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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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falls es ein Problem geben sollte. In gewisser Weise waren wir Partner.«
       »Laut Doudou war Ihr Passwort: ›Ich habe den Schlund gefunden.‹ Was bedeutet dieser Satz?«
       »Luc war wie besessen von Nahtod-Erfahrungen. Der Abgrund, der Brunnen, der Schlund.«
       »Das Gleiche hat er vor seinem Selbstmordversuch seiner Frau gesagt. Warum wohl?«
       »Aus demselben Grund. Luc lebte nur für die Erfahrung dieses Tunnels. Das war seine fixe Idee. Doch diese Pforte, dieser berühmte ›Schlund‹ blieb für ihn unerreichbar. Ich glaube, dass sein Selbstmord im Grunde ein Eingeständnis seiner Niederlage ist.«
       Zamorski irrte sich. Luc hatte sich nicht nur aus Verzweiflung das Leben nehmen wollen. Im Übrigen war er nicht gescheitert, sondern war, im Gegenteil, weiter gekommen als ich, dessen war ich sicher. Zu weit?
       »Bei der Messe in der Kapelle Sainte-Bernadette habe ich gesehen, wie Sie sich verkehrt herum bekreuzigt haben.«
       »Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme«, sagte er lächelnd. »Dieses umgekehrte Kreuzzeichen sollte mich vor den satanischen Elementen in dem Kästchen schützen. Das Böse mit dem Bösen kurieren, verstehen Sie?«
       »Nein.«
       »Das macht nichts. Es ist nicht weiter von Belang.«
       Er beugte sich zum Seitenfenster und sah dann auf seine Uhr.
       »Wir landen gleich.«
       Ich spürte den Druck auf meinen Ohren. Das Flugzeug begann mit dem Landeanflug. Aber ich ließ nicht locker:
       »In der polnischen Kirche haben Sie mir gesagt, dass Sie sich eingehend mit den Teufelssklaven befasst hätten. Welche Rolle spielen sie im Zusammenhang mit den Lichtlosen?«
       »Ich habe es Ihnen doch schon gesagt: Sie sind hinter den Lichtlosen her.«
       »Und Sie versuchen sich zwischen diese beiden Fronten zu stellen?«
       »Ja. Bei der Beschattung der Lichtlosen begegnen wir zwangsläufig auch Teufelssklaven.«
       »In welcher Beziehung stehen sie zu den Lichtlosen? Verehren sie diese?«
       »In gewisser Weise. Sie halten sie für Auserwählte. Aber es geht ihnen in erster Linie darum, ihnen ein Bekenntnis zu entlocken. Zu diesem Zweck schrecken sie nicht davor zurück, sie zu entführen, unter Drogen zu setzen und zu foltern. Sie haben es auf das Wort des Teufels abgesehen. Und ihnen sind alle Mittel recht, um diese Stimme zu entschlüsseln.«
       »Wenn Sie sagen, dass die Teufelssklaven eine der gefährlichsten Sekten sind, was meinen Sie damit konkret?«
       Zamorski zog die Augenbrauen hoch, als verstehe sich dies von selbst.
       »Moraz und Cazeviel haben Ihnen doch vor Augen geführt, was das heißt. Die Teufelssklaven sind bewaffnet und trainiert. Sie töten, vergewaltigen, zerstören. Sie atmen das Böse, so wie wir die Luft um uns herum atmen. Das Laster ist ihr natürliches Biotop. Sie verstümmeln sich selbst, sie entstellen sich. Sadismus und Masochismus sind die beiden Seiten ihrer Lebensweise.«
       »Wie sind Sie an diese Erkenntnisse über eine Sekte gelangt, die derart im Verborgenen wirkt?«
       »Wir haben Zeugenaussagen.«
       »Von reuigen Teufelssklaven?«
       »Bei ihnen gibt es keine Reumütigen, nur Überlebende.«
       Ich warf einen Blick auf die schillernden Wolken hinter den Seitenfenstern. In meinen Ohren knackte es noch immer.
       »Gibt es an unserem Ziel, in Krakau, auch Teufelssklaven?«
       »Leider ja. Seit Kurzem. Die Zahl der sonderbaren Vorfälle in unserer Stadt nimmt zu. Und dies deutet auf ihre Anwesenheit hin. Obdachlose, die gefoltert, zerstückelt oder bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Verstümmelte, geopferte Tiere. Diese Blutspur ist ihr Markenzeichen.«
       »Wissen sie, dass Manon in Krakau ist?«
       »Sie sind ihretwegen da, Mathieu. Trotz unserer Vorsichtsmaßnahmen haben sie sie aufgespürt.«
       »Sie sind also davon überzeugt, dass sie eine Lichtlose ist?«
       Zamorski betrachtete die Lichter, die unter der Tragfläche der Falcon funkelten.
       »Wir landen.«
       »Antworten Sie: Ist Manon für die Teufelssklaven eine Lichtlose?«
       Er sah mich mit einem Blick an, der härter war als eine in Permafrostboden hineingetriebene Sonde.
       »Sie halten sie für den Antichrist persönlich. Sie glauben, dass sie aus der Finsternis zurückgekehrt ist, um die Prophezeiung des Teufels zu verkünden.«

KAPITEL 81
    Krakau, aus der Finsternis herausgemeißelt. Die Mauern der Stadt waren rissig, ihre Straßen

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