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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Selbstmord?
        Den ersten Zeugenaussagen zufolge gibt der Zustand der Leiche keinen Aufschluss darüber, und die Ergebnisse der Obduktion, die im Klinikum Jean-Minjoz in Besançon vorgenommen wird, sind noch nicht bekannt.
        Aus sicherer Quelle wissen wir, dass Sylvie Simonis, eine bekannte Uhrmachermeisterin, die Auftragsarbeiten für die angesehenen Werkstätten im Schweizer Loch durchführte, seit einer Woche verschwunden war. Dies hatte niemanden beunruhigt. Sylvie Simonis, eine diskrete, um nicht zu sagen verschlossene Frau, pendelte regelmäßig zwischen der Schweiz und Frankreich und verbrachte manchmal mehrere Wochen in ihrem Haus in Sartuis, in denen sie Armband- und Großuhren zusammenbaute, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben.
        Falls es sich um einen Kriminalfall handelt, stellt sich die Frage, ob es eine Verbindung zwischen diesem Mord und dem an Manon im Jahr 1988 gibt. Es ist zu früh, um Mutmaßungen darüber anzustellen, aber in Sartuis und auch in Besançon kursieren zahlreiche Gerüchte …
        Der wissenschaftliche Dienst der Gendarmerie von Sartuis sowie die vom zuständigen Gericht in Besançon beauftragte Untersuchungsrichterin, Corine Magnan, hüllen sich in Schweigen. Magnan hat unserem Korrespondenten lediglich mitgeteilt: » Wir werden vollkommen sachlich und emotionslos an diesen Fall herangehen und nichts vorzeitig an die Öffentlichkeit geben. Ich dulde keine Einmischung der Medien, keinen Druck, von wem er auch kommt. «
        Jeder erinnert sich, dass schon 1988 die Ermittlungen über den Mord an dem kleinen Mädchen unter größter Geheimhaltung geführt wurden, sodass es für uns Journalisten unmöglich war, über den Fortgang der Ermittlungen zu informieren. Die Gründe für diese Nachrichtensperre sind bekannt: Das Trauma, das der Fall Grégory hervorgerufen hat, der sich nur wenige Kilometer von den Grenzen unseres Departements entfernt ereignete. Damals hatte die Allgegenwart der Medien die Ermittlungsarbeit behindert. Dennoch hoffen wir, dass man uns auf dem Laufenden hält, damit wir die Informationen öffentlich bekannt machen können …
        
    Der Artikel endete mit einem Plädoyer für das Recht der Journalisten auf freie Berichterstattung. Ich blickte auf und dachte nach. Vielleicht war das der Fall, nach dem ich suchte. Die »grauenhafte Geschichte«, die Luc keine Ruhe gelassen hatte. Aber noch immer keine Erwähnung von irgendwelchen satanistischen Verdachtsmomenten.
       Doch bei einem Detail stutzte ich.
       Ich las den Artikel noch einmal durch und kehrte dann zu dem ersten Beitrag im Est républicain zurück.
       Im Text vom 28. Juni war von einer »von Schimmelpilzen überwachsenen und stark verwesten Leiche« die Rede. In dem Artikel vom 29. Juni stand, die Frau wäre sofort von den Feuerwehrmännern identifiziert worden. Das passte nicht zusammen. Entweder war der Körper verwest und bis zur Unkenntlichkeit entstellt, oder er war gut erhalten und identifizierbar.
       Ich erweiterte meine Recherche im Archiv des Courrier du Jura auf den Monat Juli. Keine Zeile. Die beiden Tageszeitungen hatten nicht mehr über den Fall berichtet. Ich versuchte Kontakt zu den Verfassern der Artikel aufzunehmen. Keiner von beiden war in der Redaktion, und ihre privaten Telefonnummern und Adressen würde man mir am Telefon nicht mitteilen.
       Immerhin gab man mir die Nummer der Geschäftsstelle von AFP in Besançon. Am anderen Ende meldete sich eine junge, dynamische Stimme. Zweifellos ein Praktikant. Ich stellte mich vor und erwähnte den Fall Simonis.
       »Führen Sie Ermittlungen durch?«, fragte der Journalist begeistert.
       »Ich erkundige mich nur. Was wissen Sie darüber?«
       »Ich habe das erste Fernschreiben aufgesetzt. Ein echter Schlag ins Kontor. Die Entdeckung einer Leiche in der Nähe eines Klosters. Ziemlich heiße Sache, sollte man meinen, oder? Vor allem wenn es sich um die von Sylvie Simonis handelt! Doch die Gendarmerie hat uns auf dem Trocknen sitzen lassen. Ich habe die Untersuchungsrichterin kontaktiert: Nichts. Der Gerichtsmediziner, ebenfalls Fehlanzeige. Ich bin sogar extra nach Notre-Dame-de-Bienfaisance gefahren. Man hat mir den Zutritt verwehrt.«
       »Wieso dieses Stillschweigen?«
       »Man wollte uns weismachen, es hätte sich um einen Kletterunfall gehandelt. Dass es nichts Besonderes damit auf sich hätte. Ich glaube, das genaue Gegenteil ist der Fall. Sie schweigen, weil sie etwas

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