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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Leiche?«
       »Nichts.«
       »Was weißt du über den ungewöhnlichen Zustand der Leiche?«
       »Gerüchte. Es heißt, der Leichnam sei stellenweise bis auf die Knochen abgefault gewesen, das Gesicht dagegen soll gut erhalten gewesen sein.«
       »Sonst hast du nichts erfahren?«
       »Ich habe Valleret befragt, den zuständigen Gerichtsmediziner. Er behauptete, so etwas sei gar nicht selten. Er hat mir Beispiele von Leichen genannt, die selbst nach Jahren noch nicht verwest waren, besonders die von Männern und Frauen, die später heiliggesprochen wurden.«
       »Es kommt vor, dass ein Leichnam nicht verwest, aber nicht, dass er nur halb verwest.«
       »Sie sollten mit Valleret darüber sprechen. Ein Ass seines Fachs. Er kommt aus Paris, er hat dort wohl Scherereien gehabt.«
       »Was für Scherereien?«
       »Weiß nicht.«
       Ich wechselte das Thema.
       »Ich habe gehört, dass es sich um ein satanistisches Verbrechen gehandelt haben soll. Weißt du etwas darüber?«
       »Nein, noch nie was in der Art gehört.«
       »Und das Kloster?«
       »Notre-Dame-de-Bienfaisance? Es wird nicht mehr als Kloster genutzt, das heißt, es gibt keine Mönche oder Nonnen mehr dort. Es ist jetzt eine Art Refugium, eine Stätte der Einkehr. Missionare ziehen sich dorthin zurück und auch Trauernde.«
       Ich stand auf.
       »Ich werde einen Abstecher nach Sartuis machen.«
       »Ich komm mit Ihnen!«
       »Wenn du dich nützlich machen willst«, sagte ich, »fahr zum Landgericht und sieh nach, ob mein Besuch Wellen geschlagen hat.«
       Er wirkte enttäuscht. Um ihn aufzumuntern, sagte ich:
       »Ich ruf dich später an.«
       Zum Abschluss zeigte ich ihm das Foto von Luc.
       »Hast du diesen Mann schon einmal gesehen?«
       »Nein, wer ist das?«
       Man könnte meinen, dass Luc Besançon gemieden hätte. Ohne zu antworten, ging ich zur Tür.
       »Letzte Frage«, sagte ich, mich noch einmal umdrehend. »Kennst du Lokaljournalisten in Sartuis?«
       »Klar. Jean-Claude Chopard vom Courrier du Jura. Er hat sich intensiv mit dem ersten Fall beschäftigt. Er wollte sogar ein Buch darüber schreiben.«
       »Glaubst du, dass er mit mir sprechen wird?«
       »Im Vergleich zu ihm bin ich verschwiegen wie ein Grab.«

KAPITEL 28
    »Ein Gerichtsmediziner namens Valleret? Noch nie gehört.«
       Ich fuhr Richtung Südwesten, ins Viertel Planoise, wo sich das Klinikum Jean-Minjoz befand. Ich hatte Svendsen angerufen. Er kannte alle bedeutenden Gerichtsmediziner Frankreichs und Europas. Er hätte in Paris von einem renommierten Spezialisten, einem »Ass« seines Fachs, gehört. Shapiro hatte auch von »Scherereien« gesprochen. Vielleicht praktizierte Valleret als Facharzt auf einem anderen Gebiet in Paris. Die Gerichtsmedizin war manchmal eine Zuflucht für Ärzte, die vor den Lebenden flohen.
       »Im Klinikum Jean-Minjoz in Besançon. Kannst du dich schlau machen? Ich glaube, er hat in Paris Probleme gehabt.«
       »Eine Leiche im Schrank vielleicht?«
       »Sehr witzig. Machst du’s oder nicht? Es eilt.«
       Svendsen feixte:
       »Halt die Leitung frei, mein Schatz.«
       Ich schaltete mein Handy aus und fuhr auf den Parkplatz der Klinik. Das Krankenhaus war ein trostloses Betonsilo mit Reihen schmaler Fenster, das offenbar in den fünfziger Jahren erbaut worden war. In Höhe des ersten Stockwerks hingen Spruchbänder: »Dreht uns nicht die Luft ab!«, »Subventionen statt Reduktionen!«
       Ich zündete mir eine Zigarette an und klopfte ungeduldig gegen das Lenkrad. Ich musste mich beeilen, denn Capitaine Sarrazin würde mir auf den Fersen bleiben. Er würde mich nicht nur beschatten lassen, sondern mit Sicherheit versuchen, mir immer einen Schritt voraus zu sein. Vielleicht hatte er sogar schon Valleret angerufen … Das Läuten meines Handys ließ mich zusammenzucken.
       »Dein Typ hatte allen Grund, sich auf Leichen zu verlegen.«
       Ich sah auf meine Uhr. Svendsen hatte weniger als sechs Minuten gebraucht, um fündig zu werden.
       »Zunächst hat er als orthopädischer Chirurg gearbeitet. Ein echter Meister seines Fachs, wie es scheint. Aber er bekam Depressionen und hat Mist gebaut. Eine Operation ging schief.«
       »Das heißt?«
       »Ein Kind. Eine Infektion. Valleret hatte während der Operation einen Aussetzer und mit dem Skalpell einen Muskel durchtrennt. Seither hinkt der

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