Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
Räumlichkeiten nutzen lässt?«
Magda Shrike – Grace’ Mentorin, Freundin und gelegentliche Psychologin – hatte kürzlich ihr Zuhause und Büro in ein exklusives Gebäude in Bal Harbour verlegt.
»Rund-um-die-Uhr-Doorman«, sagte er. »Das nenne ich anständige Security.«
»Ich bin mir nicht sicher, dass sie Platz dafür hat, geschweige denn, ob ihr das recht wäre ...«
»Aber du hasst die Idee nicht grundsätzlich?«
»Ich hasse alles daran.«
»Wirst du sie anrufen?«
»Wir müssten uns unsere Versicherungspolicen ansehen.«
»Na klar«, sagte Sam. »Also, wirst du sie anrufen?«
Grace lächelte ihn an. »Gleich morgen früh.«
Der Rest des Abends war ein fast ungetrübtes Vergnügen. Daniel ließ sich von Sam und Saul gern beim Grillen helfen, während Grace und Claudia an ihrem Wein nippten und aßen, bis sie fast platzten. Mike, Robbie und Cathy gingen schwimmen und aßen und lachten viel, und alle übernahmen es abwechselnd, hochzugehen und nach Joshua zu sehen, und selbst die Hunde hingen fröhlich zusammen herum.
»Es ist so schön hier draußen«, sagte Grace zu Sam.
»Das ist es wirklich«, pflichtete er ihr bei.
Er versuchte, nicht über den weißen, alarmgesicherten, überwachten Zaun auf die dunkle Bucht dahinter zu starren, versuchte, sich nicht vorzustellen, wie Cooper irgendwo dort draußen lauerte, mit einem weit reichenden Nachtsichtgerät, das er auf sie gerichtet hatte – vielleicht sogar einem Gewehr mit einem Hochleistungs-Fadenkreuz –, mit fast der gesamten Familie Becket vor sich, die er auf einen Schlag auslöschen konnte ...
»Hör auf, Sam«, sagte Grace leise zu ihm.
Was ihm verriet, dass es nichts war, was sie nicht auch gedacht hatte.
Ihre Fantasie ging mit ihnen durch.
»Wir müssen leben. Das Beste aus dieser Situation machen.«
Sam nickte. »Eine besondere Zeit.«
»Und das nicht nur, weil sie uns genommen werden könnte«, stimmte Grace zu. »Okay?«
Sie hatten gelegentlich darüber gesprochen, ob ihnen nach den Schrecken des letzten Jahres eine Therapie vielleicht geholfen hätte. Sam war von seinem Arbeitgeber professionelle Hilfe angeboten worden, aber er hatte sie ausgeschlagen, da er, obgleich tief erschüttert, einfach so verdammt froh gewesen war, am Leben zu sein. Und obwohl sie beide besser als die meisten anderen Leute wussten, welchen Schaden unverarbeitete posttraumatische Erlebnisse anrichten konnten, hatten sie stur, vielleicht törichterweise, entschieden, dass ihnen die schiere Erleichterung des Überlebens ausreichen würde.
In letzter Zeit jedoch war Sam zunehmend besorgt, dass es für Grace vielleicht die falsche Entscheidung gewesen war. Nicht nur, weil ihre Nervosität so untypisch für sie – wenn auch verständlich – war. Sondern auch, weil er das Gefühl hatte, dass sie mal gute und mal schlechte Tage hatte und immer wieder in einen Zustand des Leugnens verfiel.
Was nicht gesund war, und gar nicht ihre Art.
Vielleicht noch ein Grund, weshalb es eine gute Idee sein könnte, bei Magda zu arbeiten. Denn wenn irgendjemand Grace überreden konnte, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, bevor die Dinge aus dem Ruder liefen, dann war es Dr. Magda Shrike.
Aber heute Abend, hier und jetzt, war es Grace, die recht hatte.
Wie fast immer.
Sam hob seine Bierflasche.
»Verdammt richtig«, sagte er.
31
29. April
Am Donnerstagmorgen gingen sie alle ihrem Alltag nach – alle bis auf Grace, die auf Magdas Rückruf wartete. So, wie es im Moment aussah, nahm sie an, dass es bis Montag dauern würde, bevor sie auch nur hoffen konnte, wieder Patienten zu empfangen.
Es ist alles so grundfalsch, dachte sie. Und dann schalt sie sich dafür, denn hier saß sie, wohl behütet in dem wundervollen Haus ihrer Schwester. Im Augenblick hatte sie keine größeren Sorgen, als aufzupassen, dass Joshua sich vom Pool fernhielt.
»Er könnte unmöglich allein von hier weglaufen«, hatte Claudia ihr bereits versichert.
Biometrische Systeme an allen Ausgängen, nicht nur an der Vordertür.
Also gar kein Grund zur Beunruhigung, sagte sich Grace, während ihre Schwester frischen Kaffee aufbrühte.
Bis auf ihren psychopathischen Stiefbruder.
»Hey«, sagte Claudia, als sie ihre Miene sah. »Kannst du nicht wenigstens versuchen, das hier als Urlaub anzusehen?«
Grace sah ihre Schwester an und gab sich rasch einen Ruck.
»Und ob ich das kann.«
32
Cutters und Sheldons Fischzug in den Nachtclubs hatte nichts ergeben, aber Sam und Martinez hatten
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