Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
Feen erzählt hat, war ich mir
beinahe sicher.“, sagte Jill und stand auf.
„ Jetzt
möchte ich gerne einen Moment mit Katelyn alleine sprechen.“
Jill forderte Kate mit einer Handbewegung auf Platz zu nehmen,
während Mai und Alessio das Zimmer verließen. Es wäre
ihr lieber gewesen, wenn die Zwei nicht gegangen wären.
Kate setzte sich auf
einen der Sessel und wartete nervös. Bleib ruhig, sagte sie sich
und verbannte die Unsicherheit aus ihrem Gesicht. Jill ging zu einem
Regal hinüber und zog ein Buch heraus. Sie blätterte kurz
darin und gab es dann Kate.
Interessiert sah sie
sich die aufgeschlagene Seite an. Auf der Rechten war etwas in einer
fremden Schrift geschrieben, aber Kate interessierte sich nur für
die Zeichnung.
Mit den Fingern
strich sie darüber. Das Blatt war rau und an einigen Stellen
verblasste bereits die Tinte. Es sah aus, als würden die Männer
und Frauen, auf der Zeichnung, zaubern. Sie hatten die Hände
erhoben und Wasser kam wie eine Welle aus dem Boden. Sie sahen aus
wie einfache Bauern, doch sie kämpften gegen eine ganze Armee
aus bewaffneten Kriegern.
„ Das
sind Eiswandler, genau wie du.“, sagte Jill. Überrascht
sah Kate sie an.
„ Wie
ich?“ Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme spöttisch
klang.
„ Wieso
sollte ich eine Eis..., was auch immer, sein? Das wüsste ich
wohl, und überhaupt weiß ich nicht mal, was das ist.“,
sagte sie und schüttelte den Kopf. Jill lächelte.
„ Es
ist bestimmt nicht leicht zu verstehen, aber ich bin mir sicher. Es
gibt genug Hinweise. Du bist eine echte Eiswandlerin.“, fügte
sie hinzu.
„ Was
für Hinweise?“, wollte Kate wissen und klappte das Buch
zu.
„ Der
Erste ist, dass dir nicht kalt wird. Dein Körper gleicht die
Temperaturen an, damit du nicht erfrierst. Es ist wie ein
persönlicher Schutz vor der Kälte.“, erklärte
Jill.
Für Kate klang
das nicht sehr überzeugend. Nur weil ihr nicht so schnell kalt
wurde, hieß das noch lange nicht, dass sie besondere
Fähigkeiten hatte. Vielleicht hatten die Menschen in dieser Welt
auch einfach ein anderes Kälteempfinden.
„ Und
was war mit den Feen?“, fragte Jill, die ihre Zweifel deutlich
sah. „Ihre Nester werden so heiß, dass jeder normale
Mensch schwere Verbrennungen erleiden würde, wenn er sie auch
nur anfasst. Du hast den Vorgang nicht nur beschleunigt, sondern
verstärkt. Je wärmer es ist, desto mehr Feen überleben.“
Es klang logisch,
doch zugleich zu unrealistisch, als dass es Kate glaubhaft erschien.
Sie wusste keine Antwort.
„ Es
gibt viele verschiedene Fähigkeiten, doch nicht jeder hat das
Glück eine zu besitzen. Früher gab es ganze Stämme von
Eiswandlern, aber im Krieg ist der größte Teil von ihnen
gestorben. Die wenigen Überlebenden haben sich in kleinere
Dörfer und in den Wald zurückgezogen. Sie leben versteckt.
Zu der Zeit des Krieges sind viele Fähigkeiten verloren
gegangen. Deshalb wird es nicht leicht dich zu unterrichten. Ich
persönlich kenne niemanden mehr, der das Glück hat deine
Gabe zu besitzen und der dich unterrichten könnte. Ein Teil
steht in diesem Buch, aber das ist längst nicht alles.“,
sagte Jill und deutete darauf.
„ Wir
müssen es einfach versuchen und wenn du einverstanden bist,
würde ich dir vorschlagen, dass du das gemeinsame Training erst
einmal weg lässt.“ Kate nickte freudig darüber, etwas
Positives aus der Sache ziehen zu können. Es hatte ihr von
Anfang an nicht gefallen. Schon allein der Gedanke an diese Waffen
behagte ihr nicht.
„ Gut,
dann werden wir gleich morgen früh anfangen.“
Jill ging zur Tür
hinüber und legte eine Hand auf die Klinke.
„ Du
kannst es behalten.“, sagte sie, als Kate ihr das Buch
zurückgeben wollte.
„ Danke.“
Sie lächelte und verließ das Zimmer.
Mai und Alessio
hatten auf dem Boden sitzend gewartet. Jetzt sprang Mai auf, sie
lächelte Kate kurz zu und verschwand lautlos durch die immer
noch geöffnete Tür, von Jills Büro.
Kate atmete tief ein
und strich sich, mit der freien Hand, die Haare aus dem Gesicht, als
könnte sie dadurch die verwirrenden Gedanken fortwischen.
„ Was
sagst du dazu?“, fragte Alessio. Kate schüttelte den Kopf.
„ Ich
kann es nicht glauben. Wie soll das möglich sein? Ich meine...“
Sie brach ihren Satz ab und sah aus dem Fenster. Alessio stand auf.
„ Komm
mit, ich zeige dir etwas.“, sagte er. Ohne zu zögern,
folgte sie ihm den Gang hinunter, bis zu einer großen, schweren
Holztür. Als er sie
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