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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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verliebt.«
       »Weshalb sprichst du in der Vergangenheit?«
       Ich antwortete nicht. Mir war ein Fehler unterlaufen, wie man ihn sich von einem Tatverdächtigen, der sich in Polizeigewahrsam befindet, mitten in der Nacht wünscht. Manon sah mich ernst an:
       »Was ist los? Du hast mir gesagt, Luc sei versetzt worden.«
       »Ich hab dich angelogen.«
       »1st ihm etwas passiert?«
       »Er hat vor zwei Wochen versucht, sich das Lehen zu nehmen. Er hat es überlebt, aber er liegt im Koma.«
       Manon kniete sich vor mir hin.
       »Wie? Wie hat er versucht, sich umzubringen?«
       Ich erzählte ihr die Einzelheiten. Der Versuch sich, mit Steinen beschwert, zu ertränken, die Rettung unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine. Wie bei ihr.
       Wir schwiegen. Dann stand Manon nackt auf und betrachtete, die Stirn ans Fenster gelehnt, durch die Scheibe die Nacht. Sie wandte mir den Rücken zu und murmelte dann plötzlich fassungslos:
       »Du bist wirklich der dümmste Polizist, dem ich je begegnet bin.«
       Auch Agostina Gedda hatte mir das gesagt. Ich würde es zu guter Letzt noch glauben …
       »Ich hätte es dir eher sagen sollen, ich weiß, aber …«
       »Luc wollte sich nicht das Leben nehmen.« Sie drehte sich um und kam mit wütendem Blick auf mich zu. »Verdammt, wieso hast du das nicht begriffen?«
       »Was?«
       »Das war kein Selbstmordversuch. Er wollte meinen Todeskampf im Brunnen Punkt für Punkt am eigenen Leib nachvollziehen.«
       Ich verstand nicht, was sie sagen wollte. Vor mir stehend, packte sie mit beiden Händen meinen Haarschopf und zog daran:
       »Kapierst du denn nicht? Er hat sich absichtlich ins Koma versetzt, um das Gleiche zu sehen, was ich damals angeblich gesehen habe! Er hat versucht, eine Nahtod-Erfahrung herbeizuführen, und gehofft, dass es eine negative wäre!«
       Ich sagte nichts, doch innerhalb weniger Sekunden war das Bild komplett. Und ich wusste, dass Manon recht hatte. Über mich gebeugt, schrie sie:
       »Und du behauptest, ihn zu kennen. Er soll dein bester Freund sein? Du liegst völlig daneben! Luc ist ein Fanatiker. Er war zu allem bereit, um Antworten auf seine Fragen zu erhalten. Er hat seine Ermittlungen im Jenseits fortgesetzt! Er hat versucht, sich umzubringen, um selbst dem Teufel zu begegnen!«
       Jedes Wort ein Peitschenschlag.
       Jeder Gedanke ein Pfahl ins Herz.
       Ich konnte nichts mehr sagen – und es gab auch nichts mehr zu sagen. Manon hatte im Bruchteil einer Sekunde erraten, worauf ich in zwei Wochen nicht gekommen war. »Ich habe den Schlund gefunden«, hatte Luc zu Laure gesagt. Das bedeutete, dass er den Weg gefunden hatte, das Mittel, um mit dem Leibhaftigen in Kontakt zu treten. Er hatte sein Koma absichtlich herbeigeführt, um der Hölle einen Besuch abzustatten!
       Luc war aufgebrochen, um in den Tiefen des menschlichen Unbewussten dem Teufel zu begegnen.

KAPITEL 91
    Draußen regnete es wieder. Noch eine Zigarette. Ich stand mental an einem Abgrund, aber mit jedem Gedanken festigte sich der Boden unter meinen Füßen.
       Die Puzzleteile fügten sich ineinander.
       Luc hatte alles vorbereitet, alles arrangiert, um sich ins Koma zu versetzen. Er hatte alle Umstände des versuchten Ertränkens von Manon exakt reproduziert – nicht um sich umzubringen, sondern um am Leben zu bleiben. Er hatte sich mit Steinen beschwert, deren Gewicht er exakt berechnete, um so schnell wie möglich unterzutauchen und einen Kälteschock zu bekommen. Er hatte das Schleusentor geöffnet, um von der Strömung zu den Felsen getragen und dort eingeklemmt zu werden. Und er war genau fünf Minuten vor Ankunft des Gärtners ins Wasser gegangen. Genau der richtige Zeitraum, um gerettet zu werden.
       Noch etwas gehörte zu seinem Plan. Der Arzt des Krankenhauses in Chartres hatte mir gesagt, dass sich zufälligerweise ein Rettungswagen in der Nähe des Unfallorts befunden habe. Ein falscher Notruf hatte den Einsatz ausgelöst. Dieser Notruf war von Luc selbst gekommen. Er sollte sicherstellen, dass er möglichst schnell ins Krankenhaus gebracht wurde, und zwar nicht in ein x-beliebiges, sondern ins Hôtel-Dieu von Chartres, das über eine Herz-Lungen-Maschine verfügte, die sein Blut erwärmen und ihm so das Leben retten konnte.
       Genau wie bei Manon im Jahr 1988.
       Es gab noch weitere Details.
       Luc konnte nicht sicher sein, eine Nahtod-Erfahrung zu erleben, geschweige

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