Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
mir zu?“, Mai wedelte mit
der Hand vor Kates Gesicht auf und ab. „Sag mal geht‘s
dir nicht gut?“, fragte sie jetzt. Kate war so in Gedanken
versunken, dass sie einen Moment lang nicht begriff, was Mai von ihr
wollte.
Jetzt sah sie, dass
Einige sich zu ihnen umgedreht hatten. Kate strich sich durch die
Haare.
„ Tut
mir leid. Es ist alles in Ordnung.“, schwindelte sie. „Ich
bin nur müde und ich bin es nicht gewohnt so weit und lang zu
laufen.“, gab sie zu.
„ Oh,
ihr reitet also immer?“, wollte Mai jetzt wissen und Kate war
froh, dass sie gezwungen war zu reden, so vergaß sie die Hitze
und ihre Müdigkeit. Sie versuchte Mai zu erklären was ein
Auto war, was nicht besonders leicht war, da sie ständig neue
Fragen hatte. Dafür verging die Zeit schnell. Es wurde schon
bald hell, so dass sie die Fackeln nicht mehr brauchten. Sie löschten
das Feuer und steckten sie in den Schnee.
Sie legten eine
kurze Pause ein, in der sie etwas aßen. Kate hatte keinen
Hunger und die meiste Zeit über achtete sie nur darauf, dass das
Wasser nicht zu kochen aufhörte.
Um sich auszuruhen,
war die Rast zu knapp und als sie wieder aufbrachen, hatte Kate das
Gefühl noch müder zu sein als zuvor. Zwar hatte sie Mai
erzählt, sie müsse sich erst an das lange Wachbleiben
gewöhnen, aber ganz stimmte das nicht. Im Waisenhaus hatte sie
oft Nächtelang kein Auge zugemacht. Sie hatte Stunden damit
verbracht, die Kinder zu beruhigen, die weinten. Noch nie war sie so
müde gewesen wie jetzt. Vielleicht lag es an der Umstellung in
einer anderen Welt zu leben. Keiner konnte genau wissen wie groß
der Unterschied zwischen ihnen war.
Als sie am Abend
einen Platz zwischen den Bäumen erreichten, wusste Kate nicht
mehr, wie sie den Tag überstanden hatte, aber sie glaubte, wenn
sie noch ein paar Minuten länger hätte laufen müssen,
wäre sie einfach umgekippt. Erleichtert ließ sie sich in
den kalten Schnee fallen und vergrub ihre Hände unter der
Oberfläche. Sie stellte fest, dass sie nicht die Einzige war,
die erschöpft war. Sanny hatte sich neben sie in den Schnee
gelegt und weigerte sich strickt, wieder aufzustehen. Eddy versuchte
es mit bitten und drohen, aber er gab schnell auf. Kate stand nur
auf, um den Anderen zu helfen ein Nachtlager zu errichten. Als
Alessio vorschlug die Gegend nach feindlichen Lagern, wie er es
nannte, abzusuchen, schloss sie sich der Gruppe an, die bei den
Zelten blieb.
So kam es, dass am
Ende nur Eddy und Alessio das Lager verließen. Sanny und Dana
gingen sofort schlafen und auch Lee verschwand in seinem Zelt. Kate
setzte sich noch einen Augenblick zu den Anderen ans Feuer. Da keiner
etwas sagte, verstrich die Zeit viel zu langsam und Kate spürte
wieder mehr und mehr, wie die Hitze in ihr aufstieg. Sie
verabschiedete sich bald und schlüpfte ebenfalls unter ihre
Decke. Es behagte ihr nicht ohne zu schlafen. Das Merkwürdige
daran war, dass ihr im Liegen um einiges kühler war und das
trotz der Federdecke. Sie schloss die Augenlider und lauschte dem
Knistern des Feuers. Vor ihren geschlossenen Augen erschienen Bilder,
doch sie verblassten gleich wieder.
So ging es eine
ganze Weile. Kate konnte einfach nicht einschlafen, trotz der großen
Müdigkeit. Sie drehte sich nach links, um auf der kühleren
Seite, der Matte zu liegen, aber auch das klappte nicht. Ihr wurde
wärmer, egal wie sie sich drehte.
Irgendwann hielt sie
es nicht mehr aus. Sie setzte sich und schlug die Decke zurück.
Auf ihrer Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet und ihr war
leicht schwindelig.
Sie überlegte,
ob sie wieder hinausgehen sollte, um sich eine Zeit lang in den
Schnee zu setzten. Da fiel ihr Blick auf Sanny und sie erinnerte sich
an den Trank, den sie von ihr bekommen hatte. Leise kletterte sie zum
Fußende und griff nach ihrer Tasche. Sie fand schnell, wonach
sie suchte. Das kleine Fläschchen wog leicht in ihrer Hand.
Kate nahm ihre
Wasserflasche und drehte den Verschluss ab. Dann betrachtete sie noch
einmal den Fiebertrank. Er sah harmlos aus, aber sie hatte nicht
vergessen, was Sanny ihr gesagt hatte. Vorsichtig zog sie den Korken
heraus, um nichts zu verschütten.
Ein Tropfen würde
reichen, erinnerte sie sich. Sie kippte das Fläschchen und als
der Tropfen auf das Wasser traf, breitete er sich wie eine Wolke in
der klaren Flüssigkeit aus. Das Wasser färbte sich zuerst
dunkel und wurde dann langsam wieder heller, bis es eine leicht
golden schimmernde Färbung angenommen hatte. Kate verstaute
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