Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
den
Trank wieder in ihrer Tasche. Sie setzte die Flasche an die Lippen
und trank einen winzigen Schluck. Es schmeckte bitter und brannte auf
ihrer Zunge. Sie verzog das Gesicht, schloss die Augen und trank noch
einen großen Schluck. Mehr schaffte sie nicht. Das Wasser lief
ihre Kehle hinab und sie spürte wie es sich ausbreitete. Das
Brennen lies nach und sie spürte augenblicklich wie die Hitze
verblasste. Erst senkte sich ihre Temperatur rasch, dann immer
langsamer und irgendwann spürte sie es nicht mehr. Sie ließ
sich in die Kissen fallen und schloss die Augen. Jetzt wo ihr Körper
fast wieder seine normale Temperatur hatte, spürte sie nichts
weiter als die Müdigkeit. Sie drückte ihr auf das Gesicht
und machte ihre Glieder schwer.
Jetzt hörte sie
nicht länger das knisternde Feuer, sondern Stimmen.
„ Vielleicht
war ich ein bisschen voreilig damit, über dich zu urteilen.“
Kate erkannte Mais Stimme, aber mit wem sprach sie?
„ Ein
bisschen?“ Kate zog die Augenbrauen zusammen. Sie konnte diese
Stimme nicht zuordnen. Wahrscheinlich war sie zu müde.
„ Ist
ja gut, hiermit entschuldige ich mich für alles,
einverstanden?“, fragte Mai.
„ Ok,
dann entschuldige ich mich auch für alle Gemeinheiten dir
gegenüber.“ Es war Claire, mit der Mai redete. Da war Kate
sich sicher. Jedoch war ihr nicht ganz klar, ob die Beiden wirklich
gerade Frieden schlossen oder ob sie sich gegenseitig etwas
vorspielten.
„ Eddy
und dein Bruder sind jetzt aber schon lange weg.“, meinte
Claire.
„ Machst
du dir etwa Sorgen?“, fragte Mai. Dabei schaffte sie es nicht
ganz den spöttischen Unterton wegzulassen. Claire jedoch schien
es nicht zu bemerken, zumindest ging sie nicht darauf ein.
„ Natürlich.
Hier laufen üble Gestalten herum, wenn es dunkel ist. Hast du
denn keine Bedenken?“
„ Nein.
Die kommen schon zurecht.“, sagte Mai lässig. Claire
hackte, scheinbar fassungslos nach, bis Mai anfing zu kichern.
„ Manchmal
verstehst du gar nichts. Ich kann sie deutlich hören.“,
versicherte sie Claire jetzt. „Sie sind nicht besonders weit
gekommen.“, fügte sie noch hinzu.
„ Na
schön.“, willigte Claire ein. „Ich glaube, ich suche
immer noch nach einem Harken. Diese ganze Reise hatte bisher nur
Gutes für mich. Alle sind viel netter zu mir und ich kann mir
sogar vorstellen, dass wir zwei wieder Freundinnen werden, was schon
irgendwie beängstigend ist, da wir uns ja eigentlich nicht
ausstehen können, hatte ich gedacht.“, fügte sie
nachdenklich hinzu.
„ Und
dein Bruder ignoriert mich auch nicht mehr. Im Gegenteil, er ist
immer so nett. Ich glaube, er mag mich doch.“, schloss sie.
Kate wollte nicht länger zuhören und sie wusste selbst
nicht genau, weshalb sie es überhaupt tat. Sie drehte sich auf
den Bauch und zog sich die Decke über die Ohren.
„ Wer
soll dich schon mögen.“, witzelte Mai und Claire lachte
leise.
„ Aber
jetzt mal ernsthaft, wieso meinst du, dass er dich auf einmal mag?“,
fragte Mai neugierig. Gegen ihren Willen hielt Kate den Atem an, um
besser lauschen zu können.
„ Naja,
sieh doch mal. Auf dem Fest habe ich gaaanz zufällig, “
sie zog das Wort extra in die Länge. „mitbekommen, dass er
Prinzessin Sali nicht heiraten wird und gleich darauf, hat er mit mir
getanzt. Es war nur ein Tanz, aber den ganzen restlichen Abend ist er
nur durch die Gegend gelaufen und hat mit irgendwelchen,
wahrscheinlich hoch angesehenen oder wichtigen Personen geredet.
Verstehst du? Ich war die Einzige mit der er getanzt hat. Für
mich ist das einleuchtend, dass da etwas ist.“, schwärmte
sie. „Und wenn wir allein sind, dann ist er immer so nett.
Vorher war er ganz anders, viel abweisender.“
Kate fühlte
sich merkwürdig. Sie wusste nicht ganz wieso, aber sie
vermutete, dass es an dem Trank lag. Ihr Herz hüpfte
erschrocken. Was passierte noch gleich, wenn man zu viel von dem
Fiebermittel nahm? Sie wusste es nicht mehr. Um sich auf andere
Gedanken zu bringen, versuchte sie wieder zu verstehen, was draußen
gesprochen wurde.
„ Es
muss ja nicht bei einem Mal bleiben.“, sagte Claire gerade.
Kate hatte keine Ahnung worüber sie sprach.
Vor ihren
geschlossenen Augen tauchten Schatten auf. Sie wurden deutlicher und
verschwanden wieder. Der Schlaf griff nach Kate, aber noch immer
hörte sie Stimmen.
„ Ich
habe schon einen Plan, aber den umzusetzen ist nicht so einfach.“
Sie konnte nicht
genau sagen, wann die Realität in ihren Traum überging.
Draußen vor dem
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