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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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umschloss. Nachdem wir die Gärten gefunden hatten, mussten wir ihnen nur noch folgen und uns Richtung Zentrum führen lassen.
       Unter dem Portalvorbau des Klosters Scholastyka zog Manon an der Glocke. Ein Mann ohne Gesicht und ohne römischen Kragen machte uns auf. Wir empfingen ihn mit schallendem Lachen und taumelten mit weichen Knien hinein.
       Dann schlichen wir schweigend durch die Galerie. Ich sah den Punkt, an dem die beiden L-förmigen Flügel des Gebäudes zusammenstießen, mit Bangen näher kommen. Der Augenblick der Trennung, der Moment, um etwas zu sagen … Ich zermarterte mir das Gehirn, um eine Floskel, eine Geste zu finden, die eine Einladung wäre.
       Wir standen vor der Tür, und ich zerbrach mir immer noch den Kopf. Manon wohnte im Trakt der Benediktinerinnen. Ich wollte gerade ein paar Worte stammeln, als Manon ihre Finger auf meinen Nacken legte. Ihre Zunge glitt in meinen Mund und buchstabierte andere Wörter – Wörter, die ich nie gefunden hätte. Ich wich zurück zur Wand. Ich spürte den kalten Stein im Rücken, während Manon ihren Mund noch immer auf meine Lippen drückte, als wollte sie mich ersticken.
       Ich befreite mich aus der Umarmung, während ich sie gleichzeitig festhielt. Ich musste mich wieder fangen, um nicht gänzlich die Kontrolle über mich zu verlieren. Manon beobachtete mich in der Dunkelheit. Ihre Augen waren jetzt genauso schwarz wie Vulkanquarz. Der heiße Atem, den sie zwischen ihren keuchenden Lippen hervorstieß, dampfte in der kalten Luft.
       Ich spürte sie in meinen Händen, trunken, zerzaust, energiegeladen, und ich glaubte, in ihrem Gesicht eine Art Anstrengung zu lesen, um nicht in der Nacht zu verschwinden. Dieses Mal kam ich ihr zuvor und näherte mich ruckartig ihrem Mund.
       Aber sie schob mich zurück und murmelte:
       »Nein. Komm.«

KAPITEL 90
    Zuerst die Kälte ihres Zimmers. Dann die Tür, die sich hinter ihrem Rücken schloss, als ich sie küsste und mit den Lippen gegen das Holz drückte. Ich streifte ihr die Parka herunter, sie riss mir meine förmlich vom Leib. Unsere Gesten waren unbeholfen, linkisch. Unsere Münder klebten aneinander. Und noch immer umfing uns die eisige Luft …
       Wir fielen aufs Bett. Ich zog ihr den Pullover aus. Ihr Schnaufen gellte mir in den Ohren. Im Halbdunkel kam ihre Haut zum Vorschein. Ein körperlicher Schmerz durchzuckte mich – mein Verlangen zerriss mich schier. Ihr Gesicht, in Dunkelheit getaucht, war mir noch nie so rein, so engelhaft erschienen, während ihr Körper eine verschüttete Welt, die ich immer verworfen hatte, in mir weckte. Ich fiel, und ich genoss diesen Fall grenzenlos.
       Unsere Kleider behinderten uns noch – Ärmel und Knöpfe, die sich unserer Gier widersetzten. Schon bald war Manon nur noch das Muster der geometrischen Figuren ihrer Unterwäsche. Weiß, grell, erbarmungslos. Spitzen, die mich verletzten und mich anzogen, mich schnitten und faszinierten. Ich stand kurz davor zu explodieren, im körperlichen Sinne: Eine Wolke aus Blut und Körperfetzen.
       Ich fiel auf den Rücken. Über mir ihre Brüste: schwer, zart, herrlich. Wunder der Schwerkraft. Ihr Beben durchzuckte mich wie ein Stromschlag. Ich richtete mich auf. Sie drückte sich wieder gegen meine Schultern, schlüpfte zwischen meinen Armen hindurch. Ich verlor endgültig die Kontrolle. Vergaß alles. Das Einzige, was zählte, war die Tatsache, dass wir uns aneinanderschmiegten, verängstigt, unsäglich berauscht durch das Verlangen, das uns zueinander trieb.
       Sie streichelte, führte und manipulierte mich. Dieser Moment war von einer solchen Intensität, dass er in seiner Wucht meine Vergangenheit und meine Zukunft zu einem Knoten schnürte.
       Diese unwiderstehlichen prallen weißen Brüste mit ihren zitternden dunklen Warzenhöfen, die mein Gesicht streiften, machten mich matt, kraftlos und voller Sehnsucht. Ich streckte meine halb glühende, halb gefrorene Hand nach oben, um sie zu berühren.
       Aber die Zeit der Zärtlichkeiten war vorüber. Manon kauerte auf meinem Bauch und stützte sich mit ihren Händen unter meinem Nacken ab. Ich begriff nicht, was geschah. Es war die brutalste Lektion meines Lebens. Über mich gebeugt, umklammerte sie meinen Hals und begann mit Hüftbewegungen eine seltsame, beharrliche Suche.
       Sie suchte das Objekt ihrer Lust, näherte sich ihm, ließ es los, umschmeichelte es erneut. Ein sinnliches Ringen, brutal und feinfühlig zugleich,

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