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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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blonde Mädchen gibt«, sagte ich nur, während ich mein Pferd an einem Baumstumpf vorbeilenkte, der im hohen Gras vor mir aufgetaucht war.
    »Ich hoffe, es sind auch einige dabei, die älter als sechzehn sind«, wandte David lächelnd ein. »Meinetwegen brauchen die dann auch nicht blond zu sein.«
    Er blickte zu mir her, wobei sein Lächeln zu einem Grinsen wurde. O ja, er schien genau zu wissen, was in mir vorging. Der Tag, an dem er ins Zimmer gestürzt und Sayd und mich beinahe in einer verfänglichen Situation erwischt hatte, war seitdem zwar nie zur Sprache gekommen, doch in seinen Augen funkelte es manchmal schelmisch, wenn er sich mit Sayd über Frauen unterhielt. Und hin und wieder schenkte er mir so ein Grinsen wie jetzt.
    »Ich bin sicher, dass du nicht viel Zeit haben wirst, dich um die Mädchen aus dem Dorf zu kümmern«, entgegnete ich kühl. »Immerhin sollen wir unsere Auserwählte auf ihre Aufgabe vorbereiten. Du bist nicht nur Schmied, sondern kämpfst auch sehr gut, also konzentriere dich besser auf dein Schwert.«
    »Das tue ich doch laufend.« David warf dann den Kopf in den Nacken und lachte auf.
    »Dieses Schwert meinte ich aber nicht!«, sagte ich betont ernst, konnte aber nicht mehr an mich halten und lachte ebenfalls.
    An der Dorfgrenze machten wir halt und ließen den Blick über die kleinen Häuser schweifen.
    »Schade, dass wir nicht die Fähigkeit haben, durch Wände hindurchzublicken«, raunte David, der sich inzwischen wieder beruhigt hatte. »Wenn wir wüssten, dass dieses Mädchen dort ist …«
    »Allah hat vor den Erfolg die Mühe gestellt«, entgegnete Sayd und kniff die Augen zusammen, als könnte er doch in die Stuben schauen. Erkannte er das Dorf aus seiner Vision? »Wo bliebe denn sonst der Reiz?«
    »Außerdem würde ich gern einen Blick auf diesen Jacques d’Arc werfen«, wandte ich ein. »Immerhin hat er die Söldner davon abgehalten, das Dorf zu plündern.«
    »Mit Goldstücken wäre mir das auch gelungen«, spottete David.
    »Das hält die Söldner in der Regel dennoch nicht davon ab, wiederzukommen und alles zu brandschatzen«, hielt ich dagegen. »Etwas muss an dem Mann sein, sonst wäre die Sache anders ausgegangen.«
    »Du meinst, er hat besondere Fähigkeiten?«, fragte Sayd.
    »Er scheint jedenfalls mutig zu sein und könnte uns, sollten wir das Mädchen in diesem Dorf finden, behilflich sein. – Immerhin scheint er auf Seiten des Dauphin zu stehen.«
    »In Ordnung, statten wir dem Mann einen Besuch ab. Aber zuvor sollten wir einen Blick auf die andere Seite des Dorfes werfen, vielleicht sehen wir da mehr Menschen als hier.«
    In angemessenem Abstand umrundeten wir die kleine Ortschaft, die aus verschiedenen Bauernstellen bestand. Die Äcker hinter Domrémy wirkten fruchtbar, und die wenigen Menschen, die wir zu Gesicht bekamen, sahen nicht so aus, als würden sie Not leiden. Es gab überraschend viele Kinder unterschiedlichen Alters, die lärmend und lachend durch die Gassen liefen und die Gänse verschreckten, die auf einer kleinen Wiese neben dem Dorf weideten.
    »Da!«, wisperte Sayd plötzlich und deutete nach vorn. Das Erste, was ich sah, war eine Herde hellbrauner Rinder mit großen Hörnern. Die Gestalt des Hirten war zwischen den massigen Leibern kaum auszumachen. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich, dass die Tiere von einem etwa zwölf oder dreizehn Jahre alten, sehr zierlichen Mädchen geführt wurde, das keine Chance hätte, wenn die Herde in Aufruhr geriete. Doch die Tiere folgten ihr lammfromm, erlaubten sich nur hin und wieder, ein Büschel Gras vom Wegrand abzureißen.
    »Die Kleine ist immerhin blond«, sagte David, während Sayd das Mädchen mit zusammengekniffenen Augen musterte.
    »Erkennst du sie wieder?«, fragte ich, doch Sayd rührte sich nicht, als würde er von einer weiteren Vision heimgesucht werden. Wenn dem so wäre, hätten wir zumindest Gewissheit …
    »Ich bin mir nicht sicher«, entgegnete Sayd nach einer Weile. »Ihre Züge ähneln denen, die ich gesehen habe«, fuhr er nach einer Weile fort. »Allerdings war ihr Gesicht in der Vision etwas verschwommen.«
    »Erkennst du denn wenigstens das Dorf wieder?«, fragte ich nun.
    »Nein, ich habe das Mädchen auf dem Schlachtfeld reiten sehen. Aber von irgendwoher wusste ich, dass sie aus einem Dorf stammt.«
    »Dann sollten wir ihr besser folgen.« Ich deutete auf die schmale Gestalt, die gerade der Herde den Rücken kehrte und im hohen Gras verschwand. Durch das Rauschen der

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