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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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nach Edward reckte, die Finger in den Stoff seines Mantels krallte und auffordernd auf Jacobinas Arm zappelte. Behutsam legte er die Hände um Jacobinas Taille, zog sie und Ida an sich und umschlang sie fest. Jacobinas Widerstand brach, und erschöpft legte sie den Kopf an seine Schulter.
    »Meine zwei«, murmelte Edward. »Meine zwei.«
    Und Jacobina nickte.

1895
    a

Die Sonne der letzten Augusttage, schon schwer und sattgolden den nahenden Herbst ankündigend, funkelte auf dem Band der Themse und rieb das Laub der Eichen und Hainbuchen matt, während es die zitternden Blätter der Pappeln am Flussufer wie Silbermünzen glänzen ließ. Der Garten von Hornbeam House stand mit Chrysanthemen, Dahlien, Gladiolen und Löwenmäulchen in später, aber prächtiger Blüte und war erfüllt von Gelächter, von den hellen Stimmen mehrerer Kinder und den tieferen zweier Männer.
    »Wie groß sie in dem Jahr geworden sind«, sagte Floortje leise und stellte ihre Teetasse ab, neben die Pläne, die Musterbücher und Magazine, die sie Jacobina vorhin gezeigt hatte. Im Dezember würde Floortje ihren Laden mit extravaganten Hüten und Schuhen in London eröffnen, mit dem Geld, das sie in der Zeit als Näherin in der jeweiligen Zirkustruppe verdient und eisern gespart hatte, und mit ein bisschen zusätzlichem Kapital von John, der als stiller Teilhaber fungieren würde. Zwölf Jahre hatte sich in ihrem Leben alles um John Holtums Artistendasein gedreht, nun war sie an der Reihe.
    Jacobina nickte. »Ja. Ich denke auch, die Sprünge werden jedes Jahr größer.«
    Über den Teetisch auf der Terrasse hinweg tauschten sie ein Lächeln. Heute war der 30. August, der Tag, an dem Jacobina und Floortje zwölf Jahre zuvor die Flanke des Rajabasa hinabgestiegen und von einem Dampfkahn aufgenommen worden waren, der sie von der zerstörten Küste Sumatras fortgebracht hatte; ein Tag, den sie seither immer gemeinsam verbrachten. Wo auch immer auf der Welt John Holtum Ende August eines jeden Jahres gerade mit seinen Kanonenkugeln gastierte, die Leungs reisten hin – London, Kopenhagen, Shanghai, New York, Paris. Dieses Jahr war es das erste Mal, dass Jacobina und Floortje diesen Tag auf dem Anwesen an der Themse begingen, denn John Holtum hatte im Frühsommer seinen Abschied vom Zirkus genommen. Wie ein Riese aus einem Märchenbuch stand er in legeren Hosen und Hemd im Garten und zeigte den Kindern, wie man mit drei Bällen jonglierte. Erst aus der Nähe sah man, dass sein blondes Haar und der Bart silbrig schimmerten und sich die Linien in seinem harten Gesicht weiter eingegraben hatten; im Oktober würde er seinen Fünfzigsten feiern. Aber auch Edward Leung, der mit bloßen Füßen, in hellen Hosen und aufgekrempelten Hemdsärmeln geschickt seine drei Bälle in der Luft hielt, wies an den Schläfen seines lackschwarzen Haares schon das erste Grau auf. Um die beiden Männer herum sprangen barfuß und in leichten Sommersachen drei schwarzhaarige, mandeläugige Kinder, die wie ihr Vater sowohl englische als auch chinesische Namen trugen und zweisprachig mit Englisch und Kantonesisch aufwuchsen. Edward junior oder Kwan-yiu, mit zehn Jahren der Älteste, hatte sein Gesicht, das bereits jetzt die scharfen Züge seines Vaters erahnen ließ, konzentriert zusammengezogen; wie es seinem ruhigen, vorsichtigen Wesen entsprach, probierte er sich erst einmal an zwei Bällen aus, die er hochschleuderte und über Kreuz wieder auffing.
    »Zir-kuss! Zir-kuss!«, quietschte Jonathan – Yun-Yeung –, das vierjährige Nesthäkchen. Mit pausbäckigem Strahlen warf er selbstvergessen einen Ball hoch und versuchte ihn dann zu fangen, während seine Schwester, die achtjährige Daisy oder Dai-yu, niedlich und zart wie eine Rosenblüte, aber von lebhaftem Temperament, angestrengt auf dem Ende eines ihrer Zöpfe herumkaute und Onkel John zusah, bevor sie sich dann mutig und mit Feuereifer daranmachte, einen Ball nach dem anderen hochschnellen zu lassen.
    »Mamabina! Mamabina!«, quiekte Ida aufgeregt im Garten, während sie die drei Bälle geschickt jonglierte. Jetzt, mit fünfzehn, sah sie Margaretha de Jong verblüffend ähnlich. Dieselben saphirblauen Augen strahlten in einem ebenmäßigen Gesicht mit schön geschnittenem Mund, und auch ihre Figur, die sich gerade von mädchenhafter Schlaksigkeit zu den ersten zaghaften weiblichen Rundungen hin entwickelte, ließ Jacobina oft an Idas leibliche Mutter denken. Nur ihr Haar, das als üppige Masse den Rücken ihres hellen

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