Das Herz der Hoelle
Belüftungssysteme. Männer in weißem Kragen sprachen am Telefon Arabisch. Zamorski erklärte:
»Unser Glaube wird von allen möglichen Feinden bedroht. Es ist nicht immer möglich, die Probleme durch Gebete oder Diplomatie zu lösen.«
»Bitte werden Sie deutlicher!«
»Diese Priester zum Beispiel stehen in ständiger Verbindung mit den Rebellentruppen im Sudan. Animisten, die, wie ich hoffe, auch ein wenig christlich sind. Wir gehen ihnen zur Hand. Und nicht nur mit Reissäcken.« Er richtete den Zeigefinger zur Decke. »Den Islam zurückdrängen, das allein zählt!«
»Das ist eine recht einseitige Sicht der Dinge!«
»Wir befinden uns im Krieg. Und im Krieg sieht man die Welt einseitig.«
Der Nuntius sprach ohne Schärfe, gut gelaunt. Der Kampf, von dem er sprach, war für ihn eine Selbstverständlichkeit. Er war Teil der natürlichen Ordnung der Dinge. Zu unserer Rechten unterhielten sich vier Patres auf Spanisch:
»Die da kümmern sich um jene Gebiete Südamerikas, in denen man mit viel Fingerspitzgefühl vorgehen muss. Dort können wir keine offene Auseinandersetzung mit jenen suchen, die das Sagen haben, im Drogen- und Waffenhandel oder im Bereich Korruption. Wir müssen verhandeln, Zeit gewinnen und uns manchmal sogar mit den schlimmsten Schurken verbünden. Ad Maiorem Dei Gloriam! «
Er näherte sich einer weiteren Gruppe, die Zeitungen in slawischen Sprachen las:
»Ein noch schmutzigeres Geschäft, in Kroatien. Folterknechte, Henker, Kriegsverbrecher beschützen. Sie sind Christen, und sie haben sich an uns gewandt. Der Herr hat niemals seine Hilfe verweigert, oder?«
Ich erinnerte mich wieder an Zeitungsausschnitte. Die Richter des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien verdächtigten den Vatikan und die katholische Kirche Kroatiens, in Franziskanerklöstern Generäle zu verstecken, denen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen wurden. Es war also alles wahr. Zamorski versuchte zu beschwichtigen:
»Mach nicht so ein Gesicht. Schließlich machen wir beide die gleiche Arbeit, jeder nach seinen Möglichkeiten. Du bist nicht der Einzige, der sich die Hände schmutzig macht.«
»Wer hat Ihnen gesagt, dass ich schmutzige Hände haben soll?«
»Dein Freund Luc hat mir eure kleine Theorie über den Beruf des Polizisten erläutert.«
»Es ist nur eine Theorie.«
»Nun, ich schließe mich diesem Standpunkt an. Einige müssen die Schmutzarbeit erledigen, damit die anderen – alle anderen – mit reinem Gewissen leben können.«
»Darf ich rauchen?«
»Dann lass uns rausgehen.«
Wir setzten uns unter die schwarzen Gewölbe, ein paar Steinwürfe von den Gärten entfernt. Düfte von Harz, von feuchtem Laub, von Kieselsteinen, die von der Sonne erwärmt wurden. Ich zog an meiner Camel und blies den Rauch genüsslich aus. Die erste Zigarette des Tages … Eine Wiedergeburt, die immer funktionierte.
»Gestern«, fuhr ich fort, »haben Sie mir von der K.U.K. erzählt. Sie haben mir gesagt, dass Sie einer Spezialeinheit angehören. Wie heißt sie?«
»Sie hat keinen Namen. Ein Geheimnis hütet man am besten dadurch, dass es kein Geheimnis gibt. Wir sind Mönchsritter, die Nachfahren der milites Christi, die das Heilige Land beschützten, aber wir haben keine festgelegte Ordnung.«
Wieder tauchten Bilder auf. Klosterburgen im Spanien der Reconquista im 12. Jahrhundert, Festungen, die in den Wüsten Palästinas errichtet wurden und in denen Kreuzritter nach der Klosterregel lebten. Das Kloster, in dem ich mich befand, gehörte zu dieser Gruppe.
»Sie haben sich also auch mit den Problemen des Satanismus befasst?«
»Unsere Feinde sind zahlreich, Mathieu, aber der größte, der gefährlichste, der … dauerhafteste Feind ist der, dem es gelungen ist, uns in dem Glauben zu wiegen, es gäbe ihn nicht mehr.«
Ich ging nicht darauf ein. Das ewige Zitat von Charles Baudelaire aus seinem »Spleen de Paris«: » Die schönste List Satans besteht darin, uns glauben zu machen, dass es ihn nicht gibt. « Doch Zamorski zitierte einen anderen Text:
»›Das Böse ist nicht mehr nur ein Mangel, es ist eine wirksame Macht, ein lebendiges, geistiges Wesen, verderbt und verderbend. Eine schreckliche Realität, geheimnisvoll und beängstigend.‹ Weißt du, wer das gesagt hat?«
»Paul VI. bei seiner Generalaudienz am 15.
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