Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
Vom Netzwerk:
Eine Kleinstadt nahe Morteau an der Schweizer Grenze.
       Neue Eingaben, neue Suche.
       Zunächst die Namen der lokalen Zeitungen. L’Est républicain in Nancy, Le Courrier du Jura in Besançon, Le Progrès in Lyon, Le Pays im Nordosten, in Mulhouse. Ich loggte mich in das Archiv des Est républicain ein und gab mehrere Schlagwörter ein: Sartuis, Juni, 2002, Leiche, Mord, Frau … Als Treffer wurde ein einziger Artikel angezeigt, und zwar in der Ausgabe vom 28. Juni.
FUND EINER LEICHE IN NOTRE-DAME-DE-BIENFAISANCE
    Gestern Morgen wurde einige Kilometer von Sartuis im Naturschutzgebiet der Stiftung von Notre-Dame-de-Bienfaisance die Leiche einer nackten Frau gefunden. Nach unseren Informationen wurde die Leiche auf dem Plateau oberhalb des Klosters von der Vorsteherin der Stiftung Marilyne Rosarias entdeckt.
        Aller Wahrscheinlichkeit nach liegt der Leichnam, der von Schimmelpilzen überwachsen war und stark verwest ist, seit geraumer Zeit in dem Wald auf der Anhöhe. Die starken Niederschläge der letzten Tage haben dazu geführt, dass am Hang eine Schlammlawine abging, die die Leiche mit sich riss und auf einer Lichtung ablagerte.
        Wer ist die Tote? Wann ist sie gestorben? Was ist die Todesursache? Bis jetzt haben weder die Bergungskräfte noch die Gendarmerie diese Fragen beantworten können, aber im Moment scheint vieles auf einen Unfall hinzudeuten. Eine Trekking-begeisterte Sportlerin, die abstürzte und entweder auf der Stelle tot war oder nach mehreren Tagen in der Einsamkeit des Waldes ihren Verletzungen erlag.
        Es mutet allerdings sonderbar an, dass weder die Förster noch die Pensionsgäste der Stiftung, die häufig in diesen Wäldern Erholung suchen, den Leichnam entdeckt haben. Daher wird auch eine zweite Hypothese überprüft. Die Frau wäre demnach ermordet und erst anschließend in den Naturpark verbracht worden.
        Die heute im Klinikum Jean-Minjoz in Besançon stattfindende Obduktion dürfte weitere Aufschlüsse bringen. Außerdem suchen Kriminaltechniker der Gendarmerie den Tatort nach Spuren ab. Bislang hat sich die für den Fall zuständige Untersuchungsrichterin Corine Magnan nicht geäußert, ebenso wenig der Generalstaatsanwalt. Auch der Bürgermeister der Nachbargemeinde Sartuis hüllt sich in Schweigen. Die Menschen in der Region hoffen, dass dieser mysteriöse Todesfall so schnell wie möglich aufgeklärt wird und nicht die Tourismussaison überschattet, die am Doubs bereits begonnen hat.
        
    Ich war sprachlos. Der Fundort der Leiche – auf dem Gelände einer religiösen Stiftung – passte möglicherweise zu dem, wonach ich suchte, aber es war nicht sicher, dass es sich überhaupt um einen Mord handelte. Auch wurden in dem Artikel keine Verstümmelung und kein satanisches Symbol erwähnt, nichts, was auf eine »grauenhafte Geschichte« oder ein »satanistisches Verbrechen« hindeutete, von denen Doudou gesprochen hatte.
       Ich blätterte noch ein bisschen in dem Archiv. Keine Angaben über den Obduktionsbefund. Keine Äußerungen des Staatsanwalts oder der Richterin. Wie erklärte sich dieses Schweigen? Hatte die Sache eine so banale Lösung gefunden, dass die Journalisten es nicht für nötig gehalten hatten, darüber zu berichten? Nein. Eine Leiche ist nie trivial. Ich erweiterte meine Suche auf den Monat Juli. Nichts.
       Ich ging in das Archiv des Courrier du Jura. Dieselben Schlagwörter. Die gleiche Suche. Ich stieß auf einen Artikel vom 29. Juni, in dem weitere Einzelheiten mitgeteilt wurden:
SARTUIS EINE STADT UNTER EINEM FLUCH
    Die Frau, deren Leiche vorgestern Morgen auf der Hochebene des Naturschutzgebiets Notre-Dame-de-Bienfaisance aufgefunden wurde, ist identifiziert worden. Die Feuerwehrleute, die die Leiche abtransportierten, hatten sie bereits am Fundort identifiziert. Es handelt sich um Sylvie Simonis, 42 Jahre, Uhrmacherin in Sartuis.
        Dieser Name ruft bei allen Bewohnern des Haut-Doubs düstere Erinnerungen wach. Sylvie Simonis ist niemand anderes als die Mutter der achtjährigen Manon, die im November 1988 ermordet wurde. Ein unheimliches Verbrechen, das nie aufgeklärt wurde. Die Bekanntgabe dieses neuen Todesfalls und der ungeklärten Todesumstände wecken alle möglichen Befürchtungen und werfen zahlreiche Fragen auf.
        Einmal lässt sich die Todesursache nicht mehr genau feststellen, und auch die Frage, wieso sich der Leichnam auf dem Gelände des ehemaligen Klosters befand, bleibt offen. Unglück? Mord?

Weitere Kostenlose Bücher