Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
einverstanden. Auch wenn ihr
nicht kalt war, der starke Wind gefiel ihr nicht. Stürme waren
fast ebenso schlimm wie Gewitter. Das seltsame daran war, dass sie
Regen fast genau so liebte, wie sie Gewitter hasste.
„ Bei
euch gibt es keinen Regen, oder?“, fragte Kate. Mai schüttelte
den Kopf.
„ Davon
hab ich noch nie gehört. Ist das ein Fest?“ Kate lachte
nur und folgte Mai durch die kleine Küche. Sie hatte sich alles
viel größer vorgestellt. Die Küche war mit Abstand
der kleinste Raum im Schloss.
„ Ist
das alles?“ Sie drehte sich einmal um sich selbst, um sich zu
vergewissern, dass sie nichts übersehen hatte. Diesmal war Mai
diejenige, die lachte.
„ Wo
denkst du hin. Hier wird nicht gekocht. Das ist nur der Raum indem
die Gerichte an die Hausmädchen weitergegeben werden. So geht
weniger verloren, es wird nichts vergessen und wir bekommen schneller
unser Essen.“, erklärte sie fröhlich und öffnete
die Tür, die zur anderen Seite hinaus führte. Erstaunt
betrachtete Kate den Flur.
„ Ich
dachte.“, stammelte sie. „Ist die Küche denn gar
nicht mit diesem Zimmer verbunden?“
Mai deutete zur
Antwort auf die einfache Ablage, hinter der ein dunkler Stoff die
Sicht auf die Wand verdeckte.
„ Der
Vorhang wird bei Seite geschoben. Dann funktioniert das ganze wie
eine Theke, aber das ist nicht sonderlich spannend. Lass uns endlich
gehen.“, sagte sie ungeduldig.
Kate lächelte
und folgte ihr. Mai kannte dies alles schon ihr Leben lang, aber für
Kate waren selbst die kleinsten Dinge neu und faszinierend.
„ Erzähl
schon.“, sagte Kate, sobald sie in Mais Zimmer waren. „Was
ist passiert?“
„ Ich
habe eine Verabredung.“, freute sich Mai und grinste.
„ Mit
Eddy?“, fragte Kate.
„ Woher
weißt du das?“, wollte Mai überrascht wissen.
„ Ach,
Sanny hat da so was erwähnt.“ Kate machte eine wegwerfende
Handbewegung. Es kam ihr ein wenig seltsam vor. Eben erst hatte er
sich von seiner Freundin getrennt und jetzt traf er schon die
Nächste. Doch sie sagte nichts. Es ging sie nichts an und
außerdem wollte sie Mai nicht die Laune verderben.
„ Wann
trefft ihr euch? Ich könnte dir helfen.“, schlug sie daher
vor.
„ Sobald
die Sonne untergegangen ist.“, antwortete Mai und lächelte
dankbar.
„ Leben
Sanny und Eddy auch hier im Schloss?“, fragte Kate, die sich
nicht erinnern konnte die Beiden woanders gesehen zu haben. Sie
wusste nur, dass die Anderen im Dorf bei ihren Eltern lebten. Claire,
Lee und selbst die beiden Wachtposten Chris und Ted wohnten außerhalb
des Schlosses in kleinen Häusern.
„ Ja,
Jill hat sie aufgenommen, nachdem sie von zu Hause weggelaufen waren.
Wäre Sanny keine Heilerin, dann würden sie wohl immer noch
auf der Straße leben, oder im Wald.“
„ Im
Wald?“, fragte Kate weiter. Sie hatte gedacht dort könnten
keine Menschen leben. Mai erzählte ihr von unzähligen
kleinen Dörfern, die seit Jahrhunderten existierten. Einige von
ihnen waren so versteckt, dass niemand sie finden konnte. Sanny und
Eddy hatten als Kinder an einem dieser Orte gelebt.
„ Was
ist mit den Dörfern, die man von den Hügeln aus sehen
kann?“, wollte Kate wissen. Sie konnte sich nur schwach an ihre
Ankunft erinnern, doch sie wusste, dass dieses Dorf nicht das Einzige
gewesen war.
„ Ein
paar von ihnen gehören zu Brion, aber viele haben nicht mal
einen Anführer. Dort muss jeder für sich allein Kämpfen.“,
sagte Mai abwesend, während sie ihre Schränke durchsuchte.
„ Der
Rest lebt so wie wir. Es gibt eine Familie, die für Ordnung und
Schutz in ihrem Teil des Landes sorgt.“
„ Und
die Familie von Sali ist auch so?“, fragte Kate. Mai drehte
sich überrascht zu ihr um.
„ Woher
kennst du sie?“, wollte sie wissen.
„ Alessio
hat von ihr gesprochen“, meinte Kate nur. Mai schwieg, wobei
sie die Sachen zurück in den Schrank stopfte, die sie unachtsam
im Zimmer verteilt hatte.
„ Wie
ist sie?“ Kate wusste selber nicht, warum es sie interessierte.
Mai lächelte.
„ Sali
ist wirklich eine Prinzessin. Ihre Eltern besitzen große
Reichtümer und erfüllen ihr jeden noch so großen
Wunsch. Für alles hat sie ihre Diener und trotzdem ist sie nicht
eingebildet. Sie sorgt für Gerechtigkeit und beschenkt die, die
nichts besitzen. Das Wort Feinde kennt sie nicht, denn jeder liegt
ihr zu Füßen. Hinzu kommt noch, dass sie sehr hübsch
ist.“, sagte sie. Kate antwortete nicht.
„ Aber
für Alessio ist sie nur eine gute Freundin. Außerdem
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