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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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herausgefunden haben.«
       »Und was zum Beispiel?«
       »Keine Ahnung. Aber ihre Geschichte von einem Unfall ist nicht glaubhaft. Erstens war Sylvie Simonis nicht sportlich. Zweitens wurde behauptet, sie wäre seit einer Woche verschwunden gewesen. In diesem Fall stellt sich die Frage, wieso ihre Leiche in diesem Zustand war.«
       »War die Leiche tatsächlich verwest?«
       »Angeblich wimmelte sie von Maden.«
       »Haben Sie sie selbst gesehen?«
       »Nein. Aber ich habe mit den Feuerwehrleuten gesprochen.«
       »In einem Artikel im Courrier du Jura steht, die Männer, die den Leichnam bargen, hätten ihr Gesicht wiedererkannt.«
       Er lachte auf:
       »Das ist ja das Verrückte! Die Leiche soll verwest und zugleich … gut erhalten gewesen sein!«
       »Wie das?«
       »Die unteren Gliedmaßen wären völlig verfault gewesen, der Oberkörper dagegen soll nicht so stark zersetzt gewesen sein. Und das blitzblanke Gesicht! Als ob …« Er zögerte. »Als ob die Frau mehrere Male gestorben wäre, verstehen Sie? Zu verschiedenen Zeitpunkten!«
       Das, was mein Gesprächspartner beschrieb, war unmöglich. Und diese Unstimmigkeiten waren vielleicht der Ansatzpunkt für Luc.
       »Weiß man denn wenigstens, ob es ein Mord war?«
       »Nein. Man hat uns jedenfalls nichts gesagt. Gleichzeitig verstehe ich ihre Verschwiegenheit. Sylvie Simonis ist in der Region ein Tabuthema.«
       »Weil ihre Tochter ermordet wurde?«
       »Na klar! Das ist der Fall Grégory aus dem Jura! Vierzehn Jahre später noch immer kein Tatverdächtiger, und auf den Straßen von Sartuis kursieren noch immer die aberwitzigsten Gerüchte!«
       »Glauben Sie, dass die beiden Fälle miteinander zusammenhängen?«
       »Natürlich. Umso mehr als die Rolle von Sylvie im Mordfall Manon unklar war.«
       »Nämlich?«
       »Eine Zeit lang stand sie selbst unter Verdacht. Aber sie wurde entlastet. Sie hatte ein wasserdichtes Alibi. Zwölf Jahre später stirbt sie selbst, und die Behörden halten die Ermittlungsergebnisse unter Verschluss. Die haben etwas Ungeheuerliches entdeckt, glaube ich.«
       Eine Leiche in der Nähe eines Klosters. Eine Frau, die »mehrere Tode gestorben« ist. Ein ermordetes Kind. Der Verdacht des Kindsmords. In dieser Geschichte ging es wahrlich mit dem Teufel zu. Ich kam auf einen weiteren merkwürdigen Punkt zu sprechen:
       »Wenn dieser Fall Sie so interessiert hat, weshalb haben Sie dann keine weiteren Agenturmeldungen geschrieben? Weshalb hat niemand mehr ein Wort darüber geschrieben?«
       »Wir hatten nicht die geringsten Informationen.«
       »Eine solche Nachrichtensperre ist selbst eine Meldung wert. Ein Thema für einen Artikel.«
       »Wir hatten unsere Anweisungen.«
       »Was für Anweisungen?«
       »Da es nichts zu berichten gab, sollten wir keinen Schmutz aufwühlen. Es wäre schlecht für die Region. Nur sieben Kilometer von Sartuis entfernt befinden sich die Doubs-Fälle. Stellen Sie sich vor, was passiert wäre, wenn man mitten in der Hochsaison berichtet hätte, dass im Fluss Leichen schwimmen!«
       Ich ging dazu über, ihn zu duzen:
       »Wie heißt du?«
       »Joël, Joël Shapiro.«
       »Wie alt bist du?«
       »Zweiundzwanzig.«
       »Ich glaube, ich komme dich besuchen, Joël. Schließlich ist die Saison vorbei.«

KAPITEL 24
    In der Zentrale erwartete mich in meinem Ablagefach der übliche Papierkram. Vernehmungsprotokolle, Abhörberichte, Fernschreiben von der Amtsleitung, Pressespiegel … Ich nahm alles mit einem Griff heraus und warf es auf meinen Schreibtisch. Ich setzte mich hin, wickelte die beiden Pistolen von Doudou in ein Fensterleder ein und legte sie dann in eine meiner abschließbaren Schubladen.
       Ich griff nach dem Telefon. Als Erstes rief ich Laure an, um mich für meinen überstürzten Aufbruch nach der Messe zu entschuldigen. Ich schnurrte die üblichen Floskeln herunter und sagte dann nach einigem Zögern in den Hörer:
       »Du sollst noch etwas wissen … Ich habe Nachforschungen über Lucs Reisen angestellt.«
       »Na und?«
       »Es gab keine Frau. Zumindest nicht so, wie du meinst.«
       »Bist du dir sicher?«
       »Absolut. Ich ruf dich wieder an.«
       Ich legte auf, ohne zu wissen, ob ich ihrem weiblichen Stolz geschmeichelt oder ihre ehelichen Sorgen noch verstärkt hatte. Ich blätterte in den Unterlagen und las die Notiz von Malaspey über

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