Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
Drachenschuppen.“, sagte er. „Es gibt kaum eine
Waffe, die sie durchdringen kann.“ Er hielt ihr den Arm hin.
„Sie sind ganz glatt und kalt.“ Kate strich mit einem
Finger darüber. Er hatte Recht, auch wenn sie nicht spüren
konnte, ob sie wirklich kalt waren.
„ Wie
funktioniert das?“, wollte sie wissen.
„ Ich
weiß es nicht genau, aber ich kann es steuern. Wenn du etwas
Übung hast, dann wird es dir genau so ergehen und dann kannst du
das Eis kontrollieren.“, sagte er.
„ Aber
das was du kannst ist viel besser.“, antwortete Kate und sah zu
wie Alessios Haut wieder normal wurde. Er schüttelte den Kopf.
„ Das
ist nicht wahr. Wenn du genug Kraft hast, kannst du viel beeinflussen
und ein Schutzschild aus Eis ist ebenso mächtig, wie meins.“
Kate schwieg. Vielleicht hatte er recht damit, dachte sie. Ihre
Fähigkeit könnte nicht nur ihr helfen, sondern vielen
Menschen.
„ Ich
möchte es noch einmal versuchen.“, sagte sie, mit mehr
Motivation als zuvor.
Nachdem sie ein
weiteres Mal ihre Augen geschlossen hatte, war sie viel ruhiger. Sie
wusste nicht woher es kam, aber ihre Anspannung war fast gänzlich
verflogen.
Sie wünschte
sich, es würde etwas passieren. Seit sie hier war, suchte sie
ständig eine Erklärung dafür, dass sie in einer
anderen Welt gelandet war.
Eine Fähigkeit,
die es nur hier gab, kam ihr da gerade recht. Für Kate bedeutete
es, dass sie Verwandte haben musste, die hier gelebt hatten oder
sogar noch lebten.
Sie kniff die Augen
fester zusammen, um die Gedanken abzuschütteln. Es lenkte sie
von ihrem Versuch ab, die Kontrolle zu übernehmen.
„ Du
darfst nicht nur deinen Kopf benutzen. Versuch es mal mit den
Händen.“, hörte sie Alessio sagen.
„ Was?“,
flüsterte Kate zurück, um die Konzentration nicht wieder zu
verlieren.
Sie spürte ein
kribbeln in ihren Fingern, als er ihre Hände nahm und sie mit
den Handflächen auf den Schnee legte.
Fast hätte Kate
sie sofort wieder weggezogen. Die Kälte, die plötzlich vom
Schnee auszugehen schien, drang wie winzige Nadelstiche in ihre Haut
ein und betäubte sie. Der eisige Wind strich über ihre Arme
und wehte ihr die Haare ins Gesicht.
Kate öffnete
die Augen und zog ihre Arme weg. Sie wollte sie um ihren Körper
schlingen, um sich zu wärmen. Doch sobald ihre Konzentration
nachgelassen hatte, war es nicht mehr nötig. Langsam ließ
sie die Arme sinken.
„ Ich
glaube, es stimmt.“, sagte sie ruhig. Es konnte kein Zufall
mehr sein, dass ihr all diese merkwürdigen Dinge passierten und
sie war sich sicher, dass sie sich die Kälte nicht eingebildet
hatte.
Alessio lächelte.
„ Natürlich
stimmt es.“, sagte er. „Und sobald du dich daran gewöhnt
hast, kannst du dir gar nicht mehr vorstellen ohne zu leben.“
Der
geheime Auftrag
Sie trafen sich in
einem kleinen Raum im dritten Stock, der, seinem Aussehen nach zu
urteilen, schon eine ganze Weile nicht mehr benutzt worden war.
Ein langer Holztisch
stand in der Mitte. Er war von einer dicken Staubschicht bedeckt, die
jedes Mal leicht aufwirbelte, wenn sich die Tür öffnete und
jemand hereinkam. Rundherum standen alte, fleckige Stühle, die
laut knarrten, als sie sich setzten.
Die Wände waren
leicht rissig und ihre Verzierungen waren an einigen Stellen auf den
schmutzigen Boden gebröckelt.
Auch die Fenster
waren verdreckt und mit ausgeblichenen Vorhängen behängt,
so dass kaum noch Licht hindurch fiel.
Kate wunderte sich,
dass das Treffen ausgerechnet hier stattfand. Sie hatte im ganzen
Schloss noch keinen Raum gesehen, der auch nur annähernd in
einem ähnlich schlechten Zustand war.
Mai hatte ihr die
Nachricht, von der streng geheimen Versammlung überbracht. Wie
ernst sie es wirklich gemeint hatte, spürte Kate erst jetzt, wo
sie zusammen mit den Anderen, auf die Ankunft von Jill wartete. Neben
Mai saß Eddy, der sich angespannt mit seiner Schwester Sanny
unterhielt.
Zu Kates Bedauern
war auch Claire hier. Sie hatte neben Dana Platz genommen und besah
sich gelangweilt ihre lackierten Fingernägel. Kate fragte sich,
wo sie den Lack her hatte.
Die Tür ging
auf und zwei Jungen traten ein. Kate erkannte den Wachtposten, dem
sie und Mai am Morgen begegnet waren. Sein Name war Chris, rief sie
sich in Erinnerung. Sie vermutete, dass sein Freund ebenfalls als
Wache im Schloss arbeitete. Schweigend ließen sie sich auf die
Plätze am Fenster nieder.
Kate wandte ihre
Aufmerksamkeit von ihnen ab, als Jill den Raum betrat. Alessio
begleitete sie. Er
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