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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Jede Sekunde ihres Lebens ist ein Geschenk Satans. In der Welt Gottes wäre Manon tot! Sie ist nach den Gesetzen unseres Herrn eine abnorme Kreatur.«
       Das Gleiche hatte Buchholz über Agostina gesagt: »Der physische Beweis für die Existenz des Teufels«. Zamorski fuhr fort:
       »Manon wurde durch ein Wunder des Teufels geheilt. Sie ist während des Komas mit ihm in Verbindung getreten. Sie wurde von ihm gerettet und hat von ihm seine Befehle erhalten.«
       »Sie glauben also, dass sie ihre Mutter getötet hat?«
       »Zweifellos, und zwar ganz allein.«
       »Sie haben doch von einem Anstifter, einem Drahtzieher gesprochen!«
       »Um dich nicht zu erschrecken. Aber es gibt nur einen Anstifter – den Teufel selbst.«
       Ich fühlte mich mit einem Mal unheimlich müde. Ich ließ mich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen, die Pistole auf dem Schoß. Ich entgegnete:
       »Ich kenne ihre Vorgeschichte im Detail. Manon besitzt nicht die Kenntnisse, um ein solches Verbrechen zu begehen. Der Mörder ist ein Chemiker, ein Insektenkundler, ein Botaniker. Schon Agostina entsprach nicht diesem Profil – und ihr Geständnis ist nicht stichhaltig. Aber bei Manon ist es noch absurder!«
       Der Pole lächelte wieder. Ein widerwärtiges, arrogantes Lächeln. Ich umklammerte den Kolben meiner Glock. Schon die Berührung beruhigte mich.
       Der Nuntius stand auf, ging um den Schreibtisch herum und sprach in einem mitfühlenden Ton:
       »Du kennst ihre Biografie offenbar doch nicht so gut. Biologie, Chemie, Entomologie, Botanik – genau das waren die Wahlfächer Manons an der Universität Lausanne. Man könnte meinen, sie hätte ihr Studium gezielt auf den Mord ausgerichtet.«
       Neue Erkenntnisse, die für mich als Polizist von Interesse sein konnten. Aber ich war mittlerweile so abgespannt, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Ich hörte den Kleriker wie durch eine Wattewand sprechen. Wie um mich aufzumuntern, fügte er hinzu:
       »Wir haben keine Gewissheit, aber wir müssen sie überwachen.«
       »Sie glauben also an den Teufel? An seine physische Existenz?«
       »Natürlich. Er ist die Gegenkraft, Mathieu. Die negative Seite der Welt. Du hältst dich für einen modernen Katholiken, aber du trägst die Vorurteile des letzten Jahrhunderts in dir. Des Jahrhunderts der Naturwissenschaften! Du glaubst, man könnte diese Probleme mit einem Psychiater oder einer chemischen Zwangsjacke lösen. Erinnere dich an Paul VI.: ›Das Böse ist nicht mehr nur ein Mangel, es ist eine wirkende Macht, ein lebendiges, geistiges Wesen, verderbt und verderbend.‹ Ja, Mathieu, der Teufel existiert. Er hat Manon das Leben geschenkt. Das Leben, das Gott ihr genommen hatte.«
       »Aber weshalb führen Sie alle diese körperlichen Untersuchungen, diese Analysen und Biopsien durch?«
       »Wenn der Teufel das ist, was uns der Glaube lehrt – eine Infektion –, dann trägt Manon den Keim dieser Erkrankung in sich. Sie ist von Grund auf infiziert.«
       »Was suchen Sie?«, sagte ich höhnisch. »Etwa einen Impfstoff?«
       Er legt eine Hand auf meine Schulter.
       »Spotte nicht. Manon, Agostina und Raimo befinden sich an der Nahtstelle zweier Welten: der stofflichen und der geistigen. Ein Geist hat ihren Körper gerettet. Und ihr Körper trägt jetzt den Stempel dieses Geists. Der finstere Geist des Tiers. Manon birgt eine Stammzelle des Bösen in sich!«
       Ich stand auf, ich hatte genug von diesem Geschwätz.
       »Sie leben im falschen Jahrhundert. Sie hätten einen prima Inquisitor abgegeben.«
       Mit erstaunlicher Schnelligkeit überholte mich der Nuntius und pflanzte sich vor mir auf:
       »Was willst du jetzt tun?«
       »Wir reisen ab, Manon und ich. Wir kehren nach Frankreich zurück. Und versuchen Sie nicht, uns aufzuhalten.«
       »Manon weiß etwas«, versetzte der Pole, der kreidebleich wurde. »Sie muss es uns sagen!«
       »Sie weiß nichts. Sie erinnert sich an nichts.«
       »Die Botschaft liegt auf dem Grund ihrer Seele.«
       »Was für eine Botschaft?«
       »Der Hölleneid.«
       »So weit ist es also schon mit Ihnen gekommen? Sie suchen das Gleiche wie die Teufelssklaven?«
       »Der Pakt wurde geschlossen.« Er sprach lauter. »Wir müssen den Inhalt in Erfahrung bringen. Mit allen Mitteln!«
       »Haben Sie mich aus diesem Grund hierhergebracht?«
       Ein Lächeln. Der Nuntius gewann seine

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