Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
Cacciucco gemacht«, sagte Grace zu ihm. »Ich habe genug für die ganze Familie gemacht, aber eigentlich habe ich es für dich gemacht.«
»Danke, Gracie!«
Es war ein italienischer Fischeintopf und eines seiner Lieblingsgerichte, da es sein erster Eindruck von Grace’ Kochkünsten gewesen und später eines ihrer großen Trostessen geworden war. Und es war ihre Entsprechung eines Rosenstraußes, wenn sie das Gefühl hatte, sich entschuldigen zu müssen.
»Ich habe dir schon verziehen«, sagte Sam jetzt.
»Bist du nicht hungrig?«
»Ich bin eher müde als hungrig.« Der Duft stieg ihm in die Nase. »Aber ich denke, das könnte ich noch schaffen.«
»Gut.« Grace begann, etwas Eintopf in eine Schale zu füllen. »Ich muss dir nämlich etwas sagen.«
Sie stellte ihm die Schale hin, legte ein Stück Ciabatta dazu und schenkte ihm ein Glas Chianti ein.
»Das ganze Programm«, bemerkte Sam trocken. »Da musst du ja Schuldgefühle haben.«
»Die habe ich auch«, gab Grace zu. »Weil ich so dämlich war.« Sie zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben ihn. »Und du sollst wissen – wirklich glauben –, wenn ich noch eine Sache gebraucht habe, um die Realität unserer Situation zu akzeptieren, dann war es genau das – in unser Bad zu gehen und dieses Ding zu sehen.«
»Das freut mich zu hören«, sagte Sam.
Sie war noch nicht fertig. »Und du sollst auch wissen, dass du dich nicht eine Minute länger darum sorgen musst, ich könnte so etwas wiederholen, okay?«
»Okay«, nickte er. »Trink ein Glas Wein mit mir.«
»Ab jetzt werde ich immer ohne Umwege zu Magda und wieder hierher fahren, und wenn irgendetwas Ungewöhnliches vorkommt, werde ich dich sofort anrufen.«
»Und mit ›ungewöhnlich‹ meinst du was genau?«
»Du weißt selbst, dass man das unmöglich wissen kann, bevor es passiert.«
»Und was, wenn ›es‹ passiert und du mich nicht erreichen kannst?«
»Sam, ich weiß auch nicht genau«, sagte Grace. »Aber unterm Strich verspreche ich dir, nichts Unbesonnenes zu tun.« Sie lächelte. »Jedenfalls nicht, bis du ihn hinter Schloss und Riegel gebracht hast. Okay?«
Auf einmal war seine Miene todernst. »Weißt du, was es für mich bedeuten würde, wenn dir irgendetwas Schlimmes zustoßen sollte?«
»Ja, das weiß ich. Dasselbe, als ob es dir zustoßen würde.«
»Ganz zu schweigen davon, wie sehr Joshua seine Mom braucht.«
»Und seinen Dad.« Jetzt stand Grace auf und schenkte sich selbst ein halbes Glas Wein ein. »Gab’s irgendeinen Durchbruch?«
»Noch nicht.«
»Ihr werdet ihn schon schnappen!« Grace küsste ihn aufs Haar.
Sam lächelte entschlossen. »Darauf kannst du Gift nehmen!«
37
5. Mai
Es war drei Uhr früh am Mittwoch, als auf einmal die Hölle losbrach.
Ohrenbetäubende Sirenen rissen die ganze erweiterte Familie aus dem Schlaf – Cathy unten im Erdgeschoss, und die anderen oben, die auf der Diele zusammenliefen.
»Schon gut«, rief Claudia zu Sam und Grace und den anderen, mit lauter Stimme über dem Alarm – der im nächsten Augenblick aufhörte, sodass ihre letzte Silbe schrill in der Stille nachhallte. »Dan kümmert sich darum.«
Wie aufs Stichwort tauchte er aus ihrem Schlafzimmer auf. »Nur das Übliche. Ich habe es schon gemeldet.«
»Wir müssen den Cops und der Sicherheitsfirma den Code melden«, erklärte Mike.
»Das Übliche?«, fragte Sam, während er sich ein T-Shirt über den Kopf zog.
»Das ist nur ein Typ aus der Nachbarschaft«, sagte Daniel. »Ein alter Säufer, harmlos.«
»Bist du sicher?«
»Komm und sieh ihn dir selbst an.« Daniel winkte Sam ins große Schlafzimmer, wo eine der Schranktüren offen stand, mit einer Reihe von Monitoren dahinter, die jeden Zugangspunkt zu dem Grundstück überwachten. »Nummer vier – siehst du?«
Er spulte eine Aufnahme zurück, auf der eine unförmige Gestalt mit einer grauen Kapuze unbeholfen gegen den hinteren Zaun hämmerte und dann davonstolperte.
»Bist du sicher, dass er weg ist?«, fragte Sam. »Ich würde ihn mir gern genauer ansehen.«
»Längst weg«, nickte Daniel. »Wir haben uns an ihn gewöhnt.«
»Wie lange treibt er sich schon hier herum?« Sam nahm nichts mehr für bare Münze.
»Lange bevor wir eingezogen sind, sagen die Nachbarn«, erwiderte Daniel.
»Er ist harmlos.« Claudia war jetzt bei ihnen im Zimmer und zog den Gürtel ihres Morgenmantels zu. »Ein kleines Wrack – ein paar Leute nennen ihn Clouseau, aber niemand weiß, wie er wirklich heißt.«
»Armer
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