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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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silbern gestreiftem Stoff bespannt; Kerzen, mit Öl gefüllte Schälchen, Weihrauchstäbchen, die auf dem Holzfußboden brannten. Auf handbemalten Kisten, die an den Wänden aufgestellt waren, standen traditionelle Objekte: Fliegenwedel aus Pferdehaar, Fächer aus Federn, Votivstatuetten, Masken … Überall waren Fläschchen, Glasbehälter und Cola-Flaschen aufgereiht, die mit Korken oder mit Klebeband verschlossen waren. Der Raum war mit Paravents und hängenden Teppichen unterteilt, überall flackernde Schatten, die das Durcheinander und den Wirrwarr noch verstärkten.
       »Hi, Match, good to see you again. «
       Die dröhnende, unnachahmliche Stimme. Ich war überrascht und geschmeichelt, dass sich Foxy noch an mich erinnerte. Ich ging um den Wandschirm herum, der sie verdeckte. Sie wurde von zwei anderen Hexen eingerahmt. Links von ihr eine lange Bohnenstange mit hellem Teint, das Haar in goldbraune Dreadlocks gelegt, die ihr das Aussehen einer Sphinx gaben. Zu ihrer Rechten eine füllige Frau mit tiefschwarzer Haut. Ihr breites Lächeln entblößte auseinanderstehende Zähne – glückbringende Zähne. Alle drei saßen im Schneidersitz auf dem Boden.
       Ich ging näher heran. Foxy war in eine scharlachrote Tunika gehüllt, die an einen Bühnenvorhang erinnerte. Ihr Gesicht war von Hautritzungen übersät, um die Stirn hatte sie sich einen Seidenschal im selben Ton geschlungen. Als ich sie sah, musste ich unwillkürlich an die Theorie von Pharmakologen denken, wonach sich der Stoffwechsel von »Drogenmischern« verändere. Hexer und Hexen seien aufgrund der Einnahme großer Mengen bestimmter Substanzen in der Lage, mit dem Atem oder durch die Poren ihrer Haut giftige oder halluzinogene Stoffe freizusetzen. Ich sagte auf Englisch:
       »Stör ich, schöne Frau? Bist du gerade in einer Besprechung?«
       » Honey , das hängt davon ab, was dich hierherführt.«
       Sie sprach Englisch in schleppendem Tonfall. Mit niedergeschlagenen Augen vermischte sie gerade mit ihren seltsamen dürren Fingern verschiedene Pulver in einem Holztiegel. Es schien, als wäre das Fleisch um die Knochen verbrannt. Sie zündete einen grauen Ast an:
       »Das ist für meine Mädchen. Ich reinige die Nacht. Die Nacht der Laster, die Nacht der Befleckung …«
       »Wer ist schuld daran?«
       »Hmm, hmm … Sie müssen ihre Schulden zurückzahlen, Match, das weißt du doch. Riesige Schulden …«
       Sie steckte den glühenden Zweig zwischen die Fußbodenbretter.
       »Bist du immer noch gläubiger Christ?«
       Mir klebte die Zunge am Gaumen. Ausgedörrt vom Alkohol, den Zigaretten und dieser Kloakenatmosphäre hier. Ich lockerte meine Krawatte:
       »Immer noch.«
       »Wir verstehen uns, du und ich.«
       »Nein, wir gehören nicht zum selben Club.«
       Foxy seufzte, und die beiden anderen taten es ihr gleich.
       »Immer dieselben Gegensätze …«
       Glückszahn sagte auf Englisch in ironischem Ton:
       »Der Gläubige betet, der Zauberer beeinflusst …«
       Dreadlocks fuhr fort:
       »Der Christ verehrt das Gute, der Zauberer verehrt das Böse …«
       Foxy griff nach einer roten Schüssel, in der etwas Grauenhaftes schwamm: ein Affe oder ein Fötus.
       » Honey, das Gute, das Böse, das Gebet, die Kontrolle, all das kommt später.«
       »Und was kommt zuerst?«
       »Die Macht. Nur die Macht zählt. Die Energie.«
       Sie hielt jetzt eine Art Skalpell mit einer Obsidianklinge in der Hand. Völlig ungerührt schnitt sie der Kreatur auf dem Boden des Gefäßes den Kopf ab.
       »Was man anschließend daraus macht, bleibt jedem selbst überlassen.«
       »Für den Christen zählt einzig das Seelenheil.«
       Foxy prustete los vor Lachen:
       »Ich liebe dich, wirklich. Was willst du? Suchst du ein Mädchen?«
       »Ich ermittle im Mord an Massine Larfaoui.«
       Die drei Hexen wiederholten unisono:
       »Er untersucht einen Mord …«
       Foxy legte den Schädel in die Holzschale und zermahlte ihn mit einem Stößel.
       »Sag mir zunächst, weshalb du dich für diesen Mord interessierst? Es ist doch gar nicht dein Fall …«
       Foxy war keine Hellseherin. Sie war schlicht ein Spitzel, die bei der Kriminalpolizeidirektion Louis-Blanc, beim Dezernat für Sexualdelikte und sogar beim Drogendezernat Kontaktleute hatte.
       »Die Ermittlungen leitete ein Freund von mir. Ein sehr enger Freund.«
       »Ist er

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