Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
Buch zurück,
damit sie ihren Satz beenden konnte.
„ Interessant.“,
sagte er langsam und sah zu, wie sie die Buchstaben formte.
„ Wie kannst du
dir das merken, diese Schrift sieht viel komplizierter aus.“,
meinte er.
„ Das habe ich
mir bei diesem Geschnörkel auch gedacht.“, antwortete Kate
und klopfte mit der Rückseite ihres Kulis auf den Text im Buch.
„ Kann ich
verstehen. Ehrlich gesagt, das Meiste davon kann ich auch nicht
lesen. Vom Schreiben will ich gar nicht erst anfangen...“,
fügte er den letzten Teil, mehr zu sich selbst, hinzu.
„ Es scheint
hier nicht viele Leute zu geben, die lesen und schreiben können.“,
stellte sie fest. Alessio nickte.
„ Die Meisten
haben Angst davor. Geschriebene Worte können viel mehr Schaden
anrichten, als Gesprochene. Sie geraten schnell in falsche Hände.“,
erklärte er.
„ Kann sein,
aber dafür halten sie länger und man kann Nachrichten über
eine weite Entfernung liefern, ohne dass sie sich mit der Zeit
verändern.“ Er stimmte ihr zu, blieb aber dabei, dass es
viel zu anstrengend war sich Buchstaben zu merken, wenn es doch
Wichtigeres gab, um dass er sich kümmern musste.
„ Zum
Beispiel?“, fragte Kate.
„ Auf dich
aufpassen.“, grinste er. Sie schnaubte.
„ Oh ja, weil
das auch so kompliziert ist.“
„ Es ist
wirklich nicht leicht. In dieser Sache bist du fast wie meine
Schwester. Wenn du gerade Lust dazu hast, verschwindest du einfach.“,
sagte er vorwurfsvoll.
„ Ja, dumme
Angewohnheit.“, gab sie zu. „Allerdings wäre ich
wohl nicht hier, wenn es anders wäre.“, fügte sie
hinzu.
„ Mir wäre
es trotzdem lieber, du würdest diese Angewohnheit
schnellstmöglich ablegen. Dabei könntest du auch gleich Mai
umstimmen. Zwar kann sie gut auf sich selbst aufpassen, aber sie ist
leider ebenso leichtsinnig, wie gerissen.“ Kate lächelte
nur.
Der Wind wehte durch
die Bäume und Claire bewegte sich im Schlaf.
Sie sah traurig aus.
Kate konnte sie gut verstehen, schließlich war der einzige
Mensch, den sie wirklich mochte und der auch sie mochte, gegangen. Es
war ein schreckliches Gefühl. Was sie jedoch nicht
nachvollziehen konnte, war Claires Verhalten ihnen gegenüber.
Als Kates beste
Freundin damals das Waisenhaus verlassen hatte, war sie froh über
jede noch so kleine Gesellschaft gewesen. Auch wenn sie keine neue
beste Freundin gefunden hatte, so gab es doch immer genug Mädchen,
mit denen sie sich verstanden hatte. Claire tat das genaue Gegenteil.
Sie wies jeden ab, der mit ihr redete und lies sie alle spüren,
dass sie allein sein wollte. Auch das sie hier draußen schlief,
passte zu ihr. So konnte sie sagen, sie wäre aus Versehen
eingeschlafen. Sie vermied es gemeinsam mit ihnen zu essen und
schlafen zu gehen. Dass sie bei ihnen am Feuer gesessen hatte, war
einzig und allein die Kälte schuld.
Hätte sie nicht
gefroren, wäre sie auch nicht bei ihnen gewesen.
Sanny gab sich die
meiste Mühe mit Claire. Sie versuchte immer sie mit
einzubeziehen und ignorierte gekonnt jede noch so gemeine Bemerkung.
Kate versuchte ebenso nett zu sein, aber sie gab jedes Mal gleich
wieder auf. Sie wollte Claire nichts vorspielen. Wenn diese es
machte, war es ihr Problem, doch Kate war keine besonders gute
Lügnerin und sie hatte auch keine Lust eine zu werden.
Sie sah das Buch an.
Sie hatte vergessen, was sie schreiben wollte. Sie atmete tief ein
und klappte es leise zu.
„ Normalerweise,
wenn wir in Brion wären, dann würde ich dich bitten, mit
mir auszugehen.“, sagte Alessio und schaffte es wieder einmal
Kate zu überraschen. Die Geschehnisse der vergangenen Tage,
hatten sie vergessen lassen, dass sie sich eigentlich von ihm fern
halten wollte. Jetzt schien es zu spät dafür.
„ Ach
wirklich?“, fragte sie und hoffte heimlich, dass es kein Scherz
war.
„ Ja, aber ich
vermute hier wird das etwas schwieriger.“, meinte er und
starrte die Bäume an, als wären sie schuld daran.
„ Wieso?“,
wollte Kate wissen.
„ Ja... wieso
eigentlich?“, wiederholte er nachdenklich. Dann stand er auf.
„ Komm, ich
will dir etwas zeigen!“, sagte er und nahm wie
selbstverständlich ihre Hand. Sie legte das Buch neben sich auf
den Boden und erhob sich. Gespannt, was jetzt kam, folgte sie
Alessio.
Sie liefen den Weg
zurück, über den sie gekommen waren.
„ Was ist mit
den Anderen?“, fragte Kate und warf einen unsicheren Blick über
die Schulter. Sie konnten nicht gehen, schließlich schliefen
alle und niemand passte beim
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