Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
Kerl«, rief Saul von der Diele.
»Eine Nervensäge«, kommentierte Robbie.
Alle waren jetzt im Schlafzimmer, Grace mit Joshua auf dem Arm, der verschlafen und unbekümmert aussah.
Sams Augen suchten noch immer die Monitore ab. »Bist du sicher, dass es derselbe Typ ist? Du kannst sein Gesicht doch gar nicht sehen.«
»So sicher, wie ich mir sein kann«, nickte Daniel. »Körpersprache, Größe.«
»Okay. Ich würde mich trotzdem gern umsehen.«
»Wenn du dich damit besser fühlst.«
»Jetzt ist niemand da«, erklärte Mike. »Die Kameras reagieren auf Körperwärme und Bewegung, sogar Luftbewegung.«
»Trotzdem.« Sam wandte sich zur Tür.
Daniel lächelte seinen älteren Sohn an. »Er ist ein Cop, Mike. Was soll ich dazu sagen?«
»Sam, bitte sei vorsichtig!«, beschwor Grace ihren Mann.
Robbie räusperte sich. »Ich gehe mit.«
»Kommt nicht infrage!«, widersprach Daniel. »Ich gehe.«
»Ich dachte, der Sinn und Zweck dieses ganzen Zeugs« – Claudia wies auf die Monitore, während die beiden Männer auf die Treppe zugingen – »ist, dass wir uns niemals in Gefahr begeben müssen.«
»Das müssen wir auch nicht.« Mike legte seiner Mutter einen Arm um die Schultern. »Onkel Sam macht nur sein Ding.«
»Onki Sam«, wiederholte Joshua und rieb sich die Augen.
»Ganz recht«, lächelte Grace. »Dein Daddy.«
»Warum bringen wir diesen kleinen Mann nicht wieder ins Bett?«, schlug Cathy vor.
»Sobald sie wieder im Haus sind.«
Grace’ Stimme klang leise, ruhiger, als sie sich fühlte.
Auf einmal hatte sie in Sam genauso wenig Vertrauen wie in Daniels Sicherheitssystem.
Im Licht des Morgens sah alles ganz anders aus.
Besser, wie es die Dinge dann meistens taten.
Selbst wenn ein Mörder frei herumlief.
Aber hier in Névé war gestern kein Mörder gewesen, und selbst Sam war überzeugt davon, denn Daniel hatte die Aufnahmen des Säufers vergrößert und bestätigt, dass er tatsächlich ihr regelmäßiger Besucher war, und Sam hatte mit eigenen Augen gesehen, dass er keine Ähnlichkeit mit Cooper aufwies.
Er fühlte sich rundum besser an diesem Morgen. Dass seine Familie hier sicherer war als an den meisten anderen Orten, die ihm einfielen, war heute leichter zu akzeptieren.
Zumindest, solange sie auch hier waren .
»Ihr alle«, begrüßte er sie, »seid bloß vorsichtig!«
»Hör auf, dir so viele Sorgen zu machen«, versuchte Cathy, ihn zu beschwichtigen.
»Niemals!«, erwiderte er mit einem Blick auf Mike und Robbie. »Und das gilt für euch alle!«
»Großes Ehrenwort!«, nickten Saul und die Brüder fast einstimmig.
Und Joshua kicherte.
38
Es war ein arbeitsreicher Tag für Grace.
Es gab keine Absagen, all ihre vereinbarten Termine fanden ohne Klagen statt, und eine Sitzung wurde in letzter Minute für vier Uhr angesetzt, als sie eigentlich schon gehen wollte.
Sie rief Claudia an, bevor sie diesen letzten Termin annahm, um sicher zu sein, dass es kein Problem für sie sein würde, bis zu ihrer Rückkehr auf Joshua aufzupassen.
»Soll das ein Witz sein?«, fragte ihre Schwester. »Ich genieße jede Minute mit ihm.«
Grace rief auch Sam an, um kurz vor vier.
»Ich wollte es dir nur sagen, weil ich es versprochen habe.«
»Danke.«
»Wie läuft’s?«
»Alle Systeme laufen mit Hochdruck«, erklärte Sam. »Zerren jeden Dreckskerl in Miami-Dade ans Licht, scheint es.«
»Nur nicht den, nach dem ihr sucht.«
»Noch nicht.«
Grace sagte ihm, dass sie ihn liebte, und er sagte dasselbe zu ihr.
»Mehr als je zuvor, Dr. Lucca.«
Zärtliche Erinnerungen wurden unvermittelt in ihm wach, wie er sie zum allerersten Mal gesehen hatte, die langen Beine und die skandinavische Kühle, und das viel wärmere italienische Etwas , das unter der Oberfläche lag. Alles noch immer da und so, wie es sein sollte. Was für ein Glückspilz er doch war!
»Was denn?«, fragte Grace, als sie die bedeutungsschwere Stille hörte.
»Später.«
39
Während Grace nach jener letzten Sitzung – mit einem sechsjährigen Mädchen, das Anzeichen von Magersucht erkennen ließ – auf dem Weg zurück nach Key Biscayne den Julia Tuttle in Richtung 95 nahm, dachte sie über ihre Rolle als Psychologin und Mutter nach.
Der heutige Tag war erfolgreich verlaufen, und sie hatte sich gefreut, mit Magda mittags einen Happen zu essen, hatte die reibungslosen, ununterbrochenen Arbeitsstunden genossen. Aber sie hatte Joshua schmerzlich vermisst. Und so schön es auch war, Zeit mit Claudia zu verbringen – und sie
Weitere Kostenlose Bücher
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Online Lesen
von
Sandra Regnier
,
Teresa Sporrer
,
Jennifer Wolf
,
Cathy McAllister
,
Natalie Luca
,
Jennifer Jäger
,
Melanie Neupauer
,
Katjana May
,
Mara Lang
,
Lars Schütz
,
Pia Trzcinska