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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Bedacht erzählte sie Ida stets nur die halbe Wahrheit, nichts von der Syphilis und auch nicht davon, dass Jeroen durch eine Vergiftung mit Quecksilber gestorben war, das seine eigene Mutter ihm verabreichen ließ. Vielleicht würde Jacobina es ihr eines Tages erzählen, wenn die Zeit dafür gekommen war; bis dahin sollte Ida ihre Eltern in guter Erinnerung behalten. Unbeschwert sollte das Mädchen heranwachsen, das war Jacobina das Wichtigste, deshalb ahnte Ida auch noch nichts von dem kleinen Vermögen, das ihr Großvater ihr hinterlassen hatte und über das sie mit ihrer Volljährigkeit verfügen könnte. In jenem November vor zwölf Jahren waren Adriaan Achterkamp noch einige Tage mit seiner Enkelin vergönnt gewesen; Tage, die ihn sehr glücklich gemacht hatten, wie er Jacobina kurz vor seinem Tod wenige Monate später schrieb, just zu der Zeit, als Ida zögerlich wieder zu sprechen anfing, halb auf Englisch, halb auf Holländisch.
    Floortje strich ihr liebevoll über den Arm und freute sich daran, wie apart Jacobina aussah in ihrem jadegrünen, mit Blütenzweigen und kleinen Vögeln bedruckten Kleid, das asiatischen Stil und westliche Mode in sich vereinte, und wie die schlichte Frisur, in der sie ihr helles Haar aufgesteckt trug, und die eleganten Ohrgehänge die eigenwillige Schönheit ihrer Züge hervorhoben.
    »Stell dir vor, ich hab Piet gefunden!«, platzte sie dann heraus. »Im Oktober kommt er mich besuchen!«
    »Ach, Floortje«, erwiderte Jacobina und drückte ihre Hand. »Wie schön!«
    »Ja.« Floortje nickte strahlend. »Ich bin schon ganz aufgeregt. Weit über zwanzig Jahre ist es her, dass wir uns gesehen haben.«
    »Und dein Vater?«, fragte Jacobina behutsam.
    Floortje schüttelte den Kopf. »Ich will ihn nicht sehen und auch nichts von ihm wissen. Ein Vater lässt seine kleine Tochter nicht im Stich und nimmt nur seinen Sohn mit, allein weil seine neue Frau es so will.« Sie senkte den Kopf und knibbelte an ihren Fingern herum. »Meine Tante und mein Onkel werden auch nie wieder etwas von mir hören. Sie hätte mich beschützen müssen, beide, anstatt mich zu bestrafen wie meine Tante und einfach wegzusehen wie mein Onkel.« Ihr Blick wanderte in den Garten zur hünenhaften Gestalt John Holtums, und ihr Herz schlug schneller. John, an dessen Seite sie nicht nur so viel von der Welt gesehen hatte, mehr, als sie sich je erträumt hatte. Sondern der sie auch gelehrt hatte, dass es eine Art von Leidenschaft gab, die mit Achtung einherging, und eine Art von Lust, die keinen Schmutz, keine Scham kannte. »Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen. Für mich zu verstehen, weißt du? Anstatt immer mir selbst die Schuld zu geben. Das habe ich durch John gelernt.«
    Floortje war gereift über die Zeit; wie sie mit hochgestecktem Haar, das die zierlichen Ohrgehänge sehen ließ, und in dem milchweißen, grün und blau bestickten Sommerkleid auf der Terrasse saß, wirkte sie fraulicher, weniger mädchenhaft und dadurch fast noch schöner als früher, wie Jacobina voller Stolz dachte. Aber vielleicht lag es auch an John, dass sie noch weiter aufgeblüht war; das Strahlen in den Augen, wenn sie ihn ansah oder von ihm sprach, verriet, wie glücklich sie mit ihm war. In ihrer wilden Ehe, die Floortje die Balance zwischen Geborgenheit und Freiheit gab, die sie brauchte. Die ihr zwei Stiefsöhne eingebracht hatte, inzwischen längst junge Männer, die für sie wie jüngere Brüder waren und mit deren Mutter sie zwar kein herzliches, aber doch ein gutes Verhältnis verband.
    »Ja, ich weiß, was du meinst«, flüsterte Jacobina und sah zu Edward hinüber. Julius und Bertha van der Beek hatten es ihr nie verziehen, dass sie einen Chinesen geheiratet hatte. Obwohl er in aller Form um ihre Hand angehalten hatte, damals, in jenem November in Amsterdam, obwohl er Arzt war und vermögend. Offen hatten sie mit ihr gebrochen und ihr sogar die Mitgift verweigert; vom Tod ihres Vaters vor zwei Jahren hatte Jacobina erst aus einem Brief von Martin erfahren. Ihre Eltern, die Jacobina bis in ihr Erwachsenenalter hinein die Schuld daran gegeben hatten, dass sie die Ansprüche an eine van der Beek nicht erfüllte. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie Edward zusah, wie er seinen schlanken Leib elegant ausbalancierte, während er mit den Bällen jonglierte; derselbe Körper, so hart, so kantig, der den ihren so weich werden lassen konnte, bis sie zu schmelzen glaubte. Der sie gelehrt hatte, dass man nicht darin

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