Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)

Kate
sah sie an, hatte aber keine Möglichkeit etwas zu erwidern, da
Liz gleich wieder ihre Erklärung aufnahm. Es war klar, dass sie
gerne viel redete und Kate fragte sich, ob es daran lag, dass sie
allein lebte.
    „ Sobald du
dich auf eine bestimmte Form konzentriert hast, musst du dich vom
Rest der Welt frei machen. Blende dabei niemals alle Geräusche
aus, das macht dich nur angreifbar. Stell dir vor, du wärst von
einer unsichtbaren Kugel umschlossen, in der es nichts als Kälte
gibt. Sie ist wie eine Art Kraftfeld, welches du jederzeit auf dich
übertragen kannst. Wenn du diesen Vorgang beherrscht, kann ich
dir zeigen, wie du Eis mit Feuer verbindest und eine der stärksten
Waffen dieser Welt erschaffst.“, sprach sie.
    „ So eine Waffe
will ich haben.“, sagte Lee. Kate hatte gar nicht gemerkt, dass
er sich näher zu ihnen gesetzt hatte, um Liz zuzuhören.
Vielleicht hoffte er so eine Lücke in ihrer Kampftechnik zu
finden, mit der er sie besiegen konnte.
    „ Das war eine
Metapher.“, sagte Liz nur.
    „ Ach wirklich?
Eine Metapher wofür denn?“, fragte er neugierig. Liz
antwortete nicht, stattdessen schlug sie mit ihrer flachen Hand auf
den Boden. Beinahe im selben Moment fuhr eine Schneelawine senkrecht
aus dem Boden und riss Lee von den Füßen. Als er fluchend
versuchte wieder aufzustehen, musste er zu seinem Bedauern jedoch
feststellen, dass der Schnee, der seine Beine begrub nicht länger
locker, sondern eine feste Schicht aus Eis war.
    „ Das war eine
Demonstration dessen, was ich dir als Ziel vorgebe. Ich hoffe, wir
kommen gut voran, damit du am Ende des Tages ebenfalls, nervige
Menschen aus dem Weg räumen kannst.“, grinste Liz Kate an
und drehte ihre Hand, die noch auf dem Schnee ruhte, ein paar Grad in
Richtung Haus. Augenblicklich schien der Schnee wieder im Boden zu
versinken. Lee sah sie böse an.
    „ Das soll ich
bis zum Ende des Tages können?“, zweifelte Kate und
blickte zum Himmel hinauf. Sie hatte noch immer einige
Schwierigkeiten damit die Tageszeit zu erkennen, aber es musste schon
nach Mittag sein und sie konnte sich nicht vorstellen, dass Liz die
ganze Nacht lang üben wollte.
    Liz folgte ihrem
Blick.
    „ Sicher doch.
Ein paar Stunden bleiben uns noch. Also fangen wir hiermit an.“
Sie wies mit der Hand auf den von ihr erschaffenen Wassergraben, der
immer noch nur darauf zu warten schien, dass er wieder zu Schnee
werden würde. Liz warf noch einen Blick zu Lee.
    „ Und du
solltest jetzt nicht länger stören.“, sagte sie
streng. Zu Kates Überraschung widersprach er nicht, sondern
stand auf und verschwand im Haus.
    Fast eine Stunde
später war Kate endlich so weit, dass sie ohne große Mühe
kleine aus Eis geformte Gegenstände aus dem Wasserbecken ziehen
konnte. Selbst dann, wenn sie diese bei Seite legte, verloren sie
nicht ihre Form, wie sie es zu Beginn ständig getan hatten. Kate
wollte gerade ein weiteres Mal in das Wasser greifen, als Liz ihr ein
Zeichen gab, dass sie aufhören sollte.
    „ Das reicht.
Du musst noch andere Dinge lernen.“, meinte sie und ließ
das Becken gefrieren.
    „ Steh bitte
auf.“, wies sie Kate an und erhob sich selbst.
    „ Du hast
bisher immer nur über deine Hände gearbeitet und bevor wir
jetzt Wärme und Kälte verbinden, bringe ich dir bei, wie du
den Boden, über deine Füße, zu deinem Vorteil nutzen
kannst.“ Sie stellte sich leicht in Schrittstellung auf und hob
die Handflächen gegeneinander, als wollte sie beten. Dann
schloss sie die Augen. Zuerst sah Kate nicht, was sich veränderte,
doch dann bemerkte sie, wie der Schnee unter Liz Füßen
langsam begann ihre Beine hinauf zu wandern. Er schmolz so sachte,
dass er aussah, wie eine zweite Haut, die sich langsam um ihren
Körper schloss. Es wanderte unter der Kleidung durch, kam an
Hals und Ärmeln wieder hervor und wurde schließlich fest.
Kate trat näher heran, um es sich besser ansehen zu können.
Es wirkte wie ein Schutz aus stabilem Eis, aber das wirklich seltsame
daran war, dass es Liz die Bewegungen nicht zu erschweren schien. Bis
auf ihren Kopf war sie komplett in Eis gehüllt. Sie öffnete
die Augen und nahm die Hände runter.
    „ Kann ich das
auch lernen?“, fragte Kate. Es erinnerte sie ein bisschen an
die Drachenhaut von Alessio, nur dass das Eis fast durchsichtig war.
    „ Sicher,
deshalb zeige ich es dir.“, meinte Liz, bevor sie ein Messer
aus ihrer Tasche zog und es Kate reichte.
    „ Versuche die
Haut zu zerschneiden.“, sagte sie. Kate starrte nur auf