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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Beherrschung zurück.
       »Manon hat uns nie vertraut. Wir haben geglaubt, dass ein junger Mann aus Frankreich …« Er hielt inne. »Und wir haben recht behalten. Nach dieser Nacht …«
       Ich wurde rot. Ich stellte mir die Priester in Soutane vor, wie sie vor den Überwachungsmonitoren Stielaugen bekamen. Ich drückte die Klinke:
       »Manon vertraut mir, das stimmt. Aber ich werde dieses Vertrauen dazu benutzen, sie Ihren Klauen zu entreißen!«
       »Sobald du über diese Schwelle trittst, kann ich nichts mehr für dich tun.«
       »Ich bin alt genug, um allein zurechtzukommen.«
       »Du hast keine Ahnung. Du machst dir keine Vorstellung von der Gefahr, die euch draußen erwartet.«
       »Wir haben den ganzen Tag und den Abend in der Stadt verbracht. Und es ist nichts passiert.«
       Zamorski ging zurück zu seinem Schreibtisch und griff nach einer polnischen Zeitung – der gestrigen Ausgabe der Gazeta Wyborcza. Auf der Titelseite das Foto einer Leiche, die auf einem Gehsteig in einer Blutlache liegt.
       »Ich kann kein Polnisch.«
       »›Ein weiterer Ritualmord in Krakau‹. Der fünfte Obdachlose, der in weniger als vier Wochen umgebracht wurde. Von Hunden zerfleischt. Mit seinen Eingeweiden wurde ein Pentagramm auf den Gehsteig gezeichnet. Ganz abgesehen von den Leichen zweier an Trisomie leidender Kinder, die letzte Woche an der Weichsel gefunden wurden. Die Obduktion hat ergeben, dass sie gezwungen wurden, sich gegenseitig zu vergewaltigen.«
       »Wollen Sie mir Angst einjagen?«
       »Sie sind da, Mathieu. Sie suchen Manon. Vielleicht sind es Obdachlose, draußen auf der Straße. Oder Priester, die in der Kirche nebenan beten. Sie sind überall. Sie warten auf ihre Stunde.«
       »Ich werde mein Glück versuchen. Unser Glück.«
       »Sie haben nichts mit den Mördern gemein, hinter denen du normalerweise her bist. Es sind Soldaten, verstehst du? Die Erben jahrhundetelanger Gräueltaten. Die moderne Spielart jener Dämonen, die an den Fassaden der Kathedralen zum Gefolge Satans gehören.«
       Ich streckte ihm die flache Hand mit meiner Automatik entgegen:
       »Ich habe ebenfalls moderne Argumente.«
       »Ich bitte dich inständig, dieses Gebäude nicht zu verlassen.«
       »Ich kehre nach Paris zurück. Mit Manon. Und versuchen Sie bloß nicht, uns daran zu hindern. Ich könnte zu meiner Botschaft gehen und von Entführung, Freiheitsberaubung und Missbrauch der Amtsgewalt sprechen. Ich werde meine Ermittlungen wiederaufnehmen. Das wollten Sie doch, oder?«
       »Und sie?«
       »Sie wird bei mir wohnen.«
       Zamorksi schüttelte langsam den Kopf.
       »Du sitzt ganz schön in der Klemme, Mathieu … Du hast geglaubt, dich umfassend gegen den Teufel gewappnet zu haben. Nur an die Liebe hast du nicht gedacht.«
       Ich öffnete die Tür und warf ihm einen strengen Blick zu:
       »Ich werde es nicht zulassen, dass Sie sie benutzen. Sie haben sie zu einem Forschungsobjekt gemacht. Zu einem Köder für die Teufelssklaven, vielleicht sogar für Satan selbst … Sie hoffen, dass Satan in ihrem Körper erwacht. Sie sind zu allem entschlossen, um diese Ankunft herbeizuführen. Ich habe Polizisten gekannt, die genauso dachten. Polizisten, die bereit waren, im Namen des Guten das Böse zu tun. Polizisten, die glaubten, über den Gesetzen – und in gewisser Weise auch über Gott – zu stehen.«
       »Du lästerst Gott.«
       »Ich werde meine Arbeit fortsetzen, Zamorski. Auf meine Weise. Ohne Lüge und ohne Manipulation.«
       Der Nuntius trat widerwillig zur Seite.
       »Wenn ich mich an diese Grundsätze hielte, würde ich mich damit begnügen, für dich und Manon zu beten. Aber wir werden euch beschützen, auch wenn ihr es nicht wollt.«
       »Ich brauche niemanden.«
       »In Friedenszeiten vielleicht. Aber der Krieg hat begonnen.«

KAPITEL 92
    Mittag.
       Es war noch immer nicht richtig hell.
       Dichter Nebel hüllte die Stadt ein. Die Straßen existierten nicht mehr. Die Gebäude glichen Erzhalden – Bergen, die die Wolkendecke durchstoßen hatten, wie auf einem chinesischen Gemälde. Einige niedrige Äste schimmerten vor Nässe, aber ihre Konturen verschwammen in dem perlmuttartigen Dunst. Die Straßen waren menschenleer. Krakau schien verlassen zu sein. Nur einige Autos glitten mit angeschalteten Scheinwerfern durch die Suppenküche und lösten sich dann auf wie Geisterschiffe.
       Ich hatte das

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