Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
gegeben. Zu Beginn war es nur eine und erst viele
tausend Jahre später kamen die Anderen hinzu. Dass es wirklich
sieben waren, konnte man leicht erkennen. Teilweise sah man mit
bloßem Auge die Unterschiede.
Die Sonne mit der
ein Tag begann hieß Sabik, was soviel bedeutete wie
vorausgehend. Ein Tag, im eigentlichen Sinne, endete erst wenn alle
sieben Sonnen den Planeten umrundet hatten.
Noch immer schien es
Kate völlig unmöglich, dass ein Tag auf der Erde so viel
schneller verging als hier.
Der Zweite Abschnitt
des Tages begann mit der Sonne Errai, was übersetzt "Schäfer"
hieß. Unter allen Sonnen war sie die Größte und
dennoch bewegte sie sich im selben Rhythmus, wie ihre Schwestern.
Alrakis, die Dritte
unter ihnen, mochte Mai am liebsten. Sie behauptete sogar, dass sie
zu dem Zeitpunkt geboren sein müsste, als sie am Himmel stand.
Die Bedeutung "Tänzer" passte zu der Art, wie sie den
Schnee veränderte. Ihre Strahlen wurden von den winzigen
Eiskristallen so reflektiert, dass es aussah als glitzerte der Boden.
So groß war
der Unterschied, zu der unscheinbaren Sonne Wasat "die Mitte des
Himmels". Bei ihr blieb der Schnee matt.
Ihr folgte Thabit,
eine ebenso strahlende Sonne wie Alrakis. Zwar spielte sie nicht mit
dem Licht, doch ihre weiß-goldene Farbe strahlte Stärke
und Macht aus. Die Bedeutung ihres Namen "Unerschütterlich"
und diese Macht, brachte die Menschen dazu sie als die Wächterin
über die Kriege zu bezeichnen. Es gab Legenden, in denen die
Unschuldigen durch sie gestärkt und die Grausamen geblendet
wurden.
Naos, die blaue
Sonne, die zur Zeit hoch über ihren Köpfen stand, hingegen
war die Wächterin der Seeleute. Auf der anderen Seite von
Umbria, sollte es ein Meer geben, dass so riesig war, dass kein Wesen
und kein Mensch es bisher geschafft hatte, es komplett zu überqueren.
Und dann gab es noch
Maia, die Großmutter der Sonnen, die Erste und somit Älteste.
Ihr Schein war matt und weiß wie Haar und Haut einer sehr alten
Frau. Erst wenn sie unterging, endete ein Tag. Sieben Sonnen und
sieben Nächte, insgesamt 168 Stunden dauerte so ein Tag auf
Umbria, während auf der Erde gerade mal 24 Stunden vergingen.
Mai hörte
geduldig zu, doch es schien sie nicht annähernd so zu
faszinieren, wie Kate.
Besonders die Namen
gefielen ihr.
Sabik, Errai,
Alrakis, Wasat, Thabit, Naos, Maia, wiederholte sie in Gedanken. Es
klang ein bisschen wie ein Zauberspruch in einer fremden Sprache.
„ Ich höre
Musik.“, wisperte Mai irgendwann und tänzelte beim Laufen
herum.
Erst eine halbe
Stunde später merkten auch die Anderen, was sie gemeint hatte.
Es klang wirklich Musik durch den, sonst so stillen, Wald. Heitere
Lieder, versetzt mit fröhlichen Stimmen. Ein Stück weiter,
sahen sie den Ursprung des Trubels. Direkt neben dem schmaler
gewordenen Pfad, war eine riesige Wiese, voller bunter Zelte und
ebenso bunter Menschen.
„ Juhu,
Artisten.“, freute Mai sich und klatschte aufgeregt in die
Hände.
Ein bärtiger,
dicker Mann breitete die Arme aus und empfing sie mit einem warmen
Lächeln.
„ Willkommen
Freunde, tretet näher.“, sagte er. Die verrücktesten
Gestalten liefen hier herum. Einige waren halb Mensch, halb Tier. Es
gab welche mit zu langen Beinen und Andere, die nur auf ihren Händen
liefen. Stolz führte der Mann sie von Zelt zu Zelt. Kate hatte
seinen Namen bereits vergessen. Es gab so viel zu sehen, dass sie
nicht wusste, was sie sagen sollte.
„ Und das hier
ist Pablo, unser neustes Mitglied.“, sagte er gerade und
präsentierte ihnen einen Jungen ungefähr in ihrem Alter,
der breit grinste. Er hatte eine leicht dunklere Hautfarbe,
rotbraunes Haar und er trug zu Kates Verwunderung kein Hemd.
„ Er bietet
eine fantastische Feuershow, die ihr euch bei Gelegenheit unbedingt
ansehen müsst. Ihr werdet doch hier bleiben, wenigstens für
eine Nacht?“, fragte er mit großen Augen. Sie ließen
sich überreden, bis zum nächsten Morgen zu bleiben.
Zum Dank
präsentierte Pablo ihnen eines seiner Kunststücke, bei
denen er wie aus dem Nichts eine Flamme in der Luft erscheinen ließ.
Mai bedauerte sehr, dass sie nur eine Sekunde lang hielt und forderte
ihn immer wieder auf, es ihr noch mal zu zeigen, solange bis Alessio
sie von dem Jungen wegzog.
So verbrachten sie
den restlichen Tag damit, durch das Lager der Artisten zu streifen
und sich auf die Show am Abend zu freuen, die bis spät in die
Nacht andauerte.
Es war viel mehr,
als eine einfache Zirkusvorstellung. Sie war
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