Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
dich.“,
rief Kate zurück und ging auf die Beiden zu. Liz betastete noch
immer ihren Hals, als wäre sie sich sicher, dass sie Blut spüren
müsste.
„ Ach ja?“,
fragte Lee und schob das Schwert zurück in den Gürtel.
„ Du sollst
darauf achten, dass niemand das Haus verlässt und dass ich
weiterhin ungestört mit Liz an meiner Fähigkeit üben
kann. Ansonsten noch das Übliche, Angreifer in die Flucht
schlagen und so.“, erwiderte Kate.
„ Das war´s
schon?“, fragte er enttäuscht und Kate überlegte, was
er wohl erwartet hatte.
„ Wenn du gerne
weitere Aufgaben hättest, könntest du mein Haus
aufräumen.“, sprach Liz dazwischen und hob eine Hand voll
Schnee auf. Mit der Anderen winkte sie Kate zu sich herüber. Lee
machte ein mürrisches Gesicht und setzte sich dann schweigend
auf die Stufen, die ins Haus führten.
„ Wir machen da
weiter, wo wir stehen geblieben sind.“, entschied Liz und
setzte sich im Schneidersitz auf den Boden.
„ Bei dem
Kristall der Weisheit?“, fragte Kate, doch zu ihrem Unmut
schüttelte Liz den Kopf.
„ Nein, ich
meinte die Beeinflussung deiner Kraft. Weißt du woher du
Energie nimmst?“, wollte sie wissen.
„ Aus meinem
Inneren und dem Sonnenlicht.“, sagte Kate wissend.
„ Sehr gut,
aber vergiss nicht, dass auch Feuer und Eis dir Kraft geben. Worüber
du noch nichts Genaueres zu wissen scheinst, ist die übertragene
Energie durch Pflanzen und Menschen.“, meinte Liz. Es war keine
Frage, sondern eine Feststellung, auch wenn es in diesem Moment nicht
danach klang.
„ Menschen?“,
zweifelte Kate an.
„ Wenn dir
jemand sehr nahe steht. Eine Freundin oder deine Familie
beispielsweise, dann kannst du durch sie Energie gewinnen. Dabei
musst du dir keine Sorgen machen, es schadet ihnen nicht im
Geringsten. Sie werden es nicht einmal bemerken.“, beruhigte
Liz sie, bevor sie auch nur anfing sich Gedanken über diese
Technik zu machen.
„ Welche
Energie bevorzugst du?“ Kate überlegte nicht lange.
„ Meine
Eigene.“, sagte sie knapp.
„ Sehr schön,
dann werde ich dir auch hauptsächlich zeigen, wie du sie optimal
nutzt. Ich habe so ein Gefühl, dass wir generell zu wenig Zeit
haben werden. Ihr werdet bald weitergehen.“, meinte Liz. Kate
runzelte nur die Stirn, sagte aber nichts. Sie war sich nicht länger
sicher, inwiefern sie ihr trauen wollte. Alessios Zweifel steckten
sie an.
„ Also gut,
fangen wir an. Ich habe sowieso schon wieder zu viel Zeit mit reden
verschenkt.“, sagte Liz und warf den Schneeball hoch in die
Luft, den sie während ihres Gespräches abwesend geformt
hatte. Als er neben ihnen auf dem Boden aufschlug, zerbarst er dumpf
in seine Einzelteile.
„ Ich hatte
eigentlich geplant, dir direkt ein paar Kampftechniken zu zeigen,
aber zuerst einmal musst du Kälte erschaffen, sonst klappt es
nicht.“, sagte Liz und strich mit der flachen Hand über
den Schnee zwischen ihnen. Instinktiv wich Kate nach hinten zurück,
als der Boden scheinbar in sich zusammenbrach und eine tiefe Schlucht
offenbarte. Sie musste genauer hinsehen, um zu erkennen, dass dieses
tiefe, breite Loch bis zum Rand mit klarem Wasser gefüllt war.
„ Schau nicht
so erschrocken drein. Das ist eine der leichtesten Übungen.“,
lachte Liz. Dann tauchte sie ihre Hand in das Wasser, wo sie
scheinbar ins Leere griff. Als Liz sie langsam wieder hervor holte,
hielt sie einen festen Stab, aus Eis, mit den Fingern umschlossen.
Sie reichte ihn Kate.
„ Du musst dich
auf die Form konzentrieren und sie deutlich vor dir sehen. Nur wenn
du das schaffst, kann es dir gelingen. Die Wärme ist ein
Energiestrom, der ebenso wie das Blut in den Adern, durch deinen
ganzen Körper fließt. Ausgenommen sind nur Hals und Kopf,
da du dir sonst viel zu schnell selbst schaden könntest. Dieser
Strom hat einen ganz bestimmten Weg, den er ununterbrochen
zurücklegt, selbst dann, wenn du die Wärme völlig
ausblendest. Die Kälte funktioniert nach ihren eigenen Regeln.
Sie kann niemals nur an einem Ort auftauchen, während du bei der
Wärme deine ganze Kraft nur auf deine Hand fixieren könntest.
Die Kälte ist
eine feste, träge Masse. Du wirst den Unterschied gespürt
haben.“, sagte Liz, woraufhin Kate nickte. Ihr Blick ruhte auf
dem Wasserloch zu ihren Füßen und sie fragte sich, wie
lange es dauern mochte, bis es wieder festfrieren würde.
„ Solange ich
in der Nähe bin, wird es nicht verschwinden.“, erklärte
Liz, als hätte sie ihr die Frage aus dem Gesicht gelesen.
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