Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)

öffnete, war Kate überrascht. Sie
hatte etwas Ungewöhnliches oder Besonderes erwartet.
    Der Raum ähnelte
einer kleinen Bibliothek. Die Regale reichten bis zur Decke und waren
gefüllt mit Büchern und Pergamenten. Mitten im Raum standen
dunkle Sessel an einem großen Tisch und auf der
gegenüberliegenden Seite war eine Glastüre, die auf einen
Balkon führte. Alessio beachtete den Raum gar nicht. Er ging
hinüber zu der Tür und machte sie auf. Er trat auf den
Balkon und winkte Kate herbei.
    „ Wolltest
du mir den Schnee zeigen?“, fragte Kate und trat vorsichtig
nach draußen. Sie bemühte sich, nicht nach unten zu sehen.
Ihr wurde schnell schwindelig bei einer solchen Höhe.
    Sie hielt sich am
Türrahmen fest und schloss einen Moment lang die Augen.
    Als Kate sie wieder
öffnete, stand Alessio vor ihr. Er beobachtete sie mit leicht
gerunzelter Stirn.
    „ Was
machst du da? Alles in Ordnung?“, vergewisserte er sich.
    „ Ich
kann hier nicht runter sehen.“, antwortete sie knapp und ließ
sich auf den Boden sinken. Ihr war warm und sie wünschte sich,
dass der Schnee kalt wäre, damit sie sich das Gesicht kühlen
könnte.
    Alessio sagte
nichts. Er grinste nur und setzte sich zu ihr in den Schnee. Es
ärgerte sie ein wenig, dass er sich scheinbar darüber
amüsierte, dass ihr die Höhe nicht bekam. Immerhin waren es
viele Meter bis nach unten.
    „ Was
soll ich jetzt hier?“, wollte Kate wissen, nachdem sie sich
wieder gefasst hatte. Sie spürte die Kälte die in ihren
eigenen Worten lag.
    „ Geht‘s
dir wirklich gut?“, fragte Alessio erneut.
    „ Ja.“,
sagte sie steif und spürte dabei, wie der Ärger aus ihrer
Stimme verschwand.
    „ Ich
hoffe.“, antwortete er und Kate verdrehte die Augen. Konnte er
sich nicht mal entscheiden, ob er es jetzt lustig oder beunruhigend
fand, dass sie sich komisch verhielt.
    „ Ok,
du bist hier, weil ich etwas ausprobieren wollte. Natürlich nur
wenn du einverstanden bist.“, fügte er noch hinzu. Kate
zuckte mit den Schultern.
    „ Ich
muss dich aber warnen. Es könnte sein, dass dir gleich sehr kalt
wird.“, erklärte Alessio und Kate nickte.
    „ Wieso?“,
fragte sie.
    „ Hier
ist es so kalt, dass dein Körper wahrscheinlich einen eigenen
Schutz aufbaut, damit du nicht erfrierst. Wenn du dich konzentrierst,
könnte es sein, dass du die Kontrolle übernimmst und dieser
Schutz wegfällt. Genau das will ich testen. Vielleicht hilft es
dir auch zu akzeptieren, dass du diese Kräfte besitzt.“,
erklärte Alessio. Kate verstand nicht ganz weshalb es gut sein
sollte, irgendeinen Schutz zu verlieren, dennoch stimmte sie zu. Es
interessierte sie, ob er tatsächlich Recht behielt.
    „ Gut,
dann schließe die Augen und konzentriere dich. Du musst ganz
ruhig atmen.“, sagte er.
    Kate versuchte es.
Sie hörte auf ihren Atmen, der immer gleichmäßiger
wurde. Sie blendete die Geräusche um sich herum aus und
versuchte ihre Gedanken loszuwerden.
    Es funktionierte
nicht. Der ferne Wind in den Bäumen am Rande der Stadtmauer
flüsterte ihr fremde Worte zu und die Stimmen vom Platz, vor dem
Schloss, vertrieben die Ruhe. Sie hatte in letzter Zeit so viel Neues
gehört und gesehen, dass es ihr einfach nicht aus dem Kopf ging.
    Je stärker sie
es versuchte, desto deutlicher wurden die Bilder. Hinzu kam, dass sie
sich beobachtet fühlte. Sie kam sich albern vor.
    Sie öffnete die
Augen und schüttelte den Kopf.
    „ Das
war doch gar nicht so schlecht.“, sagte Alessio sofort.
    „ Ich
fühle mich aber kein bisschen anders, wie vorher.“, sagte
Kate mürrisch und verschränkte die Arme.
    „ Es
ist auch nicht sehr leicht. Ich hatte am Anfang auch Probleme und
das, obwohl ich hier aufgewachsen bin. Schon als Kind musste ich
lernen meine Fähigkeit einzusetzen.“, erzählte er.
    „ Aber
du bist kein Eiswandler, oder?“, fragte Kate, die sich daran
erinnerte, dass Jill ihr gesagt hatte, sie würde niemanden
kennen, der so war wie sie. Alessio lächelte.
    „ Nein,
aber auch ich habe eine besondere Fähigkeit. Wenn du willst
zeige ich es dir.“, sagte er.
    Kate zögerte,
doch dann nickte sie.
    Alessio schloss
seine Augen nicht. Einen Moment blieb es ruhig, dann veränderte
sich seine Haut. Sie wurde heller, bis sie fast weiß war. Kate
starrte ihn an.
    Es sah aus, als ob
sie kleine Wellen schlagen würde und Kate erkannte kleine
Schuppen, die sich durch Alessios Gesicht zogen. Er schob seinen
Ärmel hoch. Auch hier war seine Haut von den weißen
Schuppen bedeckt.
    „ Das
sind