Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
reizbares Verhalten, wie Jeremie
es genannt hatte.
Sie warf Mai einen
Blick zu. Diese hatte die Augen geschlossen. Vielleicht lag es an
ihrem angespannten Griff um ihr verwundetes Bein oder daran, dass sie
ihre Wimpern etwas zu fest aufeinander presste, Kate war sich sicher,
dass Mai keinesfalls schlief.
Sie lauschte
vermutlich Geräuschen aus weiter Ferne und als Sanny für
einen Moment mit Eddy sprach, glaubte Kate zu sehen, wie sie leicht
ihre Lippen bewegte, fast so, als würde sie etwas flüstern.
Kate fixierte sie
mit verengten Augen, doch Mai rührte sich kein zweites Mal.
Weder Sanny, noch ihr Bruder schienen etwas bemerkt zu haben.
„ Ok, Kate.
Lass uns gehen.“, schlug diese gerade vor und zog leise den
Reißverschluss am Zelteingang auf.
Kate hatte zu ihrer
eigenen Verwunderung nicht bemerkt, dass die Drachen sich bewegt
hatten. Ihre Schritte waren so sachte und gleichmäßig,
dass das Zelt kaum schwankte.
„ Hast du es
gesehen?“, fragte Sanny und landete mit einem Sprung auf dem
weichen Schnee. Das Blut in Kates Adern schien zu gefrieren.
„ Was habe ich
gesehen?“, wollte sie stockend wissen und tat so, als wüsste
sie nicht, was Sanny meinte.
„ Heute ging es
Eddy so gut, wie schon lange nicht mehr.“, freute Sanny sich
und Kate entspannte sich wieder. Für einen Augenblick hatte sie
befürchtet, Sanny hätte doch mitbekommen, dass Mai mit
Jeremie gesprochen hatte.
„ Schon witzig,
dass es dir nicht aufgefallen ist, immerhin warst du die ganze Zeit
oben. Na gut, du hast geschlafen, dann ist es kein Wunder, aber weißt
du was ich denke? Es liegt an Mai. Ihre Anwesenheit hat irgendeine
positive Auswirkung auf ihn.“ Sanny redete und redete, bis ihr
plötzlich einfiel, dass sie die Anderen noch testen wollte. Sie
konnte nicht mit Sicherheit sagen, dass Mai niemanden angesteckt
hatte, bevor auch bei ihr die Krankheit ausgebrochen war.
Auf einmal fiel Kate
etwas ein. Sie hielt Sanny am Handgelenk zurück. Es fühlte
sich kalt an und dass, obwohl Kate heute nicht gefroren hatte. Weder
der Wind in ihrem Gesicht, noch der Schnee unter ihren Füßen,
war vergleichsweise kühl.
„ Sag mal, wann
hast du dich selbst zum letzten Mal getestet?“, fragte sie
langsam und das Lächeln aus Sannys Gesicht verschwand.
„ Ich.“,
stotterte sie ausweichend. „Nun ja, keine Ahnung. Ich muss mich
nicht testen. Wenn ich mich angesteckt hätte, würde ich es
sicher spüren. Ich bin eine Heilerin.“ Sie klang wenig
überzeugend. Kate zog die Augenbrauen hoch und hielt sie weiter
fest.
„ Das soll ich
dir glauben?“
Sanny bis sich auf
die Unterlippe.
„ Sicher. Ich
fühle mich vollkommen gesund.“, versuchte sie ihre
Geschichte aufrecht zu halten.
„ Du fühlst
dich aber ganz und gar nicht gesund an. Deine Haut ist wie Eis.“,
klärte Kate sie auf.
„ Das kommt vom
Wind. Ich brauche keinen Test.“, winkte sie ab.
„ Wie war das
noch? Für Jeden gelten dieselben Regeln.“, wiederholte
Kate Sannys Worte.
„ Du hast
gewonnen, sobald ich die Anderen überprüft habe, teste ich
mich selbst.“
„ Ich erinnere
dich daran.“, meinte sie und ließ Sannys Arm los. Diese
beeilte sich nach vorn zu kommen und einen großen Abstand
zwischen sich und Kate zu bringen.
„ Hey, da bist
du ja wieder.“ Alessio hatte sich ein Stück zurück
fallen lassen, so dass er sich mit ihr unterhalten konnte.
„ Hi.“,
antwortete Kate knapp und beobachtete weiterhin Sanny, die jetzt sehr
beschäftigt in ihrem Beutel herumkramte.
„ Beim nächsten
Mal solltest du Sanny auf sich selbst ansetzten.“, sprach Kate
ihren Gedanken laut aus. Sie konnte nicht verhindern, dass sie leicht
vorwurfsvoll klang.
„ Was meinst
du?“, fragte er betont unwissend und vermied es zu grinsen. Nur
an seinen Augen erkannte sie es.
„ Oh bitte,
Sanny würde nie auf die Idee kommen zu denken, ich könnte
mich bei Mai oder Eddy anstecken.“, erklärte sie sachlich.
„ Und da hast
du dir überlegt, dass ich sie darauf gebracht haben könnte?“,
wollte Alessio wissen und tat überrascht.
„ Da braucht
man nicht lange zu überlegen, das liegt doch auf der Hand.“,
gab Kate zurück.
„ War es denn
so schrecklich?“, grinste er jetzt doch.
„ Schlimmer.
Das Zeug schmeckt widerlich und außerdem ist es nur
Verschwendung.“, beschwerte sie sich.
„ Wahrscheinlich
hast du Recht, aber was hat das jetzt mit Sanny zu tun?“,
lenkte er sie ab und verfolgte Sanny ebenfalls mit den Augen, während
sie von Einem zum
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