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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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für Erheiterung gesorgt hatte.
    Der Ausfall aus der Stadt erfolgte einen halben Tag später.
    Es war äußerst schwierig, Jeanne im Blick zu behalten und dabei weder einen englischen Pfeil noch einen Spieß zwischen die Rippen zu bekommen. Es tat mir leid, so viele englische Burschen in den Tod schicken zu müssen, aber schon mein Vater hatte mir stets eingebläut, dass der Krieg ein gieriges Ungeheuer war, welches sich seine Opfer nahm, wie es ihm beliebte. Entscheidend war nur, ob man zu jenen gehörte, die es fütterten, oder ob man selbst zum Futter wurde.
    Jeanne schien von der Gefahr wie magisch angezogen zu werden. Stets war ihre Fahne im dichtesten Kampfgetümmel zu finden, diesmal trug sie die mit dem Engel, der Michael sein sollte – vermutlich wegen Sayd, weil sie ihn für das, was er ihr übers Kriegshandwerk beigebracht hatte, bewunderte und achtete. Hin und wieder sah ich, wie sie – glücklicherweise entgegen dem Ratschlag des Priesters – ihr Schwert hob und damit eine Waffe abwehrte oder gar jemanden verletzte. Eine ganze Weile kämpfte Jeanne unerschrocken und motivierte ihre Männer, so gut sie konnte, doch schließlich sah ich, wie sie zusammenzuckte. Ein Pfeil hatte sie in die Seite getroffen!
    Rasch entledigte ich mich meines derzeitigen Gegners mit meiner Unterarmklinge und versuchte, zu ihr zu gelangen.
    Wie sich zeigte, hatte auch Sayd ihre Verletzung mitbekommen. Beinahe zeitgleich kamen wir bei ihr an. Jeanne schwankte im Sattel und wir waren gezwungen, drei Angreifer, die auf sie zustürmten, in Windeseile zu erledigen.
    »Sie muss im Sattel bleiben!«, rief Sayd mir zu. »Sorg dafür, dass die Soldaten wegbleiben.«
    Ich gegen ein ganzes Heer? Mein Vater wäre stolz auf mich gewesen! Während Sayd sich um das Mädchen kümmerte, wandte ich mich mit erhobenem Schwert den Engländern zu.
    Mir war es unmöglich, zu steuern, wann und wie die Rage mich überkam, doch angesichts der vielen Gegner, die es auf Jeanne abgesehen hatten, dauerte es nicht lange, bis sich mein Sichtfeld rot einfärbte und ich jene grenzenlose Wut verspürte, die immer dann kam, wenn ich mich auf das Äußerste um meine Freunde sorgte.
    Kurz bekam ich noch mit, wie Sayd Jeanne den Pfeil herauszog, während er sie auf dem Sattel stützte, dann senkte sich die Wut wie ein blutiger Schleier über meine Seele.
    Wie viele Soldaten ich tötete, bis es wieder nachließ, wusste ich nicht. Ich schmeckte verschiedene Arten von Blut, meine Haut sog sich voll damit, während meine Arme ohne das kleinste Anzeichen von Erlahmung kämpften. Als die Rage schließlich nachließ, waren Sayd und Jeanne verschwunden –ich aber stand auf einem Berg von Leichnamen.
    Die Engländer, die noch übrig geblieben waren, stierten mich schreckensbleich an und ergriffen die Flucht.
    Keuchend sah ich mich um. Schwere überkam meine Glieder, sodass ich mein Schwert sinken ließ.
    Ob Jeannes Heerführer – La Hire, de Rais und andere – mitbekommen hatten, was ich hier tat?
    Nach einer Weile kam Sayd zu mir gelaufen.
    »Alles in Ordnung«, nahm ich seine Frage vorweg. »Ich bin nicht verletzt.«
    Sayd grinste breit. »Wie solltest du auch? Anscheinend hast du mehr Blut bekommen, als deine Quelle braucht, du solltest dich waschen.«
    »Was ist mit Jeanne?«
    »Sie wird gerade von ihren Leuten gefeiert, immerhin kämpfte sie, obwohl sie verletzt war.«
    »Du hast ihre Wunde geheilt, nicht wahr?«
    Sayd grinste frech. »Nein, das war nicht ich, das war Gott! Bei dieser Version solltest du bleiben, wenn man dich fragt.«
    »Das werde ich bestimmt. Nur hoffe ich, dass die Leute nicht vor mir Reißaus nehmen, nachdem sie gesehen haben, was ich mit den Engländern gemacht habe.«
    »Sie hatten alle nur Augen für die Flüchtenden – und Jeanne.« Sayd streckte mir die Hand entgegen. »Komm, mein Schmutzfink, du musst ins Wasser.«
    In der Tat wurde Jeanne in Orléans gefeiert, als hätte sie dem König in diesem Augenblick die Krone aufs Haupt gesetzt. In dem Gewühl der sie umgebenden Adligen, Feldherren und Soldaten war sie kaum auszumachen, aber gewiss war sie glücklich.
    Ich begab mich, wie Sayd es gefordert hatte, in den Waschzuber und schrubbte mir das Blut vom Leib, das meine Haut nicht hatte aufnehmen können, warf mir dann neue Kleider über und trat aus der Tür. Zunächst wähnte ich mich allein, doch dann tauchte vor mir plötzlich eine Gestalt auf. Sie blieb mitten im Gang stehen, als wollte sie mir den Weg versperren.
    Alarmiert

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