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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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entsicherte ich meine Unterarmklinge und schritt voran. Da machte auch der Unbekannte einen Schritt nach vorn und geriet in den Schein einer Fackel, sodass ich sein Gesicht stehen konnte.
    Augenblicklich erstarrte ich.
    Vor mir, wie ein Schatten aus der Vergangenheit, stand Gabriel.
    Es dauerte eine Weile, bis ich mich von dieser Überraschung erholt hatte. Ungläubig musterte ich ihn. War er es wirklich? Sein schwarzes Haar wirkte verfilzt, der Mantel schlotterte um eine Gestalt, die merklich dünner geworden war. Gaukelten mir meine Augen etwas vor? Hatte ich während des Durchbruchs zu viel Blut abbekommen?
    »Gabriel?«, fragte ich ungläubig, worauf er nickte.
    »Und du bist Laurina, nicht wahr?«
    Diese Worte versetzten mir den schlimmsten Schreck seit langem. Er war vor mich getreten und frage mich nun nach meinem Namen. Wie erstarrt stand ich vor ihm, war nicht in der Lage, mich zu bewegen.
    »Laurina!«
    Noch eine bekannte Stimme! Jared kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zugelaufen, doch sein Anblick konnte mich nicht davon abbringen, Gabriel beinahe schon entsetzt anzustarren.
    Mein Geliebter, auf den ich die ganze Zeit gewartet hatte, erkannte mich nicht mehr! War das die Strafe dafür, dass ich meinem Verlangen nach Sayd nachgegeben hatte?
    Erst als Jared mich am Arm berührte, kam ich wieder zu mir. »Laurina, wie schön, dich wiederzusehen!« Er schlang seine Arme um meine Schultern und zog mich an sich. Noch immer konnte ich meinen Blick nicht von Gabriel abwenden, der dastand, als sei er nur eine Stele, ein Bildnis seiner selbst.
    »Du musst wissen, dass er sich nicht an alles erinnert«, raunte mir Jared zu, während er mich noch immer umarmte. »Das Wasser hat ihm einen Großteil seiner Erinnerungen genommen, aber er ist es, das kannst du mir glauben.«
    Daran hatte ich keinen Zweifel. Und ich schämte mich sogleich dafür, dass ich ihm nicht in die Arme gefallen war und ihn geküsst hatte. All die Jahre hatte ich auf diesen Moment gewartet und nun …«
    Ich machte mich los, trat vor Gabriel und betrachtete ihn, der sich nicht rührte. Obwohl ich sein Gesicht wiedererkannte, war sein Blick war nicht mehr derselbe und verriet auch nichts von der Liebe, die er einst für mich empfunden hatte.
    Dennoch schloss ich ihn in meine Arme und gab ihm einen Kuss – auf die Wange.
    Er erwiderte meine Umarmung linkisch, als sei er nicht darauf gefasst gewesen, was mir beinahe noch mehr wehtat. Dann sagte er: »Bitte verzeih, wenn ich mich nicht an dich erinnerte, wie du es vielleicht erwartest. Doch ich weiß, dass du mir einst wichtig warst. Die anderen haben mir viel über dich erzählt, und ich hoffe, dass ich eines Tages wiederfinde, was ich verlor. Bitte sei mir jedoch solange nicht böse, ich möchte dir nicht die Unwahrheit sagen.«
    Sein Bild verschwamm vor meinen Augen unter einem Schleier aus Tränen. Mein Gabriel, nur noch eine leere Hülle. Ich warf mich ihm dennoch in die Arme und küsste ihn jetzt richtig. Meine Hoffnung, dass dies seine Erinnerung wiederherstellen würde, war allerdings vergebens. Seine Lippen blieben kalt, seine Augen fragend. Mein Gabriel war nicht mehr mein Gabriel.
    Auch Sayd und David, die von Vincenzo und Ashar ausfindig gemacht worden waren, freuten sich, Gabriel wieder bei sich zu sehen. Sie umarmten ihren Freund, begrüßten ihn aufs Herzlichste und ließen sich von Jared erklären, was mit ihm los war.
    Als Sayds Blick mich traf, waren meine Tränen schon wieder versiegt. Aber meine Augen leuchteten sicher noch immer und ich hatte nicht das Verlangen, zu verbergen, wie schwer mir das Herz war. Als Sayd sich nun neben mich stellte, spürte ich seine Hand an meiner – jedoch so, dass Gabriel nichts davon sah. Hätte er es uns übelgenommen? Auf jeden Fall tröstete mich die Berührung ungemein und vertrieb einen Teil der Trauer aus meiner Brust.
    »Du solltest uns erzählen, was du noch weißt«, schlug Sayd schließlich vor. »Dann werden wir berichten, warum wir hier sind.«
    »Ein wenig hat Vincenzo mir schon verraten«, entgegnete Gabriel. »Aber ich brenne darauf, mehr zu erfahren.«
    »Gut, dann lasst uns einen Ort suchen, an dem wir ungestört reden können. Heute feiert hier alles unsere Heldin.«
    Wir besorgten uns von den Dingen, welche die Bewohner der Stadt aus Dankbarkeit bei den Zelten abgegeben hatten, Wein, Brot und Käse und begaben uns in eine leere Scheune abseits der Feierlichkeiten.
    In den Straßen von Orléans war alles still. Nicht einmal

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