Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
die
Missbilligung ins Gesicht geschrieben, dennoch blieb er stehen.
„ Sie
hat angefangen.“, murrte er kaum hörbar.
„ Was
ist mit Mai?“, fragte Eddy besorgt und spähte zwischen die
Bäume.
„ Sie
wird sicher gleich wieder auftauchen.“, meinte Alessio gelassen
und packte die restlichen Holzscheite auf die Glut. Sanny füllte
den Topf vom Vorabend mit dem Wasser aus dem Brunnen und hängte
ihn darüber.
„ Kann
sich nur um Stunden handeln.“, sagte sie mit einem kritischen
Blick auf das schwächliche Feuer.
„ Vielleicht
kann ich dir helfen.“, schlug Kate vor und kniete sich neben
Sanny. Bisher hatte sie nur Schnee erhitzen können, wenn sie
direkten Kontakt gehabt hatte, aber sie wollte es versuchen.
Entschlossen legte sie ihre Hände auf das Metall. Eine ganze
Weile passierte nichts und Kate wollte schon aufgeben, als das Wasser
plötzlich zu kochen begann. Sannys Freude darüber ging
jedoch unter, da zur selben Zeit Mai wieder auftauchte. Sie trug
etwas auf den Schultern, das Kate zuerst für einen Pelz gehalten
hatte. Als sie erkannte was es wirklich war, drehte sich ihr Magen
um.
„ Wer
hat Hunger?“, rief Mai strahlend und legte das Reh vor sich auf
den Boden. Sanny schien ebenso abgeneigt wie Kate, doch alle Anderen
schienen sich sichtlich über diese Beute zu freuen.
„ Du
rennst im Wald herum und erlegst nebenbei ein Reh?“ Eddy klang
begeistert und erstaunt zugleich.
„ Ja,
allerdings hab ich aus Versehen dein Kissen verloren.“, sagte
sie an Lee gewandt. Der zuckte nur mit den Schultern und starrte
begierig das tote Tier an.
Kate konnte sich
nicht damit anfreunden. Letzten Endes jedoch, aß auch sie etwas
von dem Fleisch. Sannys Suppe hatte nämlich nicht mal annähernd
ihren Hunger gestillt.
Nach dem Essen
verwischten sie gründlich ihre Spuren und füllten ihre
Flaschen, bevor sie aufbrachen.
Es schneite den
ganzen Tag über. Einmal waren sie sogar gezwungen eine Pause
einzulegen und als die Dämmerung herein brach, freute sich Kate
nur noch darauf schlafen zu gehen. Ihre Freude erwies sich schnell
als hoffnungslos. Sie liefen weiter und weiter. Schließlich
mussten sie die verlorene Zeit aufholen.
Immer wieder sah
Kate leuchtend gelbe Augen zwischen den Bäumen. Doch keines der
Wesen versuchte sich ihnen zu nähern, aus Angst vor dem Feuer.
Sie trugen Fackeln, um den Weg zu erleuchten und um nicht zu
erfrieren. Nachts war es hier noch kälter, sagte Mai ständig.
Kate war dankbar dafür, dass sie diese Kälte nicht spürte.
Offenbar bekam sie langsam die Kontrolle über ihre Fähigkeit.
Jeder Einzelne von
ihnen schien müde zu sein, doch Alessio drängte sie
weiterzugehen. Eddy unterstützte ihn Tatkräftig. Kate
erinnerte er an einen Hund, der alles tat um beachtet zu werden.
Seine eigene Meinung stellte er stets hinter die der Anderen und
besonders bei Mai und Alessio schien er Eindruck hinterlassen zu
wollen.
Sanny gegenüber
verhielt er sich selbst wie ein Vorgesetzter. Er gab ihr Befehle und
kritisierte alles was sie tat. Mai hatte Kate erzählt, dass
Sanny und ihr Bruder vor vier Jahren von zuhause weggelaufen waren.
Auch wenn sie es nicht wusste, vermutete Mai, dass der Vater der
Beiden der Grund gewesen war. Keiner von ihnen hatte je ein Wort über
ihn gesprochen. Ihre Mutter erwähnten sie auch nur selten, doch
diese schienen sie zu vermissen. Jill hatte Sanny und Eddy damals mit
offenen Armen empfangen.
„ Heiler
sind gern gesehene Menschen, ganz anders sieht es da bei den
Seelenwächtern aus.“, hatte Mai gesagt. Auf Kates Frage
was Seelenwächter waren, wusste Mai keine richtige Antwort.
„ Ich
hab noch nie einen gesehen, aber sie sind verwand mit den Heilern.
Immer wenn irgendwo jemand stirbt, tauchen sie dort auf, um seine
Seele zu befreien. Ich denke mal, der Tod macht den Meisten einfach
Angst.“ Kate hätte gerne mehr über diese Leute
erfahren, aber Mai wusste auch nicht mehr, als sie schon erzählt
hatte. Vielleicht waren Seelenwächter auch nur ein Märchen,
das man Kindern erzählte. Sie konnte sich nämlich nichts
unter der Befreiung einer Seele vorstellen.
Es war schon weit
nach Mitternacht, als Kates Schritte schwerer wurden. Sie war dankbar
dafür, dass sie keine Schuhe trug. Sie wären nur unnötige
Last gewesen.
Sie fühlte sich
eigentlich zu müde um weiter zu gehen. Immer wieder bildete sie
sich ein verfolgt zu werden, doch wenn sie genauer hinsah, erkannte
sie, dass es nur Äste und Blätter waren, die sich im Wind
bewegten.
Kaum
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