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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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unsere Sitze fallen ließen. Während die Stewardess noch die Sicherheitsvorschriften erläuterte, schliefen wir bereits tief und fest. Zwei Rucksacktouristen, die seit Wochen kein Hotel gesehen hatten.
       In Frankfurt kamen wir uns im Transitsaal wieder wie Gespenster vor. Dieses Mal war die First-Class-Lounge funkelnagelneu, voller Geschäftsleute, die in ihre Herald Tribune versunken waren. Sie warfen uns argwöhnische Blicke zu. Ich setzte Manon in einen Sessel und besorgte etwas zu essen. Coca-Cola, Kaffee, Knabberzeug. Doch wir rührten weder die Knabbereien noch den Kaffee an. Einstweilen schütteten wir Cola in uns hinein, um uns innerlich von dem angehäuften Grauen zu reinigen.
       Einige Stunden später überflogen wir die Lichter von Paris. Ich neigte mich zum Seitenfenster und sah die kalte Nacht und den Smog über der Hauptstadt. Selbst durch das Fenster spürte ich, dass es nicht die gleiche Kälte wie in Krakau war. In Polen herrschte beißende Kälte. In Paris dagegen schmutziger Tau.
19 Uhr, ein Freitag
    Verstopfte Autobahn. Prasselnder Regen. Ich öffnete das Taxifenster und atmete tief ein. Der Geruch von feuchtem Beton, Auspuffgasen, das Klatschen von Pfützen. Und die Fahrer saßen erstarrt im Innern ihrer Schlitten wie eingefrorene Standbilder.
       Als der Wagen schließlich in die Rue Debelleyme einbog, war ich so aufgeregt wie ein frisch verheirateter Mann. Wie würde Manon auf dieses neue Leben reagieren? Auf meine Wohnung? Sie war schließlich noch nie in Paris gewesen.
       Ich führte sie über meine berühmte Außentreppe. Sie reagierte darauf mit einem höflichen, zerstreuten Lächeln. Sie war noch immer in einem Schockzustand. Der Überfall in Krakau hatte das zutiefst verängstigte kleine Mädchen in ihr geweckt. Ich selbst war noch immer völlig verstört. Doch jenseits der Angst und des Grauens spürte ich noch etwas anderes. Eine fiebrige Erregung, verbunden mit einer seltsamen Benommenheit. Liebe?
       Manon setzte sich auf das Sofa im Wohnzimmer. Den Tee, den ich ihr anbot, lehnte sie ab. Alkohol: Nein. Wie versteinert behielt sie ihre gesteppte Jacke an. Das Unangenehmste stand mir noch bevor – ihr zu erklären, dass ich umgehend zum Hôtel-Dieu fahren müsste. Ihre Reaktion überraschte mich nicht:
       »Ich komme mit.«
       Es war das erste Mal seit Krakau, dass sie mehr als drei Wörter hintereinander sprach.
       »Unmöglich«, widersprach ich ihr. »Ich muss in Paris Vorkehrungen treffen. Dich beschützen.«
       »Ich weiß nicht einmal, wo ich bin.«
       Ich empfand plötzlich tiefes Mitleid mit ihr. Ihre Trauer war meine Trauer. Ihre Bestürzung war meine Bestürzung. Ich kniete mich vor sie hin und nahm ihre Hände.
       »Du musst mir vertrauen.«
       Sie lächelte. Ein Gefühl der Hitze durchwallte mich. Ich flüsterte:
       »Lass mich dich beschützen. Lass mich …«
       Ich konnte meinen Satz nicht beenden. Sie hatte ihre Hände um mein Gesicht gelegt und meinen Mund zu ihren Lippen gezogen. Ich schmolz dahin. Wärme erfüllte meinen ganzen Körper. Meine Lebenskraft schwand, und das war das wunderbarste Gefühl, das ich empfunden hatte …
       Zwei Stunden später war ich unterwegs zum Hôtel-Dieu. Erfüllt von lebhaften Erinnerungen. Manon. Ihre Hände auf meinem Körper. Der Rhythmus meines Bluts. Unsere letzten Augenblicke. Sie berührte unbekannte Punkte, ungeahnte Flächen in mir. Die sanfte, erfrischende Akupressur der Liebe …
        
    Luc Soubeyras war auf eine andere Station verlegt worden.
       Keine blaugrüne Beleuchtung, keine OP-Kittel mehr. In einem großen weißen Gang führten große Glasscheiben zu geräumigen Zimmern. Auch hier waren die Patienten noch an Schläuche und Sensoren angeschlossen, unter dem grellen Licht von Neonröhren.
       Als ich durch den Korridor ging, kehrte ich endlich in die Gegenwart zurück. Ich würde Luc lebend und bei Bewusstsein vorfinden. Als ich ihn hinter der Scheibe sah, hätte ich beinahe losgeschrien. Er hatte nach wie vor Schläuche in der Nase und Elektroden am Hals und an den Schläfen, und er hatte noch weiter abgenommen. Aber seine Augen waren geöffnet.
       Ich stürzte hinein. Vor überschwänglicher Begeisterung nahm ich seine beiden Hände.
       »Mann, ich bin so …«
       »Ich habe ihn gesehen.«
       Ich hielte inne. Seine Stimme war ganz dünn. Er murmelte wieder:
       »Ich habe ihn gesehen, Mathieu. Ich habe den Teufel

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