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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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heftig, als sie Edward dabei zusah, wie er sich über die Reling beugte und lachend mit viel Gestik und Mimik nach unten rief. Er hatte eine wundervolle Art, mit Menschen umzugehen, als erwartete er einfach erst einmal das Beste von seinem Gegenüber, war immer höflich und freundlich, dabei aber auch immer selbstbewusst. Sie sah ihn gerne an, sein fremdländisches Gesicht, das zugleich scharf geschnitten und sanft war, beinahe sinnlich; wie er sich mit einer fast femininen Eleganz bewegte, die jedoch nie unmännlich wirkte, und wie er seine Worte oft mit lebendigen Gesten seiner schönen Hände unterstrich. Edward steckte sie mit einer Leichtigkeit an, die sie trotzdem nie den Boden unter den Füßen verlieren ließ.
    Ihr Herz schlug schneller, als er seine Brieftasche zückte, ein paar Scheine hinunterreichte und dann mit einem großen Strauß zu ihr zurückkehrte.
    »Für dich, Jacky.«
    Es war kein Bauernsträußchen wie das, das Floortje damals von Herrn Aarens bekommen und dann mit ihr geteilt hatte; getigerte Lilien waren es, Rosen und dazwischen Oleanderzweige. Für nördliche Breitengrade ein exotischer Strauß, verglichen mit den Blüten der Tropen jedoch ein bodenständiger, der hinter dem Tränenschleier vor Jacobinas Augen verschwamm, als sie ihn entgegennahm.
    »Ooh«, schnaufte Ida, und ein Lächeln zuckte über Jacobinas Gesicht, als Edward eine Rosenblüte abbrach und den kurzen Stängel von Dornen befreite, bevor er in die Knie ging und sie Ida hinters Ohr steckte, die sich mit einem schüchternen Lächeln bedankte; ihre blauen Augen strahlten, während sie vorsichtig die Blüte betastete.
    Jacobina spürte Edwards Blick auf sich, als er sich erhob und sie an sich zog.
    »Ich habe die letzten Tage viel nachgedacht«, flüsterte er ihr zu. »So wie es jetzt ist, kann es leider nicht bleiben, in ein paar Tagen gehen wir von Bord.« Jacobinas Herz krampfte sich zusammen; sie hatte gewusst, dass die Seifenblase, in der sie hier auf dem Schiff die vergangenen drei Wochen gelebt hatte, irgendwann zerplatzen würde. Sie hatte nur gehofft, sie würde zumindest bis Amsterdam halten. »Heirate mich, Jacky.«
    Jacobina starrte ihn sprachlos an. Ihr wurde kalt, als sie an Jan dachte, für den sie bereitwillig ihren Vorsatz, niemals zu heiraten, in den Wind geschlagen hatte. Der ebenfalls romantischen Gesten zugetan gewesen war und ihr einen Antrag gemacht hatte, nur um sie dann in der Stunde, in der sie ihn am nötigsten gebraucht hätte, im Stich zu lassen.
    Tränen tropften auf die Blumen in ihrem Arm, und Jacobina schüttelte den Kopf.

56
    Aufmerksam sah sich Jacobina in der Eingangshalle um und hielt Ida in ihrem hübschen neuen Kleidchen mit den aufgestickten Rosenblüten auf ihrer Hüfte. Der wuchtige Garderobenschrank, der seit einigen Minuten Jacobinas Jacke und Hut und Idas Mäntelchen und Mützchen beherbergte, zeugte ebenso wie der dicke Teppich mit den Rankenmustern und die Seestücke in ihren schweren Rahmen an den Wänden von einem zwar traditionellen, aber durchaus guten Geschmack; vor allem aber von Geld.
    »Hier wird’s dir gut gehen«, flüsterte Jacobina dem kleinen Mädchen zu, hauptsächlich jedoch, um sich selbst davon zu überzeugen und vielleicht den Abschiedsschmerz ein klein wenig zu mildern, und sie küsste es auf die Wange.
    In einem Durchgang auf der rechten Seite erschien das Dienstmädchen in grauer Uniform mit weißer Schürze und weißem Häubchen, das Jacobina eingelassen hatte, und knickste. »Herr Achterkamp lässt jetzt bitten.« Jacobina nickte und folgte ihr.
    Der Salon, in den sie geführt wurde, bestätigte mit der tickenden Standuhr, dem Tisch und den Stühlen, den Kabinettschränkchen und Kommoden und den schweren Portieren und Teppichen in Bordeaux, Tannengrün und Cognacbraun den ersten Eindruck vom Hause Achterkamp, den die Halle vermittelt hatte; es fiel Jacobina schwer, sich vorzustellen, dass eine solch kapriziöse Person wie Margaretha de Jong hier aufgewachsen sein sollte.
    Ihr Herz setzte einen Moment lang aus, als ihr Blick auf den alten Mann fiel, der sich bei ihrem Eintreten aus seinem Stuhl erhoben hatte; er musste weit über siebzig sein, das verhieß sein von tiefen Furchen durchzogenes, weißbärtiges Gesicht. Vor allem aber wirkte er gebrechlich, so mühevoll, wie er sich auf seinen Gehstock stützte. Jacobina fragte sich bang, wie er sich um Ida, die ihre lebhaften Jahre ja erst noch vor sich hatte, kümmern wollte, beruhigte sich aber mit dem

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