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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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sondern für das Leben, seine Überraschungen, seine Freuden. Die Kraft ihrer Worte enthüllte, dass sie immer an diese Versprechungen geglaubt hatte und ihr diese Nacht recht gegeben hatte.
       »Ich mag deine Locken«, begann sie, während sie mit den Fingern durch mein Haar strich. »Sie sehen immer feucht aus, wie Souvenirs des Regens.« Sie strich mit ihrem Zeigefinger unter meinen Augen entlang. »Ich mag deine Falten, die wie die Schatten deiner Gedanken sind. Dein Gesicht, das sich in die Länge zieht. Deine Handgelenke, deine Schlüsselbeine, deine Hüften, die wehtun und zugleich so weich, so sanft, so cool sind …«
       Sie berührte jeden Körperteil, wie um sich zu versichern, dass alles in Ordnung war.
       »Ich mag deinen Körper, Mathieu. Seine Lebendigkeit, seine Bewegungen. Die Art, wie du durch deine Gesten deine Gefühle mitteilst. Wie du plötzlich unentschlossen mit den Schultern zuckst. Wie du dein Kinn senkst, um deinen Worten Nachdruck zu verleihen. Wie du dich erschöpft hinfläzt, als würdest du gleich einschlafen, und zugleich total erregt, zum Zerreißen angespannt bist. Es gefällt mir, wie du mit deinem großen Feuerzeug deine Zigaretten anzündest, wie du die Zigaretten zwischen den Fingerkuppen hältst … Es ist, als würde alles Feuer fangen: Hand, Arm, Gesicht …«
       Sie strich mir über die Schläfen und fuhr fort:
       »Ich mag all diese Ecken und Kanten, diese Risse und Spalten. Es scheint dir schwerzufallen, deinen Platz in der Welt zu finden. Es ist, als würdest du dir im letzten Moment mit Gewalt Zutritt verschaffen. Ohne deiner Sache je sicher zu sein … Versteh das bitte nicht falsch, aber du hast auch etwas Weibliches. Aus diesem Grund hatte ich diesen unglaublichen Orgasmus mit dir. Du kanntest intuitiv meine kleinen Geheimnisse, meine empfindlichen Punkte … Für dich war das ein vertrautes Gelände, das sich unter deinen Fingern nach und nach enthüllt hat …«
       Sie lachte laut auf, während sie meine Hand streichelte:
       »Zieh nicht so ein Gesicht! Das sind Komplimente!«
       Dann sagte sie ernst:
       »Ich spüre auch eine Distanz, einen Respekt, fast eine Art Angst vor mir, die mir ein unwiderstehliches Vergnügen bereitet. Deine Vielschichtigkeit übt eine magische Anziehung auf mich aus. Du bist so widersprüchlich: warm, kalt, gefestigt, labil, willensstark, schüchtern, männlich, weiblich …«
       Die Kälte kehrte zurück. Es fiel mir schwer, ihre Beschreibung auf mich zu beziehen. Sie legte ihren Arm um meinen Hals und küsste mich.
       »Aber vor allem gibt es tief in dir etwas, was an dir nagt, und was dir eine Geistesgegenwart und Ausstrahlung gibt, die ich so noch bei niemandem erlebt habe.«
       »Nicht einmal bei Luc?«
       Die Frage war mir entschlüpft. Sie richtete sich auf:
       »Weshalb redest du von Luc?«
       »Ich weiß nicht. Du hast ihn doch gut gekannt, oder? War er hier?«
       »Er blieb mehrere Tage. Aber er hatte keine Ähnlichkeit mit dir. Er war viel labiler.«
       »Luc, labiler?«
       »Er wirkte entschlossen, aber in ihm gab es keinen festen Punkt, kein Fundament. Er befand sich im freien Fall. Während du einen Halt hast, dich an einen Faden klammerst …«
       »Ist zwischen euch etwas gewesen?«
       Sie lachte wieder:
       »Du kommst auf Ideen! Diese Liebe, zumindest diese Form der Liebe, hat bei ihm keinen Platz.«
       »Das meine ich nicht. Hast du etwas für Luc empfunden?«
       Sie zerraufte mir das Haar:
       »Bist du eifersüchtig?« Sie schmiegte ihren Kopf an meine Schulter. »Nein. Ich wäre nie auf diese Idee gekommen. Luc lebte auf einem anderen Planeten. Er sagte, dass er mich liebt, aber das klang hohl.«
       »Das hat er tatsächlich gesagt?«
       »Er hat es immer wieder gesagt. Aber es war wie eine Floskel. Ich habe es nicht geglaubt.«
       Plötzlich hatte ich einen Geistesblitz. Eine Möglichkeit, an die ich noch nicht gedacht hatte. Ein Selbstmord aus Liebeskummer. Luc hatte sich in Manon verliebt. Und das war der Grund für seinen versuchten Suizid! Er hatte mit dem Leben Schluss gemacht, weil ihm eine unbekümmerte junge Frau eine Abfuhr erteilt hatte. Luc hatte Manon geliebt, mit seiner ganzen fanatischen Leidenschaft, und sie hatte ihn mit einem Lächeln abgewiesen und ihn dadurch in die Hölle gestoßen.
       »Wie kannst du dir so sicher sein«, fragte ich schroff. »Vielleicht war Luc wahnsinnig in dich

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