Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)
seiner fehlenden Finger gibt es unterschiedliche Angaben – und ich habe mir die kleine Freiheit erlaubt, für den Roman seine Ehe mit Anne Robinson scheitern zu lassen, wofür es keinerlei Belege gibt.
Auch Passagen aus den Aufzeichnungen von Johanna Beyerinck, der Frau des Contrôleurs von Ketimbang, haben in diesen Roman Eingang gefunden; zwei winzige Details nach dem Aufbruch aus der Hütte am Berghang habe ich dabei bewusst ausgelassen, weil diese aus der Sicht von Jacobina und Floortje nicht relevant waren und an dieser Stelle auch den Handlungsbogen gestört hätten.
Ich wünschte, ich hätte in diesem Roman ein insgesamt freundlicheres Bild der kolonialen Gesellschaft auf Java zeichnen können, aber genau dieses Bild zeigen sämtliche Quellen, die ich während meiner Recherchen zur Verfügung hatte. Grundlage für die im Roman geschilderten Hintergründe des Opiumhandels war Opium to Java: Revenue Farming and Chinese Enterprise in Colonial Indonesia von James R. Rush (Ithaca, 1990), das auch teilweise meine Darstellung von Kian Gies Charakter und Lebensweise beeinflusst hat. Es ist kein Fall belegt, in dem sich ein Peranakan den gesetzlich vorgeschriebenen Zopf abrasieren durfte, aber aufgrund dessen, was ich über die Verflechtungen von Geld und Macht auf Java recherchiert habe, ist dies eine kleine historische Freiheit, die ich mir guten Gewissens erlaubt habe.
Wenig Material konnte ich über europäische Prostituierte auf Java im 19. Jahrhundert ausgraben, wohl unter anderem auch deshalb, weil es nicht viele davon gab. Ob das Hotel de l’Europe in Batavia tatsächlich ein Treffpunkt für Prostituierte und ihre Kunden war, ist unbekannt; da es offenbar nicht von Touristen oder anderen Reisenden frequentiert wurde und bereits in den 1870ern recht schäbig aussah, aber genau in der Gegend lag, in der europäische Prostituierte ihrem Gewerbe nachgingen, habe ich es für den Roman dazu gemacht. Eine wertvolle Hilfe bei der Schilderung dieses Milieus war mir dabei der Essay von John Ingelson, Prostitution in Colonial Java , erschienen in: Nineteenth and Twentieth Century Indonesia: Essays in Honor of Professor J. D. Legge (Clayton, 1986). Der gleichfalls darin veröffentlichte Essay von Charles A. Coppel From Christian Mission to Confucian Religion: the Nederlandsche Zendingsvereeniging and the Chinese of West Java 1870- 1910 war Grundlage für die Schilderung von Jan Molenaars Welt.
Hinsichtlich ihrer jeweiligen Biographien, Charakterzüge und dem Verlauf der Ehe hatten Margaretha und Vincent de Jong ein historisches Vorbild, ein Ehepaar, das Mitte der 1890er Jahre nach Indonesien kam: Rudolf MacLeod und seine Frau Margaretha, geborene Zelle – uns wesentlich besser bekannt als Mata Hari, wobei ich die Vorgeschichte Floortjes zum Teil ebenfalls der Biographie Mata Haris entlehnt habe. Grundlage hierfür war Femme Fatale: Love, Lies, and the Unknown Life of Mata Hari von Pat Shipman (London, 2008), das mich auch zum »Kriminalfall« in diesem Roman inspiriert hat. Auch Edward Leung hat ein historisches Vorbild: Sir Kai Ho, in England ausgebildeter Arzt und Anwalt in Hongkong, aus dessen Biographie ich Edwards Lebenslauf entwickelt habe.
Noch ein kleiner Hinweis zur Schreibung und Aussprache: Das holländische »ij« (wie in »rijsttafel«) entspricht in etwa einem deutschen »äi«; »oe« (wie in »Jeroen«) wird etwa zu unserem »u«, das sich auch in der alten Schreibweise des Malaiischen niedergeschlagen hat, wie ich sie teilweise beibehalten habe – gerade auch für die einleitenden Zitate einzelner Romanteile, die von mir selbst ins Deutsche übertragen wurden. Holländische Namenszusätze wie »ter«, »de« oder »van« werden korrekterweise mal klein, mal groß geschrieben, je nachdem, ob ein Vorname, ein Titel oder eine Anrede davorsteht; um das Schriftbild einfacher und damit auch nachvollziehbarer zu halten, habe ich mich nach Gutdünken je nach Name für eine Schreibweise entschieden und diese dann auch konsequent beibehalten.
Mein Dank gilt Anke, die Jacobina und Floortje auf ihrem langen, steinigen Weg begleitet hat, und Carina danke ich nicht nur einmal mehr für ihr medizinisches Fachwissen, sondern auch dafür, dass sie den beiden Mädels und mir die Hand gehalten hat und nicht müde wurde, mit mir über die Handlung und die Charaktere zu diskutieren. Jörg, dem Mann an meiner Seite, danke ich, dass er nicht nur für uns beide, sondern auch für dieses Buch mit mir um die halbe Welt
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