Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
Kate es kaum hörte und sie war sich sicher, dass es selbst
dann kein Anderer gehört hätte, wenn sie wach gewesen
wären. Mit Ausnahme von Mai vielleicht. Ihr entging schließlich
nie etwas.
Kate hielt die Luft
an und löste ihre Hand aus seinem Griff. Doch noch bevor sie es
ganz geschafft hatte, entschied sie sich dagegen und schob ihre
Finger zurück. Dafür schloss sie ihre Augen und drehte ihr
Gesicht weg. Sie atmete tief ein und schluckte ihre Gedanken einfach
herunter. Schnell wischte sie sich unbemerkt mit der freien Hand über
die Augen, bevor sich Tränen bilden konnten. Sie konnte selbst
nicht genau sagen, wieso sie sich so verhielt. Schuld daran waren
vermutlich die Erinnerungen, die sie noch immer nicht los wurde.
Sie öffnete die
Augen und sah ihn diesmal direkt an.
„ Tut mir
leid.“, sagte sie leise und lächelte leicht. Alessio, der
nicht wusste was sie meinte, strich ihr eine Träne von der
Wange, die Kate übersehen hatte und lächelte zurück.
„ Wie schwer
ist es für dich, in dieser Welt zu leben?“, fragte er.
„Vermisst du dein anderes Leben wirklich nicht?“ Kate
überlegte nicht lange.
„ Nein, ich
vermisse nichts. Im Gegenteil, je weiter ich von meinem alten Zuhause
entfernt bin, desto besser. Ich wüsste nicht, was ich gemacht
hätte, wenn ich nicht hier gelandet wäre.“
„ Was meinst
du?“, fragte er.
„ Ich bin
weggelaufen, aus dem Heim, in dem ich gelebt habe, weil ich es dort
nicht mehr ausgehalten habe. Wahrscheinlich hätte ich auf der
Straße gelebt, vorausgesetzt sie hätten mich nicht
gefunden und zurückgebracht.“, Kate wollte nicht länger
darüber reden. Alessio schien es zu merken.
„ Dann bin ich
froh, dass du nach Umbria gefunden hast.“, warf er ein und
schwieg.
Kates Eingeweide
zogen sich zusammen. Schon nach so kurzer Zeit, hatte sie ihr Herz zu
weit geöffnet. Sie vertraute Menschen, die sie erst seit ein
paar Wochen kannte. Obwohl sie sich vorgenommen hatte diesen Fehler
nie wieder zu machen, war es bereits zu spät. Sie machte sich zu
viele Gedanken und Mai betrachtete sie schon als ihre beste Freundin.
Wie hatte sie nur so
leichtsinnig sein können.
Erst jetzt merkte
sie, wie die Müdigkeit nach ihr griff. Sie fühlte sich
schwer und leicht zugleich. Ihre Augen fielen zu und ein paar
Sekunden später war sie bereits eingeschlafen.
Im Schein des Feuers
„ Ah, kannst du
nicht einmal deine Klappe halten?“ Laute Schreie weckten Kate.
Sie war nicht die Einzige, die es gehört hatte. Alle in ihrem
Zelt wurde gleichzeitig wach.
„ Was soll der
Lärm.“, maulte Mai, vergrub ihr Gesicht in Eddys Hemd und
zog sich ihr Kissen über die Ohren. Alessio stand auf, wobei er
Kates Hand los lies und lugte aus dem Zelt. Sie hatte kaum gemerkt,
dass er sie die ganze Nacht über gehalten hatte.
„ Was habe ich
denn schlimmes gemacht?“, fragte Lee.
„ Du redest
ohne Punkt und Komma. Ich habe noch nie so viel dummes Gequatsche in
so kurzer Zeit gehört.“, keifte Claire zurück.
„ Hey, habt ihr
vergessen, wo wir sind.“, rief Alessio dazwischen und stieg
wütend aus dem Zelt. Mit einem Mal war Mai hellwach.
„ Mach sie
fertig großer Bruder.“, jubelte sie und stürmte
hinterher. Sanny schüttelte nur den Kopf und zog sich einen
Pullover über. Eddy stand seufzend auf und folgte Mai. Er sah
nicht mehr so blass aus, wie am Tag zuvor und dennoch hatte er dunkle
Ringe unter den Augen. Vielleicht hatte er letzte Nacht nicht gut
geschlafen, überlegte sie und rieb sich selbst den Schlaf aus
den Augen. Erstaunlicher Weise war sie selbst kein weiteres Mal wach
geworden.
Claire schrie immer
noch wütend herum. Kate streckte sich und kletterte hinter den
Anderen nach draußen. Dabei interessierte sie weniger der
Streit, sondern mehr das Frühstück. Ihr Magen knurrte
heftig.
Das Erste, was sie
sah war die Sonne. Ein leichtes blaues Schimmern zog sich über
ihr Abbild. Sie hatte kaum Zeit die wärmenden Strahlen zu
genießen, denn das Zweite was sich vor ihren Blick schob waren
Claires kurze schwarze Haare. Sie hatte sich auf Kate gestürzt,
die völlig überrumpelt da stand. Zögernd hob sie die
Hand und tätschelte leicht Claires Rücken.
„ Sag ihm
bitte, dass er endlich sein dummes Maul halten soll.“, jammerte
sie ihr in die Ohren. Kate schob sie vorsichtig von sich weg und rieb
sich den Nacken, denn Claire hatte ihre Arme etwas zu heftig darum
geschlossen.
„ Lee, du
sollst dein dummes Maul halten.“, wiederholte Kate
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