieben hat.«
    »Ich werde durchkommen«, sagte Sigbart verbissen.
    »Und dann willst du dich bis Kriegsende verborgen halten?«
    »Ja.«
    »Und wenn wir den Krieg gewinnen?«
    »Glaubst du denn noch daran?«
    »Ja …«
    »Bist du denn blind?«
    »Ich vertraue auf unsere Kameraden. Sie werden uns hier heraushauen. Auch der Führer läßt nicht eine ganze Armee einfach verrecken.«
    »Ich bin Funker, Horst. Ich habe Hunderte von Funkmeldungen abgehört … von … zig Regimentern und Divisionen … Wir sind hier am Ende …«
    Wallritz holte die große Verbandskiste heran. Er bog eine Gitterschiene zurecht und verband sie mit einer Stützschiene. So entstand das im Landserjargon ›Stuka‹ genannte Gestell, auf dem der zertrümmerte Arm ruhen konnte. Wallritz mußte diesen ›Stuka‹ selbst herstellen, die fertigen Stützen waren längst verbraucht. Es war abzusehen, wann man aus Holzscheiten diese Schienen schnitzen mußte, weil nicht genug Material eingeflogen wurde.
    »War jemand hier?« fragte Wallritz, als er Sigbart die Schiene anpaßte.
    »Ja.«
    Wallritz ließ die Schiene sinken. »Wer denn?« Er wurde unsicher.
    »Hast du rechtzeitig …?«
    Sigbart nickte und lächelte wieder. »Ich muß gestöhnt haben, als kratze ich jeden Moment ab. Er kam herein, sah mich an und sagte: ›Ist denn keiner hier? Verfluchte Scheiße.‹ Dann ging er wieder hinaus.«
    »War er verwundet?«
    »Nein. Ein Feldwebel von den Kettenhunden, von der Feldgendarmerie.«
    Wallritz half seinem Bruder, die Jacke auszuziehen. Wie bei einem Verwundeten schnitt er den Ärmel des Hemdes und Unterhemdes ab und schmierte etwas Dreck von der Uniform an den Stoff. Dann legte er den Arm auf die Schiene, bog die Stütze gegen die Brustseite und polsterte die Auflage mit Zellstoff aus.
    »Setz dich etwas zur Seite«, sagte Wallritz, »dann kann ich besser verbinden.«
    Das Erscheinen des Feldgendarmerie-Feldwebels vergaß er wieder.
    Sorgfältig legte Wallritz den ›Stuka‹ an. Bevor er den Arm auf der Schiene verband, legte er erst den Brustverband an, der die Stütze halten sollte. Sie saßen beide mit dem Rücken zum Eingang des Zeltes, neben sich die beiden flackernden Hindenburglichter. So merkten sie nicht, daß jemand ins Zelt schlüpfte und erstaunt neben dem Eingang im Halbdunkel stehenblieb. Was der späte Besucher sah, war eine merkwürdige Szene. Da verband ein Sanitäter einen völlig gesunden Arm auf einer Schiene, und auf der Decke, die über das Strohlager gebreitet lag, sah er das berühmte ›Lebensbillet‹.
    Der Besucher schwieg, bis Feldwebel Wallritz daranging, die Schiene und den gesunden Arm abzudecken und zu

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