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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Moment den Atem ab. Ich hörte die Stimme des Offiziers, der über Funk Befehle erteilte:
       »Ich will eine Straßensperre auf allen Verkehrswegen. Besançon, Pontarlier, die Grenze … Ihr haltet jedes Fahrzeug an. Kapiert … Und vergesst nicht, dass sie möglicherweise bewaffnet ist!«
       Wie standen Manons Chancen, diesem Aufgebot zu entkommen? Ich betete, dass sie bereits in Grenznähe war. Dann würde sie mich anrufen, im Schutz des Autos ein paar Stunden schlafen, und wenn sie aufwachte, wäre ich an ihrer Seite und all ihre Probleme wären gelöst.

KAPITEL 114
    »Was hattest du bei Sylvie Simonis zu suchen?«
       Das Duzen war die erste Stufe der Erniedrigung.
       »Ich führe Ermittlungen durch.«
       »Was für Ermittlungen?«
       »Der Mord an Sylvie Simonis hängt mit anderen Fällen zusammen, an denen ich in Paris arbeite.«
       »Hältst du mich für blöd? Glaubst du, ich würde die Akten nicht kennen?«
       »Na dann wissen Sie ja, wovon ich rede.«
       Ich blieb beim Sie. Ich kannte die Regeln: Verachtung für ihn, Respekt für mich. Das Büro Brugens war eng und kalt. Sperrholzwände, Stahlmöbel, Geruch nach alten Kippen. Es hatte etwas Komisches, einmal auf der anderen Seite des Schreibtischs zu sitzen. Ich fragte ohne große Hoffnung:
       »Darf ich rauchen?«
       »Nein.«
       Er zog eine Zigarette für sich selbst heraus. Eine Gitane ohne Filter. Er zündete sie in aller Gemütsruhe an, nahm einen tiefen Zug und blies mir dann den Rauch mitten ins Gesicht. Bei meinem Debüt als Tatverdächtiger durfte ich gleich in einer echten Posse mitspielen.
       »Auf alle Fälle«, fuhr er fort, »geht dich dieses Verfahren nichts an. Aber ich weiß, wer du bist. Die Untersuchungsrichterin Magnan hat mich gerade angerufen. Sie hat mir von dir und deinem Verhältnis zu Manon Simonis erzählt …«
       In den Mundwinkeln von Capitaine Brugen hing weißer Speichel. Seine Zigarette klebte daran wie eine Muschel an einem Fels. Er hatte seine Parka mit Pelzkragen nicht abgelegt.
       »Bis jetzt hat Sarrazin deine Machenschaften gedeckt. Ich frage mich nur, wieso.«
       »Er hat mir vertraut.«
       »Das hat ihm offenkundig Glück gebracht.«
       Ich dachte an Manon. Mein Handy läutete nicht. Sie hätte schon längst Le Locle im Kanton Neuchâtel erreicht haben müssen. Ich lehnte mich über den Schreibtisch und wechselte den Ton, während ich mein altes Argument vorbrachte:
       »Dieser Fall ist kompliziert. Die Mitarbeit eines weiteren Polizisten kann nicht schaden. Ich weiß mehr über die Hintergründe als …«
       Der Gendarm lachte laut auf:
       »Seitdem du in der Gegend bist, hast du hier nur Mist gebaut. Ein Mord nach dem anderen, und du hast nicht das Geringste herausgefunden.«
       Ich dachte an Moritz Beltreïn. Die Schweizer Polizei musste jetzt in der Villa Parcossola sein. Aber sie hatten keinen Anlass, die französische Gendarmerie zu unterrichten. Brugen fuhr fort:
       »Hier rührt keiner mehr einen Finger für dich. Wir lassen es nicht zu, dass uns ein Polyp aus Paris dazwischenfunkt.«
       »In Paris werden die Ermittlungen weitergeführt.«
       »Wo ist Manon Simonis?«
       »Ich hab keine Ahnung.«
       »Was hast du im Haus ihrer Mutter gesucht?«
       »Ich sage es Ihnen noch einmal: Ich habe meine Ermittlungen fortgesetzt.«
       »Was hast du gesucht?«
       Ich antwortete nicht. Er fuhr fort:
       »Du bist in das Haus eines Mordopfers eingebrochen. Du hast hier keinerlei Befugnisse und keinen offiziellen Auftrag. Ganz zu schweigen von deinem Auftreten, das ganz schön zu wünschen übrig lässt. Wir könnten deine Kleidung kriminaltechnisch untersuchen lassen. Da kämen bestimmt ein paar hübsche Überraschungen heraus. Sieht schlecht für dich aus, Freundchen.« Er kippte seinen Stuhl nach hinten gegen die Wand und verschränkte die Arme: eine echt aufführungsreife Nummer. »Ich könnte das jedoch vergessen, wenn du mir sagst, was du bei Sylvie Simonis gesucht hast.«
       Ich änderte die Taktik. Schließlich spielte es keine große Rolle, was hier mit mir geschah. Vorausgesetzt, Manon war in Sicherheit, das heißt in der Schweiz.
       »Ich kann nichts sagen«, versetzte ich in bedauerndem Tonfall. »Rufen Sie meine Vorgesetzte, Polizeidirektorin Nathalie Dumayet bei der Mordkommission an. Wir …«
       »Vor allem werd ich dich erst mal einbuchten.«
       »Das sollten Sie

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