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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Kinder, drei Knaben und zwei Mädchen. Unsere Anwärterin auf die Rettung Frankreichs schien die Ältere der Töchter zu sein. Und sie war es auch, die an diesem Abend das Tischgebet sprach, bevor die Mutter begann, die Suppe auszuteilen.
    Auf den ersten Blick unterschied die Arcs nichts von anderen Familien, denen wir begegnet waren. Ahnten die Eltern, was ihre Tochter wahrscheinlich an jedem Nachmittag, wenn sie sie auf die Weide schickten, heimlich tat?
    »Jeanette, ich habe heute mit Maître Moreaux gesprochen«, hob der Vater an, nachdem das Tischgebet beendet war. »Sein Sohn hat ein Auge auf dich geworfen.«
    Diese Nachricht traf das Mädchen offenbar so unverhofft, dass sie sich verschluckte und zu husten begann. Während die Brüder in Gelächter ausbrachen, klopfte ihre jüngere Schwester ihr besorgt auf den Rücken.
    »Verzeiht, Papa«, sagte sie schließlich, als sie sich wieder beruhigt hatte. »Ihr habt mich damit überrascht.«
    »Nun, du kennst doch den Michel, nicht wahr?«
    Jeanne nickte, aber glücklich wirkte sie nicht.
    »Er wäre gewillt, dich zur Frau zu nehmen. Außerdem würde es von großem Vorteil für unseren Hof sein.«
    Jeanne wirkte auf einmal wie versteinert.
    »Was ist dir, Kind?«, fragte die Mutter, worauf ein wütendes Funkeln in den Augen des Mädchens erschien.
    »Ich werde ihn nicht heiraten«, sagte das Mädchen mit ruhiger, fester Stimme, obwohl man ihr ansehen konnte, dass es in ihrem Innersten brodelte.
    Jacques, der Mund eine schmale Linie, blickte zu seiner Frau.
    »Aber Kind«, wandte die Mutter ein. »Die Moreaux sind sehr angesehene Leute und …«
    »Ich bin zu jung«, fuhr Jeanne ihrer Mutter ins Wort, senkte dann aber sittsam den Kopf. »Ich bin noch nicht bereit, meine Jungfernschaft aufzugeben.«
    Jacques d’Arc betrachtete seine Tochter einen Moment lang beinahe ungläubig, dann schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch, dass die Schüsseln nur so klirrten.
    »Es ist die Pflicht des Weibes, zu heiraten! Davon bist du nicht ausgenommen!«
    Jeanne zuckte zusammen, doch als sie ihren Kopf wieder hob, war ihr Blick voll unbeugsamem Trotz.
    »Das ist mir bewusst, Vater, doch ich habe meine Jungfernschaft in die Hände Gottes gelegt.«
    Ich hielt den Atem an, als sich der Körper des Vaters anspannte. Er war Jeanne nicht nahe genug, um ihr eine Ohrfeige zu geben. Doch kurz glaubte ich wirklich, dass er aufspringen und sie züchtigen würde.
    Einen Moment lang fixierten sich Vater und Tochter wie erbitterte Feinde. Die Mutter war kreidebleich geworden, während ihre Brüder gespannt abwarteten, was jetzt wohl passieren würde.
    »Geh mir aus den Augen!«, sagte Jacques d’Arc schließlich scharf, blieb aber auf seinem Platz.
    Ohne Reue zu zeigen, erhob sich das Mädchen, knickste und ging dann zu der schmalen Stiege, die wohl zu ihrer Kammer führte.
    Erleichtert atmete ich aus. Ich wusste nur zu gut, dass besonders von Mädchen bedingungsloser Gehorsam gefordert wurde. Andere Väter hätten ihre Tochter womöglich weitaus schlimmer abgestraft. Offenbar war am Charakter Jacques d’Arcs doch etwas Besonderes, auch wenn er wie alle anderen Väter auf die Heirat seiner Tochter drängte.
    Ich blickte zu Sayd, auf dessen Gesicht ein feines Lächeln lag.
    »Was denkst du?«, fragte ich flüsternd.
    Er wandte den Blick vom Fenster ab, schüttelte den Kopf und sah mich dann breit grinsend an. »Leider hatte ich nie die Gelegenheit, dich in dem Alter kennenzulernen. Doch ich würde unsere Bibliothek darauf verwetten, dass du dich ähnlich verhalten hättest.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Mein Vater hätte nie versucht, mich zur Heirat zu zwingen! Du weißt, dass ich die Herrschaft über den Stamm übernehmen sollte.«
    »Das hättest du aber auch an der Seite eines Mannes tun können«, hielt Sayd dagegen, während David im Hintergrund leise vor sich hin kicherte. »Früher oder später hätte dein Vater darauf gedrungen, dass du dir einen Gatten suchst.«
    »Das hätte er …« Ich senkte meine Stimme wieder, denn ich wollte nicht, dass die Leute im Haus auf uns aufmerksam wurden. Verfluchter Sayd, warum muss er mich auch reizen? »Hätte er nicht. Er wusste, dass es zwecklos gewesen wäre, mich zwingen zu wollen.«
    »Dein Vater muss in dir wirklich seine Nachfolgerin gesehen haben«, entgegnete Sayd daraufhin und etwas auf seinem Gesicht veränderte sich nun. »Mein Vater wäre nicht so nachsichtig mit einer Tochter gewesen.«
    Sayd hatte nie eine Schwester

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